Tage Alter Musik – Almanach 2014

Byrd für den protestantischen Gottesdienst komponierte, folgt ein „Jubilate“ aus Robert Ramseys „Service of four parts“. Anschließend erklingt ein harmonisch und kontrapunktisch üppiges „Gloria“ des katholischen Komponisten Thomas Weelkes, bevor dann ein „Te Deum“, wiederum aus der Feder von Robert Ramsey, die schlichtere, textbetonte Schreibweise der protestantischen Kirchenmusik des frühen 16. Jahrhunderts repräsen- tiert. Musik: Sing Joyfully (2’14) / Jubilate (2’23) / Gloria (3’05) / Te Deum (5’36) Das Vokalensemble Voces8 sang geistliche Musik der englischen Renaissance. Sie hörten eine Aufnahme vom 6. Juni 2014 aus der Dominikanerkirche in Regensburg. Der Name der achtköpfigen Gruppe ist übrigens eine italienisch-englische Kombination, die sich schlicht und einfach mit „8 Stimmen“ übersetzen lässt. O-Ton: Barnaby Smith „Einige von uns kennen sich schon sehr lange. Wir waren Chorknaben und sind in der englischen Tradition groß geworden. Vier von uns entstam- men dem Knabenchor von Westminster Abbey, die anderen kommen aus Chören in Winchester und Cambridge. Als Teenager sangen wir gemein- sam im nationalen Jugendchor Englands. Als wir dann zu alt dafür waren, wollten wir weiter zusammen singen, weil wir gute Freunde geworden waren. Also gründeten wir unser eigenes Ensemble – und das war sehr erfolgreich. Wir hatten das Glück, ein paar Wettbewerbe zu gewinnen. Dadurch wuchs unser Selbstbewusstsein und wir machten schnell Fortschritte. In den letzten acht, neun Jahren haben wir hart gearbeitet und es läuft wirklich gut. Wir sind sehr glücklich, das als Full-Time Job machen zu dürfen – es ist eine wunderschöne Art, die Welt kennenzulernen. Zusammen Musik zu machen, ist eine großartige Erfahrung.“ Seit seiner Gründung vor zehn Jahren stieg das Ensemble um Barnaby Smith bald in die erste Riege der renommierten englischen Vokalensembles auf. Voces8 ist pro Jahr etwa sechs Monate auf Konzertreisen und absolviert im Schnitt weltweit 120 Auftritte pro Jahr. Nach den Vokalwerken der englischen Renaissance standen im Konzert bei den TAM Regensburg zwei geistliche Kompositionen aus Italien auf dem Programm. Hören Sie zunächst Giovanni Palestrinas achtstimmiges „Magnifcat“ und anschließend „Cantate Domino“ von Claudio Monteverdi. Musik: Magnificat (4’35) / Cantate (1’53) Das englische Vokalensemble Voces8 interpretierte geistliche Musik der italienischen Renaissance – zuletzt das „Cantate Domino“ von Claudio Monteverdi. Hören Sie nun noch einmal zwei Werke aus dem „Service of four parts“ des schottischen Komponisten Robert Ramsey. Auf das „Magnificat“ folgt das „Nunc dimittis“, der Schluss-Satz der anglikanischen Messvertonung. Dazwischen schob Voces8 eine kurze Komposition von Thomas Tomkins ein, in der König David den Tod seines Sohnes betrauert. ZITAT „Als David hörte, dass Absalom erschlagen war, ging er hinauf in sein Zimmer über dem Tor und weinte. Er sprach: „Mein Sohn, mein Sohn, o Absalom, wollte Gott, ich wäre für dich gestorben.“ Musik: Magnificat (2’59) / David (4’05) / Nunc dimittis (2’15) Das war das „Nunc dimittis“ aus dem „Service of four parts“ von Robert Ramsey, einem schottischen Komponisten, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts am britischen Königshof von Jakob I. angestellt war. Sie hörten das Ensemble Voces8, das am 6. Juni 2014 im Rahmen der Tage Alter Musik Regensburg in der dortigen Dominikanerkirche ein Programm mit geistlichen Vokalwerken der Renaissance präsentierte. Das Ensemble um seinen künstlerischen Leiter Barnaby Smith verwendet viel Probenzeit darauf, für jedes einzelne Stück die richtige Balance zwischen den acht Stimmen zu finden – und profitiert dabei von der gründlichen Ausbildung in der englischen Gesangstradition. O-Ton: Barnaby Smith „Wir haben in England 40 professionelle Kathedralchöre, außerdem noch eine große Anzahl von College-Chören. Wir werden also von sehr klein auf in diesem spezifischen Gesangsstil erzogen. Wir in Voces8 sehen uns als acht einzelne Sänger, die versuchen, wie ein einziges Instrument zu klingen. Man kann das vielleicht mit dem Klang einer Orgel vergleichen. (…) Wenn man, wie wir, über acht Stimmen verfügt, die individuell sehr unterschiedlich sind, gibt es eine Menge von Timbres und wir müssen daran arbeiten, diese Farben zu mischen. Denn um Renaissance-Musik wirk- lich zum Klingen zu bringen und sie verständlich zu machen, müssen sich die Stimmen aneinander anpassen. Ein großer Teil dieser Musik besteht in polyphoner Imitation. Das Publikum kann diese Imitation aber nur verstehen, wenn der Klang homogen ist. Sonst hört man nicht heraus, dass eine Stimme die andere imitiert.“ Einer der musikalischen Höhepunkte des Konzerts in der Regensburger Dominikanerkirche war ein „Magnificat“ aus der Feder des heute fast ver- gessenen deutschen Komponisten Hieronymus Prätorius. O-Ton: Barnaby Smith „Es basiert auf dem englischen Stil, bezieht sich aber zugleich auf den antiphonalen Stil der venezianischen Schule und lässt auch eine Virtuosität anklingen, die man eher mit Monteverdi assoziiert. Diese Mischung der Stile geschieht mit atemberaubender Eleganz. Es ist ein wunderschönes Stück, es malt den Text aus und ist zugleich fantastische Musik. Ich bin sicher, wenn das deutsche Publikum dieses Stück nicht kennt, wird es begeis- tert sein, zu hören, dass es aus ihrem eigenen Land stammt.“ Musik: Magnificat von Praetorius (5’42) Voces8 sang das Magnificat von Hieronymus Praetorius, einem Komponisten der deutschen Renaissance. Im Musikpanorama des Deutschlandfunk steht heute eine Aufnahme von den Tagen Alter Musik Regensburg auf dem Programm. Den abschließenden Teil des Konzerts „A vocal tapestry“ vom 6. Juni hören Sie im zweiten Teil dieser Sendung nach den Nachrichten. Bis dahin ist Voces8 nun noch in einer Studio-Aufnahme zu hören: Henry Purcell, damals Organist an der Chapel Royal und an Westminster Abbey, schrieb sein Anthem „Praise the Lord, o Jerusalem“ anlässlich der Königskrönung von William und Mary im Jahre 1689. Die Sänger werden beglei- tet vom französischen Barockorchester „Les Inventions“. Musik: CD Purcell-Collection: Praise the Lord

RkJQdWJsaXNoZXIy OTM2NTI=