Tage Alter Musik – Almanach 2014

2. Teil Eine Aufnahme von den Tagen Alter Musik Regensburg steht im Mittelpunkt der heutigen Sendung: am 6. Juni 2014 interpretierte das englische Ensemble Voces8 in der Dominikanerkirche geistliche Vokalwerke der Renaissance. Im Studio ist weiterhin Thomas Daun. Gegen Ende des Programms in der fast ausverkauften großen Kirche stand die Komposition „O clap your hands“ von Orlando Gibbons auf dem Programm, einem der bedeutendsten englischen Komponisten zu Beginn des 17. Jahrhunderts. O-Ton: Barnaby Smith „O clap your hands“ ist ein wunderbares Musikstück. Gibbons schrieb es für sein Schluss-Examen der Magisterprüfung. Deshalb wollte er vor allem zeigen, was er alles konnte. Er wollte der Welt zeigen, dass er antiphonale Musik im italienischen Stil schreiben konnte, dass er die polypho- ne Schule Englands beherrschte, dass er den Text in den Vordergrund rücken konnte oder die Musik; so haben wir dieses unglaubliche 4 ½ Minuten kurze Vokalstück – ich habe das bestimmt schon 500 Mal gehört – und jedes Mal bin ich hypnotisiert davon, wie viele Dinge da gleichzeitig pas- sieren. Und am Ende mündet die Musik in diese zwei Schlussakkorde. Ein wunderschönes Stück Musik.“ ImAnschluss an die virtuose Komposition von Orlando Gibbons ertönt dann noch einmal das gesungene Nachtgebet „Te lucis ante terminum“ von Thomas Tallis, mit dem Voces8 sein Konzert auch eröffnet hatte. Diesmal schreiten die Sängerinnen und Sänger vom Altarraum zurück ins Kirchenschiff, so dass die Musik schließlich in der Ferne verhallt. Musik: O clap your hands (4’30) / Te lucis (3’15) Das Ensemble Voces8, aufgenommen am 6. Juni 2014 im Rahmen der Tage Alter Musik Regensburg. Für den lang anhaltenden Applaus bedank- ten sich die Musiker zunächst mit einem „Jubilate Deo“ aus der Feder des italienischen Renaissance-Komponisten Giovanni Gabrieli. Als zweite Zugabe erklang „Blagoslovi, dushe moya, Gospoda“, „Lobe den Herrn, meine Seele“, ein geistlicher Gesang in kirchenslawischer Sprache aus Sergej Rachmaninovs „Vesper“ op. 37. Musik: Jubilate (4’05) / Blagoslovi (3’20) Das junge englische Ensemble Voces8 sang einen Satz aus Sergej Rachmaninovs Vesper op. 37. Im Musikpanorama im Deutschlandfunk hörten Sie einen Mitschnitt von den Tagen Alter Musik Regensburg. „A Vocal Tapestry“ – Ein Bilderteppich aus Stimmen – so lautete das Motto des Konzerts am 6. Juni 2014 in der Dominikanerkirche Regensburg. Bis zum Beginn der nächsten Sendung bleibt noch etwas Zeit, in der ich Sie zu einem musikalischen Portrait von Voces8 einladen möchte. Dabei sind Aufnahmen verschiedener CDs des Ensembles zu hören, die in den letzten Jahren erschienen und die eine enorme stilistische Bandbreite zei- gen… Musik: Hymn to the fallen Voces8 sang John Williams‘ „Hymne für die Gefallenen“, eine Bearbeitung des Soundtracks für den Steven-Spielberg-Film „Der Soldat James Ryan“. Eventide – so lautet der Titel einer in diesem Jahr veröffentlichten CD mit Gesängen zur Abendzeit. Darauf ist das Ensemble nicht nur a capella zu hören, sondern auch in Begleitung verschiedener Instrumente. Das folgende Stück stammt vom zeitgenössischen englischen Komponisten Patrick Hawes, der sich in seiner Musik von Renaissance und Romantik inspirieren lässt. Begleitet wird Voces8 vom britischen Saxophonisten Christian Forshaw. Musik: Quanta Qualia Das Ensemble Voces8 interpretierte die Komposition „Quanta Qualia“ von Patrick Hawes. Im Gegensatz zu renommierten englischen Vokalgruppen der älteren Generation, etwa den King’s Singers oder dem Hilliard Ensemble, ist Voces8 kein ausschließliches Männerensemble. Neben je zwei Bässen, Tenören und Counter-Tenören wirken auch zwei Sopranistinnen mit; für die konservative Musikszene Englands ist das unge- wöhnlich, wie Barnaby Smith erklärt: O-Ton: Barnaby Smith „Seit Beginn der englischen Chortradition gehörte es dazu, dass nur Männer mitwirken durften. Damals sangen Knaben den Sopran, aber auch im Alt durften nur Männer mitmachen. So entstand die Rolle des Counter-Tenors. Das war in den letzten fünf- oder sechshundert Jahren die eng- lische Tradition. (…) Aber jetzt, im 21. Jahrhundert, in unserer modernen Welt der Gleichberechtigung, ist es sehr wichtig, dass Mädchen diesel- ben Möglichkeiten bekommen wie Jungen. In England gibt es nun an den Kathedralen auch Mädchenchöre. Die werden meist nicht mit den Knabenchören gemischt, sondern singen davon getrennt, so dass die jahrhundertelange Tradition der Knabenchöre nicht unterbrochen wird. Aber parallel dazu dürfen die Mädchen jetzt auch dort singen. Und unsere beiden Sängerinnen, Emily und Andrea, haben dieses System durchlaufen.“ Vor allem bei der Interpretation neuerer Musik, angefangen von der Romantik bis zu Kompositionen der heutigen Zeit, ist diese gemischte Besetzung aus der Sicht des künstlerischen Leiters von Voces8 ideal. O-Ton: Barnaby Smith „Für uns ist es wichtig, die Musik, die wir interpretieren, auf unsere Art zu singen, das heißt möglichst natürlich. Bei den reinen Männer-Ensembles übernehmen die Counter-Tenöre die Oberstimme. Das ist wahrscheinlich so, wie man es früher gemacht hat – aber in heutigen Zeiten, vor allem bei unserem breit gefächerten Repertoire, ist es viel leichter und – das sage ich als Counter-Tenor – künstlerisch befriedigender, mit Frauen zu sin- gen. (…).“ „Aces High“ – so heißt eine CD mit Bearbeitungen von Jazz- und Popsongs. Wir hören daraus „Golden Eye“ des englischen Sängers Bono und anschließend „Anything goes“ von Cole Porter. Musik: Golden Eye / Anything goes

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