Tage Alter Musik – Almanach 2014

Tage Alter Musik wurden dem Motto „Celebrate this Festival“ trotz unglücklichem Ende gerecht Regensburg (xma). Es war Ende der 1950er-Jahre, als sich die Ori- ginalklangbewegung aufmach- te, „alte Musik“ zu entstauben und neu zu entdecken. In die- sem Geist wurden 1984 auch die Tage Alter Musik ins Leben ge- rufen. Wenngleich der bilder- stürmerische Kampfgeist abge- flaut sein dürfte: Das Experten- publikum ist dem Festival treu geblieben und feierte auch die 17 hochkarätigen Konzerte der Jubiläumsausgabe. Zum Auftakt setzte das Collegi- um Vocale 1704 mit der Inter- pretation der h-Moll-Messe Ak- zente: In kleiner Besetzung, ei- nem frisch musizierenden Or- chester, überwiegend hervorra- genden Solisten und überra- schenden Interpretationsansät- zen wie der solistischen Beset- zung einiger Chöre zeigte Vác- lav Luks seinen Blick auf das Werk. Dass die Bläser im mittle- Ein grandioses Fest mit internationaler Klasse ren Bereich etwas untergingen und man gerade in den Chören – wie seit Harnoncourt und Co. üblich – durch überzogene Tem- pi die Musizierfreude in Hektik kippen ließ, war nur ein kleiner Wermutstropfen. Mit den Möglichkeiten des Kir- chenraums spielte das belgische Ensemble Vox Luminis am Samstag beim Nachtkonzert in der Schottenkirche. Das Publi- kum durfte die „Exequien“ von Heinrich Schütz und Werke von Mitgliedern der Bach-Familie er- leben. Vom einstimmigen Mar- tin-Luther-Lied, das der Chor über den Kirchenraum verteilt intonierte, bis zu mehrchörigen Werken war für Abwechslung gesorgt, die das Publikum auch zu später Stunde noch bei der Stange hielt. Noch später, näm- lich nach Mitternacht, war das Konzert der Barokksolistene aus Norwegen angesetzt. Der Spaß stand im Vordergrund bei der Tavernenmusik aus der Zeit Henry Purcells, und den hatten die zehn jungen Männer auf der Bühne mit ihren Fideln, Gitarri- nos, einem „Klappcemablo“ (in Form eines Notebooks), Trom- meln und Co. sichtlich. Mit schreiend komischen Opernpar- odien, Shanties, Volksweisen und Improvisationen brachten die Mannen um Bjarte Eike den Leeren Beutel zum Toben. Um Purcell ging es auch bei der Opernproduktion „Dido und Aeneas“ – wenn auch nur am Rande: Die Inszenierung von Francesca La Cava, der Chefin der kooperierenden Tanzkom- panie E-Motion, degradierte die hervorragend interpretierte Mu- sik zum Statisten und befeuerte das Publikum mit pausenlosem Ausdruckstanz. Der ließ, egal welcher Affekt auf der Bühne zu sehen oder zu hören war, kei- nen Raum für Atem und für die doch eigentlich so spannende Musik Purcells zu. Dass das an- sonsten grandios gelungene Ju- biläumsfestival auf diese Weise beendet wurde, ist schade. Im Kampf „Tanz gegen Musik“ unterlag Purcell. Foto: Angerer Großer Andrang beim Konzert von Vox Luminis in der Schottenkirche St. Jakob

RkJQdWJsaXNoZXIy OTM2NTI=