Tage Alter Musik – Almanach 2014

Bayerischer Rundfunk BR-Klassik „Jazz und mehr“, 20. September 2014 Unter anderem mit Musik von Nils Wogram, Robert Landfermann, Jack DeJohnette’s Special Edition, Voces 8 und Les Voix Humaines Moderation & Auswahl: Roland Spiegel Thema: Jazz und mehr Musik: Voces8: Dream a little dream of me “Dream a little dream of me”: Und hier nicht in der bekannten Aufnahme von Doris Day, sondern gesungen von Voces8, einem A-cappella- Oktett, das in ganz vielen Stilen zu Hause ist. Herzlich willkommen zu dieser Ausgabe von „Jazz und mehr“ mit Roland Spiegel am Mikrophon. Voces8: Dieses Ensemble habe ich im Frühjahr bei den Tagen Alter Musik in Regensburg erlebt – natürlich mit ganz anderen Stücken. Und zwar mit geistlicher Vokalmusik der Renaissance. Wie Sie eben hören konnten, singt dieses Oktett aber auch Popmusikstücke aus den letzten mindestens fünf Jahrzehnten und beherrscht das ziemlich gut. Diese Gruppe – und die aktuellen CDs verschiedener Jazz-Interpreten – haben mich auf mein heutiges Motto gebracht. „Die Homogenen“ habe ich es genannt – und es geht mir dabei um Musik von Ensembles, die durch ihre Besetzung einen besonders homogenen Klang haben. Bei acht Gesangsstimmen kommt die Homogenität auch durch die besonders schöne Mischung der Stimmen und natürlich durch die gesangs- technische Feinabstimmung zustande. Bei vier Posaunen geht es ebenso um sehr gut beherrschte Technik – und, wie man hier hören kann, nicht zuletzt um die große Lust am Spiel. Oder um angstfreien Höhenflug mit Blasinstrumenten, ironisch gespiegelt in dem Bandnamen „Vertigo Trombone Quartet“. Musik: Vertigo Trombone Quartet: Developing good habits Voces8: Good vibrations “Good vibrations”: Ein Klassiker des Beach-Boys-Songschreibers Brian Wilson, hier aber nicht mit den Gesangsstimmen der berühmten Surfer-Band, sondern als Gesangs-Nummer von Voces8, einem Vokal-Ensemble, das 2003 aus der klassischen Chorszene Englands heraus ent- stand. Und dessen Mitgleider auch ein Schlagzeug mit den Mundwerkzeugen verblüffend gut imitieren können – ein Stilmittel, das Popmusikfans bestens vertraut ist. Zwischendurch glaubte man dann auch noch, Keyboards zu hören, aber das waren natürlich auch die Gesangsstimmen. Dieses Ensemble werden Sie später hier noch mit anderen Stücken genießen können. Vor „Good vibrations“ stand ein Stück mit dem schönen Titel „Developing good habits“ vom „Vertigo Trombone Quartet“, einem Ensemble um Jazzposaunist Nils Wogram, von dem auch die Komposition stammte. Die Vokalgruppe Voces8 konnte man dieses Jahr bei den Tagen Alter Musik Regensburg hören. Dieses Festival, das in wunderschönen Kirchen und alten Sälen immer an Pfingsten stattfindet, feierte diesmal dreißigjähriges Bestehen. Wer musikalisch offen ist für möglichst unterschiedliche Dinge, der dürfte es nicht bereuen, wenn er sich auch einmal Karten für Regensburg beschafft. Neben dem Südtirol-Jazzfestival in Bozen und Umgebung sind die Tage Alter Musik mein Lieblings-Festival, denn dort gibt es eine ästhe- tische Einheit von Musik und Orten, die ganz besonders ist. Man kann an den dortigen Spielstätten Musik so erleben, wie eben an keinem anderen Ort – im Falle von Voces8 war es die im 13. Jahrhundert entstandene Dominikanerkirche, ein beeindruckender hoher, strenger Raum für erhabene Töne. Im Reichssaal – im Alten Rathaus, das ebenfalls weitgehend aus dem 13. Jahrhundert stammt – war ein anderes Ensemble zu hören, das sich auf ganz homogene Klänge spezialisiert hat. Und zwar das Gamben-Ensemble Les Voix humaines – die menschlichen Stimmen. Hören Sie von diesem Ensemble, das in Kanada beheimatet ist, hier das berühmte Lamento aus Henri Purcells Oper „Dido und Aeneas“. Doch davor ein Stück aus einer hinreißenden CD des Jazz-Kontrabassisten Robert Landfermann. „Tiefgang“ heißt die CD – und das Stück, das Sie jetzt gleich hören, trägt den Titel „Tageszeiten“. Es ist ein Musikstück mit Klängen zum Hineinlauschen. Musik: Landfermann: Tageszeiten Les voix humaines: H. Purcell: Dido’s Lament Das Lamento der Dido aus Henry Purcells Oper “Dido und Aeneas”, die 1688 in London uraufgeführt wurde. Diese Aufnahme ausschließlich mit Gamben stammte aus dem Jahr 2008, gespielt von der kanadischen Gruppe „Les voix humaines“. Die Gambe wurde lange Zeit als das der menschlichen Stimme am nächsten kommende Instrument bezeichnet, ähnlich wie in jüngeren Zeiten das Violoncello. Die Gambe hingegen, diese Knie- oder auch Schoßgeige mit fünf bis sieben Saiten, deren Instrumentenfamilie etwa zur gleichen Zeit entstand wie die Violinenfamilie, klingt meist eine Spur zerbrechlicher als ihre viersaitigen Verwandten. Oder: zarter. Das liegt nicht nur an der Bespannung

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