Tage Alter Musik – Almanach 2015

15 Musik: Cavalieri: Tertia Die Lectio prima Musik vom Mittelalter bis zur Romantik, das ist das Motto der Tage Alter Musik Regensburg, bis nahe an die Romantik, genauer gesagt, bis zu den Mozart-Zeitgenossen Josef Martin Kraus, Johann Baptist Vanhal und Paul Vranitzky reichte das Programm, das die polnisch-deutsche Originalklang-Formation Musica Humana 430 am Samstagabend im klassizistischen Neuhaussaal des Regensburger Theaters spielte. Mein Kollege Falk Häfner hat sich mit der Oboistin Magdalena Karolak unterhalten, einer der Gründerinnen des Ensembles. O-Ton: Magdalena Karolak Und mit Attacke und Verve gingen die Musiker dann ans Werk. Musik: Johann Baptist Vanhal: Klavierkonzert C-Dur, Rondo all’inglese Musica Humana 430, Stefania Neonato, Hammerflügel Nach diesem Konzert stärkte man sich wahlweise an einem Weißbier oder einem Eis oder beidem. Dann flanierte man die paar Meter hinüber zur Dominikanerkirche: Nachtkonzert mit den Ensembles The Rose Consort of Viols und The Marian Consort. Auf dem Programm stand Vokal- und Instrumentalmusik, die der Oxforder Jurist Robert Dow in den 1570er und 80er Jahren in fünf wunderschön kalligraphisch geschriebenen Stimmbüchern festhielt, kluge lateinische Sentenzen und Kommentare zu Stücken und Komponisten inklusive. Großartig vor allem das Vokal- Ensemble The Marian Consort, das die ganze hohe gotische Kirche in zarte Resonanz brachte. Was ihr Geheimnis ist, das beschreibt der Leiter des Ensembles, der junge Countertenor Rory McCleery. Muss ich noch sagen, dass er seine musikalische Laufbahn als Chorsänger an einer eng- lischen Kathedrale begann, der von Edinburgh? Lassen Sie sich dieses schöne Englisch auf der Zunge zergehen. O-Ton: Rory McCleery „...We felt very fortunate too“... Dieses Aufeinanderhören, diese “Togetherness” charakteristischer Solo-Stimmen, die konnte man bei diesem Konzert wunderbar hören. Hier ist das Marian Consort mit dem wunderbaren Ave Maria des 1571 bei einem tragischen Unfall ertrunkenen Robert Parsons. Musik: Robert Parsons: Ave Maria, The Marian Consort „Qui tantus primo Parsone in florefuisti, quantus in autum non imorere flores“, notierte der Oxforder Gelehrte Robert Dow in eines seiner Stimmbücher über den jung verstorbenen Komponisten Robert Parsons: „Parsons, der du so groß warst in deiner Frühjahrsblüte, wie groß wärest du erst in deinem Herbst gewesen, hätte der Tod es nicht verhindert“. Fast 100 Jahre vor Parsons, 1446 in Gent wurde der Komponist Alexander Agricola geboren. Er stand im Mittelpunkt des Konzerts des Ensembles Leones Samstagnachmittag in der Regensburger St.-Oswald-Kirche. Mark Lewon, der Gründer und Leiter des Ensembles zu diesem Komponisten und zur Besetzung des Konzerts. O-Ton: Marc Lewon Musik: Alexander Agricola: Fortuna Desperata Den Zink blies hier so vorzüglich übrigens der Zinkenist Gawain Glenton. Gestern in der Dominikanerkirche auf dem Programm die geistliche Sammlung, die Claudio Monteverdi 1610 in Druck gab, darin: die sogenann- te Marienvesper. Aber so einfach ist das nicht, meint Joshua Rifkin. O-Ton: Joshua Rifkin Ja, hören wir also rein in die Messe „In illo tempore“, das wunderbar schwebende Sanctus, hier gar nicht altersweise dirigiert von Joshua Rifkin. Musik: Monteverdi, Sanctus aus der Missa „In illo tempore“ Sanctus aus der Missa von 1610 von Claudio Monteverdi mit erlesenen Solisten und dem Concerto Palatino, Leitung: Joshua Rifkin. Ja, noch sind sie nicht ganz zu Ende, die 31. Tage Alter Musik Regensburg. Festlicher Abschluss heute abend das Konzert des Originalklangensembles Les Ambassadeurs. Auf dem Programm Werke für die glanzvolle Dresdner Hofkapelle. Was für ein Orchester das war, das beschreibt der Dirigent des Ensembles, Alexis Kossenko, nämlich schlicht das beste Orchester der Welt. Erste Garnitur in Sachen Disziplin und Kraft, geformt durch den großen Johann Georg Pisendel. Ein – schöner Gedanke, finde ich – vollständiges „Symphonieorchester“ im frühen 18. Jahrhundert mit kompletter mindestens zweifacher Besetzung für alle Blasinstrumente, was vollkommen einzigartig war in der Zeit. O-Ton: Alexis Kossenko Mit Musik Antonio Vivaldis, gespielt von Les Ambassadeurs unter Alexis Kossenko geht unser Tafel-Confect live von den Tagen Alter Musik in Regensburg zu Ende. Ich danke meinen Kollegen Falk Häfner, Ilona Hanning und Gudrun Petruschka für ihre Hilfe bei den Interviews. Ich danke Christine Bauer in der Sendetechnik. Schee wars hier in Regensburg. Ich bin Andreas Grabner, seien Sie aus Nürnberg, pardon, aus Regenburg, ganz herzlich gegrüßt. Ade und auf bald. Musik: Vivaldi: Allegro aus Concerto F-Dur RV 569

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