Tage Alter Musik – Almanach 2015

22 Stück geschrieben und nichts Derartiges beabsichtigt. Problem war folgendes: er ließ im Jahr 1610 eine Sammlung geistlicher Musik drucken, die aus drei Komponenten bestand: aus einer Messe, aus Musik zu einem Vesper-Gottesdienst, aus Psalmen, Hymnus, Magnificat und auch aus etlichen kleinen geistlichen Konzerten. Problem war, dass aus drucktechnischen Gründen die Konzerte nicht erst am Ende des Bandes kamen, sondern innerhalb der Vesper-Stücke. Das hat viele Menschen irregeführt – und zum Teil ließ man sich besonders gern dadurch irreführen, weil man irgendwo im Hinterkopf die Idee hatte: hier haben wir das große Chorwerk von Monteverdi, das große Chorwerk, das den Vergleich mit Bach und Händel bestehen kann. Da war irgendwie der Wunsch der Vater der Idee und einer Wirklichkeit. Aber eigentlich waren für Monteverdi diese drei Dinge voneinander getrennt zu halten. Wir wollten das wieder irgendwie herstellen: die Konzerte sollten eigentlich für sich alleine gelten und auch die Vesper- Stücke, die ohnehin lang genug sind. Ich glaube, man gewinnt dadurch eine bessere Einsicht wiederum in seine kompositorische Persönlichkeit.“ Soweit der Dirigent und Barockspezialist Joshua Rifkin. Hier erklingen nun, mit den Sängern und Instrumentalisten von Concerto Palatino, zwei „Geistliche Konzerte“ von Claudio Monteverdi. Gerlinde Sämann und Nele Gramß sind die Solistinnen im Concentus „Pulchra es“ nach einem Text aus dem Hohen Lied der Liebe. Das darauffolgende „Duo Seraphim“ nach einer Passage aus dem Buche Jesaja wird gesungen von Charles Daniels, Julian Podger und Jan van Elsacker. Musik Sänger und Instrumentalisten von Concerto Palatino trugen zwei „Geistliche Konzerte“ von Claudio Monteverdi vor. Joshua Rifkin hatte die Leitung. Der amerikanische Dirigent stellte bei den „Tagen Alter Musik Regensburg 2015“ eine neue Interpretation der „Marienvesper“ vor. Bis heute ist es übliche Praxis, die Psalmvertonungen der Vesper im Wechsel mit den „Geistlichen Konzerten“ aus derselben Sammlung von 1610 auf- zuführen. Joshua Rifkin jedoch ist überzeugt, dass es sich bei der Vesper und den Geistlichen Konzerten um separate Werkgruppen handelt, die von Monteverdi nicht als Gesamtkomposition gedacht waren. Seine Theorie untermauert der amerikanische Dirigent und Barockspezialist mit einer genauen Analyse der Quellen – also der 1610 in Venedig gedruckten Sammlung. O-Ton: Joshua Rifkin „(…) Es ist ein bisschen kompliziert zu erklären, ohne dass man das Ding vor den Augen hat. Aber es ist ungefähr so: man hatte Stimmbücher, nicht wie heute Partituren, sondern getrennte Stimmen für die verschiedenen Sänger und Instrumentalisten. Also man hat ein Stimmbuch, Cantus, das enthält die Messe, die Vesper und auch diese anderen Stücke. Gelegentlich passiert es, dass die Zahl der Stimmen in einem Stück die Zahl der Stimmbücher übertrifft. Es gibt insgesamt sieben Stimmbücher für die Sänger, aber es gibt Stücke für acht Stimmen und auch für zehn Stimmen und es gibt Stücke mit Singstimmen und mit Instrumenten. Die Frage ist, wie kann man alles in diesen Bänden unterbringen? Die Art, die eigentlich sehr gut bekannt war, löste man so, dass man zwei Stimmen einander gegenüber, auf zwei gegenüberliegenden Seiten druckt. Links hat man z.B. Sopran und rechts hat man vielleicht cornetto oder so etwas. Aber das bringt mit sich etwas Interessantes. Es heißt, dass ein Stück unbedingt auf der linken Seite beginnen muss; denn wenn es auf der rechten, der recto Seite beginnt, ich meine, was passiert mit der anderen Stimme? D.h., man muss die Stücke so arrangieren, dass die Stücke, wo man zwei Stimmen innerhalb eines Stimmbuches hat, immer so formatiert werden. Und das Interessante ist, man kann das sehr leicht sehen: wenn man die Konzerte am Ende macht, dann geht alles schief mit dem Formatieren. Und dann ist man dazu verurteilt, eine ganze Lage Papier zu drucken, und das kostete Geld. Diese ganz praktischen Erwägungen haben dazu geführt, dass die Konzerte jetzt innerhalb der Vesper-Stücke erscheinen, und das hat, wie gesagt, irrege- führt. Aber zu Monteverdis Zeit war das wirklich klipp und klar gewesen.“ Hören Sie nun noch in einer Aufnahme aus der Dominikanerkirche in Regensburg die beiden letzten Konzerte aus Claudio Monteverdis „Sacri Concentus“ von 1610. Gerlinde Sämann ist Solistin in der „Sonata sopra Sancta Maria“; anschließend erklingt das sechsstimmige „Audi coelum“ – „Höre Himmel meine Worte“. Die Leitung hat Joshua Rifkin. Musik Claudio Monteverdis „Sacri Concentus“, die fünf „Geistlichen Konzerte“ von 1610, wurden interpretiert von Concerto Palatino. Sie hörten eine Aufnahme aus der Dominikanerkirche in Regensburg vom Pfingstsonntag dieses Jahres. Es sangen: Nele Gramß und Gerlinde Sämann – Sopran David Munderloh – Altus Charles Daniels, Jan Van Elsacker und Julian Podger – Tenor sowie Markus Flaig und Harry van der Kamp – Bass Die Leitung hatte Joshua Rifkin. Im Mittelpunkt stand heute die Aufnahme zweier Konzerte, die im Rahmen der „Tage Alter Musik Regensburg“ im Mai dieses Jahres statt- fanden. Der amerikanische Dirigent Joshua Rifkin leitete die Aufführung der sechsstimmigen Messe und der Geistlichen Konzerte von Claudio Monteverdi. Im Studio war Thomas Daun, der für Ihr Interesse dankt.

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