Tage Alter Musik – Almanach 2015

24 www.klassikinfo.de Tage Alter Musik Regensburg Zeitalter der Geistigkeit Großartige Musik, fantastische Künstler: der 31. Jahrgang der Tage Alter Musik in Regensburg war ein besonders farbiger und vielgestaltiger; ein Tag galt ganz Monteverdi Von Laszlo Molnar (Regensburg, Pfingsten 2015) Die Ideen gehen ihnen nicht aus, Stephan Schmid und Ludwig Hartmann, den Leitern der „Tage Alter Musik“ in Regensburg: Zum 31. Mal haben sie am Pfingstwochenende ihr Festival präsentiert, und wie üblich, kam man aus dem Staunen nicht heraus. Welch ausgezeichnete Musiker tummeln sich in dieser Szene. Welche Virtuosität und gedankliche Tiefe gibt es hier zu bewundern. Wie viel Repertoire, das man nie oder nur ganz selten zu hören bekommt. Welche neuen Einblicke auf schon Vertrautes kann man hier gewinnen. Das ist wahrhaft Programmmachen mit Herz und Hirn. Und, so wie es immer sein sollte, ohne Kommerz. Hier wird allein der Sache gedient, und ein ebenso zahlreiches wie neugieriges und begeistertes Publikum dankt es den Veranstaltern. Auch, weil Regensburg – mit seinen vielen Kirchen aus allen Epochen - wie wohl kein anderes Festival auf der Welt den Bezug zwischen der Musik und den Räumen herstellt, für die sie konzipiert war. Mögen Schmid, Hartmann und alle Beteiligten noch lange ihre Lust und Fantasie an dem weiten und unerschöpflichen Reich der Alten Musik ausleben. Für 2015: eine Chronologie der Ereignisse. Freitag, 22. Mai Nach dem Eröffnungskonzert mit den Regensburger Domspatzen und dem L’Orfeo Barockorchester in der Dreieinigkeitskirche gleich das erste Nachtkonzert in der im 12. Jahrhundert erbauten Schottenkirche mit dem schweizerisch-israelischen Vokal- und Instrumentalensemble Profeti della Quinta. Die zehn Musikerinnen und Musiker der Gruppe – in Israel vom Cembalisten und Sänger Elam Rotem gegründet, nun in der Schweiz an der Schola Cantorum Basiliensis ansässig – spezialisieren sich auf das Repertoire des 16. und des frühen 17. Jahrhunderts. Hier präsentierten sie Musik zur Karwoche von Emilio de' Cavalieri, dem unmittelbaren stilistischen Vorläufer Claudio Monteverdis. Cavalieri, aus Rom stammend, dann von den Medicis nach Florenz geholt, war einer der wichtigsten Protagonisten des „Neuen Stils“, der sich von der Komplexität der Vokalpolyphonie der Renaissance abgrenzte und nach einfachen Ausdrucksmitteln in der Musik suchte. Das wichtigste Ergebnis war die Monodie, die dann die Opern- und auch die geistliche Musik prägen sollte. Von Cavalieri stammt mit „La Rappresentatione di Anima, et di Corpo“ das erste Oratorium der Musikgeschichte. Auch in seinen Musiken zur Karwoche ist das Fundament gelegt, auf dem Monteverdi sein Genie entfalten sollte – die Entwicklung einer gesanglichen Linie über einem Bassgerüst. Alles noch deutlich schlichter als bei Monteverdi, aber durchdrungen vom gleichen Willen nach Ausdruck. I Profeti della Quinta stellten die Musik – die Sänger wurden getragen von einer Bassgruppe mit Cembalo, Chitarrone, Lirone, Viola da Gamba und Orgel - sehr lebendig und farbig in den Raum, die drei Abschnitte des sehr stimmungsvollen Abends unterteilte Aki Noda an der Orgel mit Ricercari von Girolamo Frescobaldi. Ende gegen 15 Minuten nach Mitternacht…

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