Tage Alter Musik – Almanach 2015

40 Die Nach-Jubilä- umsauflage der Tage Alter Musik wies wieder „nor- male“ Dimensio- nen auf – und war ein großer Erfolg. Alte Klänge ganz neu Regensburg. Internationales Flair, musikhistorische Debat- ten und erstklassige Interpreten prägten auch die 31. Auflage der Tage Alter Musik, in deren Rah- men von 22. bis 25. Mai 15 Pro- duktionen zu hören waren. Den Auftakt gaben am Freitagabend die Regensburger Domspatzen. Zusammen mit dem L’Orfeo Ba- rockorchester aus Linz und drei Solisten führten sie in der Drei- einigkeitskirche geistliche Wer- ke von Wolfgang Amadeus Mo- zart auf. Chor und Orchester bil- deten eine erstklassige Einheit, herausragend aber war an die- sem Abend vor allem die Sopra- nistin Yeree Suh, die nicht nur bei der Motette „Exsultate, jubi- late“ glänzte. Musik der englischen Renais- sance gab’s beim Nachtkonzert am Samstag in der Dominika- nerkirche zu hören. Würde John Dow heute leben, hätte er eine Playlist mit seiner Lieb- lingsmusik. Doch Dow lebte im 16. Jahrhundert und musste Mu- sik, die ihm gefiel, in Notenbü- cher kopieren, um sie zu sam- meln. Auszüge dieser bunten Sammlung präsentierten das Vokalensemble The Marian Consort und das Gambenkon- sort Rose Consort of Viols beim Nachtkonzert am Samstag in Von Mechtild Angerer und Nadine Jungwirth der Dominikanerkirche. Die Umsetzung, zumal des Vokalen- sembles, überzeugte: die Intona- tion makellos, der typisch briti- sche Ensembleklang gepflegt, aber nicht zu glatt, die Raum- wirkung perfekt genutzt. Mit ihrer schlanken Stimme, ihrer weichen Stimmführung und ih- rer leichten Höhe zog besonders die Sopranistin Emma Walshe das Publikum in ihren Bann. Ebenso professionell agierte das Gambenkonsort; leider schluck- te jedoch die zu hallige Raum- akustik viel von dessen virtuo- sem und fein ziseliertem Spiel. Zeit und Idealismus musste mit- bringen, wer den aufführungs- historischen Höhepunkt des Festivals erleben wollte: Um auseinanderzudividieren, was seiner Meinung nach nicht zu- sammengehört, teilte Joshua Rifkin mit seinem Ensemble Concerto Palatino Claudio Mon- teverdis „Marienvesper“ in drei unterschiedliche Konzerte auf: die der Vesper vorangestellte, im „alten Stil“ fast meditativ da- hinfließende Messe „In illo tem- pore“, die opernhaften Concerti „Sacri concentus“ und die (litur- gisch) eigentlichen Stücke der Vesper. Letzteres Konzert, das fast 80 Minuten dauerte, bot ba- rocke Pracht und instrumentale Fülle in den Anfangs- und End- sequenzen, doch dem großen, geschlossenen mittleren Block an reiner Chormusik mit Orgel- begleitung fehlte die Auflocke- rung durch die sonst zwischen- geschalteten Concerti. Keinen Zweifel gibt es an der Qualität der Ausführung, sie war nahezu makellos. Ob sich diese Auffüh- rungspraxis, die aufgeräumt sein mag, aber auf Kosten der Abwechslung geht, jedoch durchsetzen wird, muss sich noch zeigen. An Schwung keinen Mangel gab es beim Abschlusskonzert in der Dreieinigkeitskirche mit dem Orchester Les Ambas- sadeurs: Mit einer Sammlung der Musik am Dresdner Hof Augusts des Starken präsen- tierte sich das frisch aufspie- lende Orchester um den Tra- versflötisten Alexis Kossenko. Unter den Werken der weni- ger bekannten Komponisten waren einige, die die sie ein- rahmenden Stücke von Anto- nio Vivaldi und Georg Philipp Telemann noch mehr glänzen ließen. Doch speziell im zwei- ten Teil zeigte sich, dass auch Jan Dismas Zelenka und Jo- hann David Heinichen musi- kalisch etwas zu sagen hatten; eine Erkenntnis, die sich nicht zuletzt der engagierten Aus- führung des Ensembles und insbesondere der Soloviolinis- tin Zefira Valova verdankte. MIt Kirchenmusik von Wolfgang Amadeus Mozart eröffneten die Domspatzen unter Leitung von Ro- land Büchner das diesjährige Festival. Foto: Lex

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