Tage Alter Musik – Almanach 2016

vorbei. Ich habe Ludwig Hartmann vor der Sendung gefragt, wie sich das anfühlt. L UDWiG H ARTMAnn : Ja, einerseits ist man froh, wenn alles gut überstanden ist, wenn die Konzerte gut gelaufen sind, wenn orga- nisatorisch alles gepasst hat. Und anderer- seits denkt man sich, dass in so kurzer Zeit, in den vier Tagen, dass die eigentlich relativ schnell vorbeigehen - und man hat mindes- tens ein Jahr dafür gearbeitet, wenn nicht sogar länger, und da ist man schon ein biss- chen wehmütig: die Arbeit, die man hinein- gesteckt hat – und innerhalb von sehr kur- zer Zeit ist das Festival rum. Dann hat man den Blick auf das nächste bzw. übernächste Jahr. Also nach dem Spiel ist wieder vor dem Spiel… L UDWiG H ARTMAnn : Ja, der alte Spruch gilt auch hier. Wieviele Besucher sind in diesem Jahr gekom- men oder werden gekommen sein? L UDWiG H ARTMAnn : Ich würde mal sagen, nachdem die Konzerte alle sehr gut besucht waren, und nahezu alles ausverkauft war, so an die 7000 verkaufte Karten können wir festhalten. Das ist phänomenal! Woher kommen denn die Leute zu den Kon- zerten? L UDWiG H ARTMAnn : Der Schwerpunkt ist natürlich schon Bayern, Südbayern, Regens- burg natürlich ein großer Anteil, aber wir haben auch viele Gäste aus dem europäi- schen Ausland, und ganz vereinzelt kommen welche aus Amerika. Also auch Fans, die von weither anreisen. Es gibt ja anderswo Musikfestivals, die neu de- signed werden, die neu erfunden werden mit Videoprojektionen, Facebook-Konzerten usw. Sie haben das alles nicht, warum sind Sie trotzdem erfolgreich? L UDWiG H ARTMAnn : „Wir haben das alles nicht, und wir sind froh, dass wir das nicht brauchen; ich glaub einfach, das liegt daran, dass hier die Leute interessiert sind an der Musik und nicht an dem Drumherum und was sonst bei den anderen Festivals passiert, das Entscheidende ist die Musik, eine au- thentische Wiedergabe von Musik, eine ehr- liche Wiedergabe von Musik ohne Drumhe- rum, und die Räumlichkeiten, das ganze Ambiente der Stadt; man kann da durch die Altstadt schlendern, von einemKonzert zum nächsten, oder man lässt manche Termine aus, trinkt einen Kaffee oder geht zumEssen, und was vielleicht auch noch wichtig ist: Wir haben ein großes Stammpublikum hier in Regensburg und viele Leute treffen sich dann einmal im Jahr, dann gibt’s auch was zum Er- zählen, was im letzten Jahr passiert ist, und das ist, glaube ich, so ein familiärer Touch, den das Festival hat, und ich glaube, das schätzen die Leute sehr. Und ich glaube, das sind alles Punkte, die den Erfolg ausmachen. „Nun ist vor kurzem ein Musiker gestorben, der ganz, ganz wichtig war für die Historische Aufführungspraxis: Nikolaus Harnoncourt. Der war auch für Sie wichtig, glaube ich, als Initialzündung. L UDWiG H ARTMAnn : Ja das ist richtig, lang, lang ist es her. Ich war ja auch, wie Stephan Schmid, mit dem ich das Festival gegründet hab, Mitglied bei den Regensburger Dom- spatzen, und ich kann mich noch ganz ge- nau erinnern: 1970 hat der Nikolaus Har- noncourt inWien zusammen mit dem Con- centus Musicus zum ersten Mal die Mat- thäus-Passion für Schallplatte auf histori- schen Instrumenten eingespielt, und da war der Knabenchor die Regensburger Dom- spatzen. Ich war damals imKnabenchor und durfte da mitmachen. Wir waren vierzehn Tage in Wien, und das war faszinierend, die Person Nikolaus Harnoncourt war einfach faszinierend, wie er Musik erklärt hat, und grad als junger Bub, mit vierzehn, das hat ei- nen gepackt und man hat halt gemerkt, weil man doch bei den Domspatzen ein recht ge- schultes Ohr bekommt, was da für ein ekla- tanter Unterschied ist zwischen der Auffüh- rungspraxis mit historischen Instrumenten und mit dem traditionellen Instrumenta- rium. Das war sicher auch mit so eine Art BR Klassik 16 Barokkanerne & Marianne Beate Kielland Foto: Hanno Meier

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