Tage Alter Musik – Almanach 2016

Initialzündung, zusammen mit Stephan Schmid, der ist ein bisschen älter als ich: Wir haben uns dann immer so ausgetauscht und da haben wir gesagt: sowas müsste man in Regensburg mal machen. Wir waren dann bei verschiedenen Festivals und so hat das begonnen. „Und geht immer noch erfolgreich weiter. Ni- kolaus Harnoncourt hat ja, wie manch ande- rer, wie z.B. Reinhard Goebel auch, dann spä- ter angefangen, seine Erkenntnisse, die er mit historischen Instrumenten gewonnen hat, auch auf moderne Orchester zu übertragen, wäre das für Sie hier in Regensburg auch denkbar, ohne historische Instrumente? L UDWiG H ARTMAnn : „Da sag ich ganz kate- gorisch Nein. Das ist ein Kompromiss, den wollen wir hier eigentlich nicht eingehen, und das unterscheidet uns natürlich auch von anderen Festivals, die da eher großzügi- ger sind. Die Voraussetzung historische In- strumente wollen wir so belassen, und da sind wir auch fest davon überzeugt, rein klanglich schon mal; es ist ein eklatanter Unterschied, wenn ich auf einemmodernen Instrument spiele oder auf einem histori- schen, das ist ein Faktum, das kann man nicht hinwegdiskutieren. Ich habe andere klangliche Ergebnisse - und die sind mir viel sympathischer. Jetzt gibt es heute Nachmittag und heute Abend nochmal drei Konzerte, gibt’s da bei ei- nem vielleicht noch Chancen auf Karten für Kurzentschlossene? L UDWiG H ARTMAnn : „Auf jeden Fall für das Schlusskonzert, die Shaespeare-Ode von Thomas Linley, einem Zeitgenossen von Mozart, das ist so eine Art von Oratorium mit Solisten, Chor und Orchester. Das findet in der Dreieinigkeitskirche statt, das Ab- schlusskonzert, und da gibt es auf jeden Fall noch Karten. „Vielleicht hat ja jemand Lust bekommen; wir sprechen nachher noch über dieses Projekt. Erstmal aber Ihnen vielen Dank, Ludwig Hartmann, dafür dass Sie ins Studio gekom- men sind. L UDWiG H ARTMAnn : Danke auch. Musik: Telemann, Combattants & Passe- pieds ” O-Ton Alfredo Bernardini: Alle Konzerte sind ein Fest, sie sind fast alle ausverkauft, und das ist auch wunderbar und das ist sehr befriedigend für die Musiker zu sehen. Das ist etwas sehr Aktuel- les und das ist echt. Das ist ein Publikum, das lange Zeit kulti- viert ist, und sie wissen, was sie hören. Das ist toll! Viele junge Leute, viel Leidenschaft, viele Leute, die hier herkommen, sehr junge Zuhörer, und später finden wir sie dann auf der Bühne. Weil sie möchten das gerne auch mit- machen. … sagt Alfredo Bernardini. Der italienische Oboist ist fast schon Stammgast bei den Ta- gen Alter Musik Regensburg, seit 1985 war er immer wieder dabei – diesmal leitete er das norwegische Ensemble Barokkanerne, das Sie gerade gehört haben mit zwei kleinen Sätzen aus einer Suite von Georg Philipp Te- lemann. Für Bernardini ist Telemann, anders als sein Ruf, einer der aufregendsten Kom- ponisten des 18. Jahrhunderts - und um das zu beweisen, spielte er auch ein Telemann- Oboenkonzert, das mit gewagten Dissonan- zen beginnt. ” O-Ton Bernardini: Es ist ein Schock, im Publikum sieht man ein bisschen Verwirrung: Was ist da los? Spielen sie richtig oder nicht? Dann wird diese Reihe der Dissonanzen aufgelöst, und dann können die Leute wieder atmen. Das ist wirklich emotional da vorne, erstaunlich! Telemann konnte das. Musik: Telemann, Oboenkonzert erster Satz Sie hören das Tafel-Confect auf BR-KLAS- SIK, heute live aus dem BR-Studio Regens- burg anlässlich der Tage Alter Musik. Das war der erste Satz aus demKonzert für Oboe und Streicher in c-moll von Georg Philipp Telemann, gespielt am vergangenen Samstag vom norwegischen Ensemble Barokkanerne und vom Oboisten Alfredo Bernardini – und der war in diesem Jahr auch noch mit einem zweiten Ensemble zu Gast in Regens- burg, genauer gesagt heute, und zwar mit dem von ihm gegründeten Bläserensemble Zefiro. „Harmoniemusik und Türkenmode“ lautete das Motto des Konzerts, es ist gerade eben zuende gegangen, und meine Kollegin Gudrun Petruschka war dort und ist mit fri- schen Eindrücken zurückgekommen. Frau Petruschka, das hätte ja ursprünglich ein Freiluftkonzert sein sollen, aber ich glaube, das ist ins Wasser gefallen… G UDRUn P ETRUSCHKA : Ja, leider. Ich fand das sehr schade. Der Innenhof des Thon- Dittmer-Palais, wo das Konzert unter freiem Himmel eben stattfinden sollte, wäre wirk- lich die ideale Kulisse dafür gewesen für die- ses Konzert mit Werken eben für Harmonie- musik, die traditionell im Freien gespielt worden ist. War denn die Kirche ein guter Ersatz? G UDRUn P ETRUSCHKA : Ja absolut. Die Kir- che St. Oswald, das ist eine gotische Kirche, die ist Anfang des 18. Jahrhunderts barocki- siert worden, und diese Kirche hat für eine Kirche doch eine relativ trockene Akustik. „Auf dem Programm standen ja Stücke unter orientalischem Einfluss, Harmoniemusik, die unter orientalischem Einfluss stand, und auf dem Foto im Programmheft tragen die Herren von Zefiro imposante angeklebte Schnurrbärte und einen Fes auf dem Kopf. War das imKon- zert auch so? G UDRUn P ETRUSCHKA : Ja, allerdings erst zur Zugabe. Da kamen die Musiker nochmal auf die Bühne und hatten eben die tollen roten BR Klassik 17 Compagnia del Madrigale Foto: Hanno Meier

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