Tage Alter Musik – Almanach 2016

nenen Psalmen jeweils mit einem doppel- chörigen Favorit- und Capellchor sowie mit Basso continuo zu besetzen. Die barocke Dreieinigkeitskirche bot den passenden Raum für diese großartige Musik, die vom Dresdner Kammerchor und Dresdner Ba- rockorchester unter der Leitung von Hans- Christoph Rademann kompetent und bra- vourös wiedergegeben wurde. Die Solisten Gerlinde Sämann, Isabel Jantschek (Sopran), David Erler, Stefan Kunath (Altus), Charles Daniels, Tobias Mäthger, Cenêk Svoboda (Tenor), Lisandro Abadie und Ekkehard Abele (Bass) bildeten mit verschiedenen In- strumentalisten in variablen Besetzungen die Favoritchöre. Der Kammerchor teilte sich entweder in die beiden Capellchöre auf oder stand einem Instrumentalensemble gegenüber. So gelang den Dresdnern ein vielfarbiges Klangspektrum, das von der kammermusikalischen Intimität des Psalms „Die mit Tränen säen“ bis hin zummajestä- tischen „Danket dem Herren, denn er ist freundlich“ reichte, mit dem das Konzert festlich zu Ende ging. Plädoyer für Europa Delikate Kammermusik aus dem elisabetha- nischen England stand am Pfingstsonntag auf dem Programm, im Reichsaal sehr be- eindruckend dargeboten von L’Achéron aus Luxemburg. Mal mit tänzerischem Schwung, mal mit gesanglicher Polyphonie, aber auch melancholisch expressiv widme- ten sich François Joubert-Caillet, Lucile Boulanger, Marie-Suzanne de Loye, Andreas Linos und Sarah van Oudenhove dem Schaf- fen Anthony Holbornes. Das wunderbar aufeinander abgestimmte Gambenconsort wurde vonMiguel Henry (Laute, Cister), So- fie Vanden Eynde (Pandora) und Yoann Moulin (Cembalo) ergänzt. Das Ergebnis war ein durch die Zupf- und Tasteninstru- mente variabel aufgelockerter Ensemble- klang. Anschließend präsentierte sich das Euro- pean Union Baroque Orchestra unter dem Motto „Kreatives Europa“amNachmittag in der Basilika St. Emmeram. Das Eliteorches- ter der Europäischen Union wurde von einer Britin, der Ausnahmegeigerin Rachel Pod- ger, geleitet, die es sich nicht nehmen ließ, in ihrer sympathischen Moderation (in perfek- temDeutsch) für Europa zu werben. Frisch, mit hör- und sichtbarer Spielfreude interpre- tierte das EUBO Kompositionen von Lully, Albinoni, van Wassenaer, Vivaldi und Hän- del. Ein überzeugendes Plädoyer für Europa und seine kulturelle Vielfalt. Davon würde man sich in diesen Tagen mehr wünschen! Am Abend spielte das Pulcinella Orchestra aus Frankreich unter der Leitung von Ophé- lie GaillardWerke von Carl Philipp Emanuel Bach. Es stellte sich in der Dreieinigkeitskir- che als ein weiteres exquisites Barockensem- ble unseres Nachbarlandes vor. Die renom- mierte Cellistin Gaillard übernahm den So- lopart im Cellokonzert a-Moll Wq. 170. Für den Basso continuo verwendeten die Fran- zosen einen Hammerflügel, der sich wun- derbar in den homogenen Streicherklang, etwa in der Sinfonie Nr. 5 h-Moll, einfügte. Die außergewöhnliche Triosonate „Gespräch zwischen einem Sanguineus & einem Me- lancholicus“ zeigte – quasi als kammermu- sikalisches Intermezzo nach der Pause – C.P.E. Bach als experimentierfreudigen, hu- morvollen Komponisten, ehe das Programm mit dem Cellokonzert A-Dur Wq. 172, wiederum mit Ophélie Gaillard als Solistin, zu Ende ging. Wurzeln in der Vergangenheit Enrike Solinís hat, wie erwähnt, bereits am Samstag seine Visitenkarte als hervorragen- der Virtuose auf der Barockgitarre abgege- ben. Am Montagnachmittag stand er mit seinem eigenen Euskal Barrokensemble auf der Bühne des Neuhaussaals. Was die Spa- nier dort boten, war ein Grenzen bewusst überschreitendes Konzept, mit dem sie ihr Publikum vom ersten Takt an in ihren Bann zogen. Ausgehend von Manuel de Fallas Bal- lett „El Amor brujo“ aus dem Jahr 1915, das an sich tief in der Tradition der andalusi- Online Musik Magazin 53 Cut Circle Foto: Hanno Meier

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