Tage Alter Musik – Almanach 2016

schen Musik wurzelt, loteten sie die Verbin- dungen zwischen Volks- und Kunstmusik aus. Dabei griffen sie neben Kompositionen von de Falla (1876-1946) und Joaquín Ro- drigo (1901-1999) auch auf ältere Werke von Nicola Matteis, Giovanni Girolamo Kaps- berger, Gaspar Sanz u.a. zurück. Solinís zeigte sich dabei auf der arabischen Úd und der Flamencogitarre ebenso versiert wie auf der Barockgitarre. Rocío Márquez (Gesang) und María Moreno (Tanz) beschworen tem- peramentvoll die beinahe grausam anmu- tende expressive Welt des Flamenco. Miren Zeberio (Violine) und Pablo Marin Cami- nero (Kontrabass) komplettierten zusam- men mit den exzellenten Perkussionisten David „Chupete“ und Dani Garay das außer- gewöhnliche Ensemble, das zuletzt mit stür- mischen Ovationen gefeiert wurde. Am Abend gingen die 32. Tage Alter Musik in der Dreieinigkeitskirche mit einer Rarität zu Ende. Das britische Vokalensemble Solo- mon’s Knot und das Orchester Les Passions de l’Ame aus der Schweiz führten, passend zum Shakespeare-Jubiläum, die „Lyric Ode on the Fairies, Aereal Beings and Witches of Shakespeare“ des früh verstorbenen Mozart- Zeitgenossen Thomas Linley (1756–1778) auf. Das Werk aus dem Jahr 1776 steht noch ganz in der Tradition der großen Oden und Oratorien, wie sie Henry Purcell und Georg Friedrich Händel in Großbritannien eta- bliert hatten. In den zwei Teilen der lyri- schen Ode wechseln sich kurze Rezitative und Arien mit prächtigen Chören ab und weben einen lockeren Handlungsfaden durch die dramatische Welt William Shakes- peares mit all ihren Fantasiewesen. Das acht- köpfige Vokalensemble Solomon’s Knot mit den Protagonistinnen Zoë Brookshaw (So- pran) als Fancy und Clare Lloyd-Griffiths (Sopran) als Spirit of Avon kommunizierten, auswendig singend, gleichfalls mit Orchester und Publikum. Les Passions de l’Ame beglei- teten die hervorragenden Sängerinnen und Sänger ebenso aufmerksam und engagiert. Die Tage Alter Musik in Regensburg boten wieder ein überaus abwechslungsreiches und vielseitiges Panorama der historischen Auf- führungspraxis und leuchteten auch die Grenzbereiche der Szene aus. Wenn ein kri- tisches Wort zum diesjährigen Festival an- gebracht ist, dann dieses, dass das Pro- gramm mit sechzehn Konzerten – jeweils fünf alleine am Samstag und Pfingstsonntag – quasi aus den Nähten platzte. Die Leidtra- genden waren insbesondere die Instrumen- ten- und Musikalienaussteller im Salzstadel, die – so zeigte sich in Gesprächen –weniger Beachtung fanden als in den Jahren zuvor. Eine Zeit der Muße während der Nachmit- tagsstunden in Regensburgs herrlicher Alt- stadt würde allen sicherlich gut tun! Online Musik Magazin 54 Cellistinnen des Orchesters Les Passions de l'Ame Foto: Hanno Meier

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