Tage Alter Musik – Almanach 2016

punkte, kleine, große, persönliche, spekta- kuläre und stille … Natürlich zollte man auch den diesjährigen Jubiläen Respekt: Dem 400. Todestag von William Shakespeare mit zwei Konzerten (im Nachmittagskonzert des Samstags mit einem Jugendstück nach „Der Sturm“ und dem Ensemble sinn&ton und im hymni- schen Schlusskonzert der Sängertruppe So- lomon’s Knot und dem Orchester Les Pas- sions de L’Ame), dem 500. Todestag von Hieronymus Bosch mittels eines, mit dem „Garten der Lüste“ dekorierten Cembalos aus der Werkstatt Christian Fuchs, das in zwei Konzerten erklang; und den 400. To- destag von Miguel de Cervantes feierten wohl die mit zweieinhalb Ensembles ver- tretenen Spanier: La Ritirata, das Euskal Barrokensemble und das Drittel Spanier im 18köpfigen European Union Baroque Or- chestra. Ja, es war ein Augen und Ohren- schmaus, das diesjährige Festival. Zum 11. Mal eröffneten die Regensburger Domspatzen mit ihrem Konzert den Kon- zertreigen mit Werken von Haydn (Sympho- nie CDur Nr. 30, Hob. I:30; Salve Regina g- moll Hob. XXVIII b:2; Missa in tempore belli CDur „Paukenmesse“ Hob. XXII:9) in gewohnter Weise. An der Seite des 81- Mann-Chores standen neben den Gesangs- solisten die Damen und Herren des öster- reichischen L’Orfeo Barockorchesters. Die achtköpfige Frauengruppe Tiburtina Ensemble aus Tschechien, mit dem Fiedel- spieler Thomas Wimmer verstärkt, lud unter dem Titel „Regina Lucti“ an den Hof des Kö- nigs Wenzeslaus II. nach Prag. Barbora Ka- bátková, die Ensembleleiterin, befasst sich intensiv mit Mittelaltermusik, vor allem dem Gregorianischen Gesang. Das sieht man nicht nur in ihrem Dirigat, das hört man auch im spannenden, textbezogenen, flüssi- gen und rhythmisierten Choral. Das Ensem- ble gestaltete geschlossen, intonationsrein und spannend. Selbst die Rezitationen durch Daniela Cermáková faszinierten aufgrund ihrer Dramatik und Lebendigkeit, wie auch die „Lectio Sancti Evangeli secundumMatt- haeum“, hinter der sich die Bergpredigt ver- barg – so eindringlich wie aufwühlend vor- getragen. Da war sie wieder, die eigentümli- che Zauberstimmung des Festivals! La Ritirata, das siebenköpfige spanische En- semble, setzte mit seiner Interpretation hier nahtlos an. Mit „Il spiritillo Brando“ ent- führte man das Auditorium imReichssaal an den Hof der spanischen Vizekönige zu Nea- pel. Süditalien, schon immer Schmelztiegel verschiedener Kulturen, zeigte sich mit die- sem Konzert in all seiner Pracht. Die Kom- positionen von Falconieri, Uccellini, Ga- brieli, de Selma y Salaverde, Kapsberger, Vi- tali, Sanz, Ortiz und wie sie alle hießen wur- den technisch perfekt und hochmusikalisch vorgetragen. Und – je länger, je besser! Jeder Instrumentalist, jede Instrumentalistin hat hier unglaubliches künstlerisches Potential, das sie/er sowohl im Zusammenspiel wie auch im Solo unter Beweis stellte. Das war ein launiges, freches und faszinierendes Konzert, so packend wie eindringlich. Zum „Musiktheater für Leute ab 10 Jahren nach dem komödiantischen Drama Der Sturm von William Shakespeare“ lud das Ensemble sinn&ton am frühen Samstag- nachmittag in den Neuhaussaal des Theaters am Bismarckplatz. Christine Marx führte Jung und Alt durch die Mär vom Zauberer Prospero, dem entmachteten Herzog von Mailand, seiner Tochter Miranda, dem Luft- geist Ariel, dem bösen Thronräuber und Bruder Prosperos Antonio, dessen Sohn (der sich natürlich in Miranda verliebt), dem Trottel Caliban etc. Die Instrumentalisten Toccata 61 Rachel Podger und das European Union Baroque Orchestra Foto: Hanno Meier

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