Tage Alter Musik – Almanach 2017

14 Majestätische Kirchen. Prächtige Säle. Und Alte Musik. Jedes Jahr an Pfingsten verwan- delt sich die Bischofsstadt Regensburg in das Mekka der Originalklangszene. Stars und Newcomer präsentieren die neuesten Trends der Alten Musik - vomMittelalter bis zu Beet- hoven. Das Tafel-Confect heute live von den Tagen Alter Musik Regensburg: mit Inter- views, Reportagen, Studiogästen - und mit Thorsten Preuß. Und wir beginnen mit einer noch ganz fri- schen aufnahme vom Konzert vorgestern abend. Musik: Rossi: Spazziam musik von Salomone rossi im Konzert mit dem belgischen ensemble Scherzi musicali. geleitet wird es von nicolas achten, Sänger und Lautenist in personalunion. mit einer riesigen Theorbe vor dem Brustkorb steht er auf dem podium, glücklich ins publikum strahlend, und dirigiert sein ensemble mit dem rund anderthalb meter langen Hals sei- nes instruments. ” O-Ton N. Achten: „Das ist ja ein ganz leichtes Instrument. Es ist die Kopie der größten Theorbe, die in der Barockzeit gebaut wurde. Ich bin zum ersten Mal hier. Ich hatte sehr viel über das Festival gehört, und jetzt sehe ich: es ist unglaublich! Ein sehr gutes Niveau, und sehr interessante, ris- kante Programme. Und wenn wir sehen, wie heute die Kirche ausge- bucht ist, das finde ich unglaub- lich. Das Publikum hat Ver- trauen, und das finde ich super!“ Musik: Bertali: Sonate eine Sonate von antonio Bertali, einem ita- liener, der am Wiener Kaiserhof wirkte, zu hören bei den Tagen alter musik regens- burg, die jetzt an diesem pfingstwochenende stattfinden. regensburg – das ist da, wo die großen, langen Kirchen auch noch zummit- ternachtskonzert rappelvoll sind. Wo man sich bei hochsommerlichen Temperaturen im rhythmus der musik Luft zufächelt. Wo weißhaarige Damen imKonzert verzückt ihr Handy zücken, um ein kurzes erinnerungs- Video zu drehen. Wo autogrammjäger die Stars vor der Sakristei abpassen. Denn die Konzerte finden statt in den wunderbaren historischen Kirchen von regensburg. Das ensemble Scherzi musicali zum Beispiel gas- tierte in der Dreieinigkeitskirche. Für alle, die nicht selbst hinfahren konnten, hier un- ser kleiner Kirchenführer. Kirchenführer Dreieinigkeitskirche (Gudrun Petruschka) Nachdem die ersten Protestanten in Regens- burg ihre Gottesdienste in bis dahin katholi- schen Kirchen feierten, wurde 1627 mit dem Bau der ersten originär protestantischen Kir- che begonnen. Eingeweiht wurde die Dreiei- nigkeitskirche vier Jahre später. Klar und schlicht ist der Innenraum, viel Holz ist hier verbaut, und auf der Empore findet sich, mit bestem Blick über den gesamten Raum, eine kleine Fürstenloge. Initiiert Ende des 18.Jahrhunderts von einer Prinzessin von Thurn und Taxis. Neben der Kirche befindet sich der Gesand- tenfriedhof. Wenn ein Gesandter während der im 17.Jahrhundert in Regensburg stattfinden- den Reichstage verstarb, wurde er hier zur Ruhe gebettet. Die Herren „von Björnstjerna“, „von Treskow“ oder „d’Orville“ sind hier be- graben, fernab ihrer Heimat. Wenn man auf den Turm der Dreieinigkeits- kirche steigt, hat man einen Rundumblick über die Stadt, die heute zumWeltkulturerbe zählt, da sie die am besten erhaltene mittelal- terliche Altstadt Deutschlands ist. Musik: Effrem: Anime fortunate Das ensemble Scherzi musicali unter der Leitung von Nicolas achten vorgestern in regensburg mit einem harmonisch außer- ordentlich kühnen Stück, das muzio effrem 1617 für ein geistliches Schauspiel über ma- ria magdalena komponiert hat.- eröffnet werden die Tage alter musik regensburg traditionsgemäß mit einem Konzert der re- gensburger Domspatzen. in diesem Jahr, am vergangenen Freitag, haben sie unter der Leitung von roland Büchner zusammen mit dem L’orfeo Barockorchester ein Haydn- programm gestaltet. gudrun petruschka hat den Chor zuvor bei den proben besucht. Probenbericht Domspatzen „Dann gibt’s so Stücke wie das Sanctus, wo der Sopran ganz leise ganz oben einsetzt, und das find ich richtig schön. // Ich liebe sowieso Orchestermessen, ich sing so was wahnsinnig gerne. // Die Haydn-Messe, das ist 32 Seiten pure Musik, das ist einfach nur wow! Die bei- den Stücke, das ist das Beste, was wir bisher gesungen haben. // Ich find die Messe und das Salve Regina auch sehr toll. // Mir gefallen die sehr, es macht auch sehr viel Spaß.“ Das Salve regina in e-Dur und die „Cäci- lienmesse“ von Joseph Haydn standen auf dem programm des eröffnungskonzerts der Tage alter musik. es war eine Zusammen- arbeit des L’orfeo Barockorchesters und der regensburger Domspatzen, renommiertes österreichisches originalklangorchester die einen, weltberühmter Knabenchor die ande- ren. Und, ja, die Domspatzen Nikita, Sebas- tian, Lorenz, Sascha und Benedikt, die wir eben schon so begeistert über die Haydn- Werke haben sprechen hören, die strafen hier alle Lügen, die Haydn vielleicht zu dröge, zu gewöhnlich finden. Für die Vorbereitung dieser beiden umfang- reichen Werke hat sich Domkapellmeister Roland Büchner viel Zeit genommen: BR-Klassik „Tafel-Confect“, live von den 33. Tagen Alter Musik Regensburg 5. Juni 2017, 12.05 – 14.00 Uhr // Autor: Thorsten Preuß

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