Tage Alter Musik – Almanach 2017

R aquel a ndueza : Ja doch, ich liebe das Rei- sen, um vor allem auch so ein bisschen die spa- nische und italienische Musik des 17. Jahrhun- derts bekannt zu machen. Aber natürlich ist es schwierig, bei all dieser Reiserei eine gewisse familiäre Stabilität zu finden, man verpasst viele wichtige Momente wie Geburtstage in der Familie und all das, das ist nicht so leicht. aber Sie haben einen Vorteil: ihr mann reist häufig mit; Sie haben mit ihm zusammen das ensemble La galanía gegründet. R aquel a ndueza : Das ist wirklich ein sehr großer Vorteil, denn so würden wir uns fast nie sehen. Mein Mann Jesús spielt Theorbe, und wir haben La Galanía zusammen ge- gründet, weil wir zwar in vielen Ensembles ge- spielt haben, aber einfach Musik in der Art spielen wollten, wie wir sie uns vorstellten. Und mit galanía widmen Sie sich vor allem der musik des 17. und 18. Jahrhunderts. Was schätzen Sie an der Barockmusik? R aquel a ndueza : Die Unmittelbarkeit der Gefühle! Das ist Musik, die im Hinblick auf die Harmonik nicht sehr komplex ist, aber für mich spricht sie eben ganz unmittelbar die Seele, das Herz an. Und das finde ich sonst nirgendwo. Und auch die Art, mit dem Text umzugehen, ist einmalig im 17. Jahrhundert; und für mich, die ich die Rhetorik liebe, ist das die Möglichkeit, meine Stimme in optimaler Weise einzusetzen, mit ihr zu spielen. Jetzt haben sie in regensburg ein programm mitgebracht, „Yo soy la locura” – “ich bin die Verrücktheit” – gibt es eigentlich was, was Sie wahnsinnig macht? R aquel a ndueza : Oh ja, so einiges! Natür- lich ist da die Liebe, die jedermann wahnsin- nig macht, und wir haben dieses Programm rund um den Wahnsinn in der Liebe und den Wahnsinn, nicht geliebt zu werden, gestrickt, da geht es dann um Traurigkeit, um Wahn- sinn, um Erotik, ein bisschen von all dem, denn natürlich macht einen die Liebe verrückt - und darum geht es. Und das ist die grundidee auch hinter den programmen? R aquel a ndueza : Ja, es gibt dieses Stück „Yo soy la locura“ – und das finden wir eine ziem- lich gute Beschreibung und auch sehr schön als Titel für das Programm. Im 17. Jahrhun- dert hat man ja noch für alle Ewigkeit geliebt, selbst wenn die Liebe nicht erwidert wurde. Also wenn auch meine große Liebe mit einem anderen liiert war, blieb ich doch immer und immer in sie verliebt, bis zum Tod. ich habe gehört, Sie haben sich selbst sehr früh verliebt - in die musik der renaissan- cepolyphonie. Wie ist ihr Zugang zu dieser musik gewesen? R aquel a ndueza : Ich komme aus einer Fa- milie von Musikern und bin die Jüngste von vier Geschwistern, und die haben alle schon Musik gemacht, als ich klein war; insofern bin ich schon in eine musikalische Umgebung hin- eingeboren, und dann sang ich vor allem un- glaublich gern! Meine Brüder haben damals schon in einem Kinderchor gesungen, und da wollte ich natürlich auch mitmachen. So hab ich also mit 6 Jahren angefangen, all die Can- connieres der spanischen und auch der italie- nischen Polyphonie zu singen, und ich habe es geliebt! Und heute auch noch! auf ihrem Twitteraccount präsentieren Sie sich als „Sopran und blond“… R aquel a ndueza : (lacht) Nun ja, es gibt ein gewisses Vorurteil, dass wir Blondinen ein bis- schen dumm seien…., und die Soprane auch… Es ist Tradition, dass Sopranistinnen die dümmsten aller Musiker sind, und das fand ich immer schon ziemlich lustig, wenn BR Klassik 17 Mitglieder des Ensembles Masques: v. l. Tuomo Suni, Kathleen Kajioka, Olivier Fortin und Countertenor Damien Guillon Fotos: Hanno Meier

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