Tage Alter Musik – Almanach 2017

BR Klassik 21 Musik: Buxtehude: Muss der Tod denn auch entbinden „muss der Tod denn auch entbinden“ – eine Kantate von Dietrich Buxtehude, gesungen vorgestern von Damien guillon und beglei- tet vom ensemble masques unter der Lei- tung von olivier Fortin. ein brandaktueller mitschnitt von den Tagen alter musik re- gensburg. Noch keinen mitschnitt kann ich ihnen natürlich anbieten von dem Konzert, das erst heute nachmittag in der Basilika St. emmeram stattfinden wird, einem Konzert mit der Sopranistin miriam Feuersinger. aber zumindest in die aktuelle CD von mi- riam Feuersinger können wir mal kurz hin- einhören. mein Kollege Dirk Kruse stellt das album vor. CD-Tipp: Sacred Salterio (Dirk Kruse) Zugegeben. Geistliche Barockmusik ist nicht jedermanns Sache. Und wenn es dazu noch Klagelieder für die Karwoche sind, dann ist nicht gerade Frohsinn angesagt. Aber wenn diese Lamentationen von einer so begnadeten Stimme wie der vonMiriam Feuersinger inter- pretiert werden, dann kann man sich dem Sog schöner Melancholie kaum entziehen. Die ös- terreichische Sopranistin – eine ausgewiesene Bach-Kantaten-Expertin und ECHO-Klassik- preisträgerin – singt hier mit einer solch in- brünstigen Schlichtheit, makellosen Innigkeit und mühelosen Natürlichkeit, dass einem selbst ihre Vokalisen zu Herzen gehen. Was dieses Album aber außergewöhnlich macht, ist die Kombination von Miriam Feu- ersingers bezaubernder Stimme mit dem Klang des heute kaum noch zu hörenden Sal- terios. Dieses trapezförmige, oft reich verzierte Hackbrett aus Italien, das man sowohl zupfen als auch mit Holzschlägeln spielen kann, war einst ein Lieblingsinstrument italienischer Ad- liger. Es hatte seine Blütezeit im 18. Jahrhun- dert und selbst große Komponisten wie Leo- nardo Vinci, Niccolò Jommelli und Antonio Vivaldi schrieben Stücke fürs Salterio. Der wundersam melancholische Klang des Salterios wurde von einem italienischen Vir- tuosen dieses Instruments einst als „sanfter Tröster hochgeborener Ohren“ beschrieben. Die österreichische Musikwissenschaftlerin und Salteriospielerin Franziska Fleischanderl gründete vor zwei Jahren ein Ensemble für historische Salteriomusik und nannte es dar- aufhin „Il Dolce Conforto – Der sanfte Trös- ter“. Diese Debüt-CD mit dem Titel „Sacred Salterio“ ist ein Ereignis: rar und schön. Franziska Fleischanderl hat im Rahmen ihrer Doktorarbeit die italienische Salteriomusik des 18. Jahrhunderts erforscht. Obwohl Papst Benedikt XIV. das Instrument 1749 aus der Kirche verbannte, wurde es auch danach noch häufiger in der geistlichen Musik verwendet. In einem Benediktinerinnenkloster in San Se- vero in Apulien hat die Salteriospielerin einen besonders schönen Fund gemacht: virtuose Werke für Sopran, Salterio und Orgel, die von den Nonnen hauptsächlich in der Karwoche musiziert wurden. Drei dieser Lamentationen von Domenico Merola, Gennaro Manna und einem anonymen Komponisten haben Il Dolce Conforto zusammen mit Miriam Feu- ersinger hier eingespielt. Das Ergebnis ist eine Mischung aus kunstfertiger Intimität und hoffnungsvollem Weltschmerz. Einfühlsame Frauenpower. Musik: Sordes ejus in pedibus ejus „Sacred Salterio“ heißt die neue CD von mi- riam Feuersinger, erschienen ist sie beim La- bel Christophorus. Und heute nachmittag um 16 Uhr ist miriam Feuersinger live zu er- leben bei den Tagen alter musik regensburg – dann zusammen mit dem Zürcher Barock- orchester. Cappella Mariana Fotos: Hanno Meier

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