Tage Alter Musik – Almanach 2017

Das ist sie, die legendäre Lässigkeit, mit der die beiden künstlerischen Leiter ihr Festival machen. Sie wollen explizit nicht „intendan- ten“ genannt werden, sie sitzen nicht in der ersten reihe und sie tragen höchst selten schicke anzüge. Und den geschäftsführer paul Holzgartner sieht man, wenn es heiß ist, in Hotpants. Jenen paul, der eben nicht mit ins restaurant darf, sondern den groß- teil seiner Zeit im Büro verbringt, treffe ich kurz vor Festivalbeginn. in der Kirche St. oswald wird gerade die Bühne aufgebaut. P aul H olzGaRtneR : Ich bin zuständig für Finanzen, Organisation, eigentlich alles. Ein Jahr lang ziemlich Einzelkämpfer, und wäh- rend des Festivals ungefähr 70 Helfer, und da geht’s dann richtig rund, da ist man, bevor die erste Note gespielt ist, schon ganz k. o. G udRun P etRuscHka : Wie kommen Sie denn an ihre Helfer, die ja fast alle oder alle ehrenamtlich arbeiten? P aul H olzGaRtneR : Das sind eigentlich überwiegend gewachsene Beziehungen, die meisten Helfer sind uns treu seit Jahrzehnten, immer wieder kommen dann noch neue dazu, die gehört haben, dass es hier toll ist mitzuarbeiten, auch von der Stimmung her. H elene G RaBitzki : Mein Name ist Helene Grabitzki, und ja, ich wohne und arbeite in Regensburg und bin seit Jahren ehrenamt- licher Mitarbeiter bei den „Tagen“. G udRun P etRuscHka : Was für Jobs haben Sie denn jetzt bei den Tagen alter musik? H elene G RaBitzki : Hauptsächlich wie hier jetzt Bühnenaufbau, Podienteile aufbauen und bestuhlen. Die Bezahlung ist, dass man in alle Konzerte reingehen darf und einfach mit dabei sein darf. Meine Lieblingskonzerte sind die Nachtkonzerte in der Dominikan- erkirche oder auch in der Schottenkirche, weil’s einfach eine ganz besondere Atmo- sphäre ist. ich habe mich dann nochmal mit Ludwig Hartmann getroffen, weil ich ihn nach den Finanzen des Festivals fragen wollte, inwie- weit der überall grassierende Sparzwang das Festival tangiert. l udwiG H aRtMann : Einerseits sind wir ganz gut aufgestellt: die Stadt Regensburg unter- stützt uns da sehr gut finanziell. Mittlerweile, das haben wir uns über die Jahre erkämpft. Der Staat hat jetzt auch nachgezogen, zum er- sten Mal, uns da adäquat zu unterstützen. Und dann haben wir einen wirklich guten Verkauf und alles in allem, wenn das so weitergeht, können wir das auch weiterhin so in der Form präsentieren. G udRun P etRuscHka : in die Zukunft ge- schaut – Sie machen das jetzt seit über 30 Jahren zu zweit – wie denken Sie, wird das weitergehen? l udwiG H aRtMann : So lange wir gesund und munter sind und interessiert sind an der Sache, sehe ich jetzt noch gar nicht, mir das zu über- legen, wie das in Zukunft mal sein wird. Ich kann mir das ehrlich gesagt auch gar nicht vor- stellen, dass es jemanden gibt, der sich mit der Sache so identifiziert, dass er mehr oder weni- ger zum Nulltarif so ein Festival aus dem Bo- den stampft, und man braucht vor allem auch das Wissen um die ganze Szene. Und imMo- ment sehe ich da weit und breit niemanden, der das irgendwann vielleicht mal überneh- men könnte, aber so lange wir da fit sind, wol- len wir das schon noch weitermachen. Musik: Sonata a 5 Clarini Das Schwanthaler Trompetenconsort mit ei- ner Sonata eines unbekannten Komponisten aus dem 17. Jahrhundert. mit diesem pro- gramm war das ensemble gestern Nachmit- tag auch in regensburg zu gast. Und für das anschlusskonzert pilgerte das publikum dann hinüber zur alten Kapelle. Beitrag Alte Kapelle (Gudrun Petruschka) Prachtvoll ist sie, die Stiftskirche Unserer Lie- ben Frau zur Alten Kapelle, kurz „Alte Ka- pelle“. Die Wände und Säulen: weiß getüncht, den Innenraum dominiert Gold. Über dem Altar: die Muttergottes mit dem Jesuskind, auch hier glänzt es golden. Und wenn dann noch die Sonne hereinscheint, kann man sich kaum satt sehen an diesem Rokoko-Juwel! Was man nicht auf den ersten Blick sieht: die Kirche erhebt den Anspruch, die älteste Kirche auf bayerischem Boden zu sein, errichtet im 09.Jahrhundert von König Ludwig demDeut- schen. Zwar gibt es in Bayern noch ältere Kir- chen, doch gab es an genau dieser Stelle wohl schon im 04.Jahrhundert ein Gotteshaus, Kai- ser Konstantin soll das veranlasst haben. So zumindest die Legende. Immer wieder wurden Änderungen am Kir- chenbau durchgeführt, bis die Alte Kapelle Mitte des 18.Jahrhunderts schließlich ihre heutige Gestalt erhielt. 2006 wurde hier eine neue Orgel eingebaut, die nun Papst-Bene- dikt-Orgel heißt; wohl die einzige Kirchenor- gel, die von diesem berühmten Regensburger persönlich eingeweiht wurde. Und zu gast in der alten Kapelle war ge- stern das ensemble alia mens unter der Lei- tung von olivier Spilmont mit einem pro- BR Klassik 24 aRd-Radiofestival 2017 9. August, 20.04 bis 22.00 Uhr Bayern2, Hr2 Kultur, Kulturradio mDr, Kultur rBB, NDr Kultur, Nordwestradio, Sr2 Kulturradio, SWr2, WDr3 „Mekka der Alten Musik“ ein Querschnitt von den Tagen der alten musik regensburg: an pfingsten waren Stars und Newcomer der originalklang-Szene in der Domstadt zu gast und präsentierten musik von Byrd bis Bach und von Tallis bis Telemann. Die Tage alter musik regensburg sind eines der renommiertesten alte-musik-Festivals weltweit. Jedes Jahr zu pfingsten verwandelt sich die Domstadt in das mekka der altenmusik. Dann strömen Tau- sende von pilgern in die hoch aufragenden Kirchen und stimmungs- vollen historischen Säle, um sich bezaubern und überraschen zu las- sen von den neuesten Trends der originalklang-Szene. auch dieses Jahr waren wieder Stars und Newcomer zu entdecken - z.B. das fran- zösische ensemble alia mens, das zu den innovativsten Bach-inter- preten von heute gehört; oder das belgische ensemble Scherzi musi- cali mit einem großangelegten Klangschauspiel rund um die Figur der maria magdalena. Weitere internationale Highlights waren The gesualdo Six aus großbritannien, die Cappella mariana aus Tsche- chien oder das Zürcher Barockorchester. Die musikalische Bandbreite reichte von der englischen renaissance über musik zur reformation bis zu den diesjährigen Jubilaren Claudio monteverdi und georg philipp Telemann. the Gesualdo six, ensemble Masques, scherzi Musicali ensemble alia Mens, cappella Mariana, zürcher Barockorchester Aufnahmen vom 2. bis 5. Juni 2017 aus Regensburg

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