Tage Alter Musik – Almanach 2017

40 Mittelbayerische Zeitung Kaum ein ort eignet sich in den Tagen alter musik derart gut für die Vokalmusik der re- naissance wie die regensburger Schottenkir- che. Während sich der Klang in der minori- tenkirche und der Dominikanerkirche schon einmal verlieren kann, ist hier in jeder Hinsicht alles kompakter, direkter und un- mittelbarer. gute Voraussetzungen für das erste Nacht- konzert des diesjährigen Festivals, das auch gleich das Deutschland-Debüt des noch jun- gen britischen Vokalensembles „The gesu- aldo Six“ sein durfte. Das programm „a journey through the mu- sic of the english masters“ folgte ausschließ- lich den Spuren der englischen renaissance- musik über eine periode von 200 Jahren. mit dem pfingsthymnus „Veni Sancte Spiritus“ von John Dunstable gaben die Sänger unter der Leitung von owain park eine erste Klangprobe ab. Charakteristisch dabei: aus den mittelstimmen heraus bildet sich eine insgesamt kompakte Homogenität, die es den einzelnen Sänger aber jederzeit erlaubt, aus der polyphonen gesamtstruktur heraus- zutreten. Daraus ergab sich auch in den nachfolgenden motetten von William Cor- nysh, John Taverner und John Sheppard eine lebendige, stets kraftvolle und keinesfalls nur dem Schönklang untergeordnete interpreta- tion. ein erster Höhepunkt wurde in dieser Hin- sicht das „Loquebantur“ von Thomas Tallis, in dem das polyphone Stimmgeflecht um den cantus firmus des Tenors in einemweit- läufigen und prachtvollen Halleluja gipfelt. auch im nachfolgenden „Suscipe quaeso Domine“ aus gleicher Feder wird das en- semble seinem hohen anspruch an Sanges- kultur gerecht, auch wenn sich da und über die Länge des Konzerts immer wieder kleine intonationstrübungen einschleichen. Was bleibt, ist eine hochverständliche Sprach-be- handlung, die auch die nachfolgenden Werke von robert parsons und robert White auszeichnete. William Byrds lautmalerisches und effekt- reiches madrigal „Vigilate“ zum ende ist fast ein großer Spaß, wenn der morgendliche Hahnenschrei imitiert wird und der tiefe Schlaf den rhythmus verlangsamt. Der Trauergesang „When David heard“ von Tho- mas Tomkins setzt kurz nach mitternacht ei- nen ruhigen, innigen Schlusspunkt unter die beeindruckende Leistung eines neuen en- sembles aus england, das schon wenige Jahre nach seiner gründung einen hohen reifegrad erreicht hat. Englische Madrigalkunst zu später Stunde Das junge Ensemble „The Gesualdo Six“ hat bereits hohen Reifegrad erreicht. Es gab in Regensburg sein Deutschland-Debüt. Von Andreas Meixner, MZ The Gesualdo Six in der Schottenkirche

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