Tage Alter Musik – Almanach 2017

Mittelbayerische Zeitung 41 im klassizistischen Neuhaussaal, gleich nach der Säkularisation 1804 von emanuel d’Herigoyen gebaut, gab es das Beethoven project zu hören, die Sonaten op. 30 für Vio- line und Klavier, komponiert 1802. Best lo- cation sozusagen. Und ebenso gut aufgehoben waren diese So- naten in den Händen und auf den period in- struments von Susanna ogata und ian Wat- son. Natürlich, man muss sich auf den Klang ein- lassen, auf eine leise agierende Violine, die in den hohen Lagen auch mal weniger Schö- nes produziert, auf ein zupackend und per- kussiv gespieltes Fortepiano, aber auch auf Streiftöne, die durch die leichte ansprache des instruments passieren können. Die Stimmen mischen sich aber weit besser als auf modernem instrumentarium, die musi- kalische Struktur wird viel deutlicher. in bestechend klarer artikulation formulier- ten die musiker des US-amerikanischen en- sembles fein ziseliert, verstanden die Violine fast als zusätzliche Klangfarbe des Klaviers. Die Sonaten op. 30 entstammen der Zeit des Heiligenstädter Testaments, einer turbulen- ten Zeit in Beethovens Leben, gekennzeich- net durch den Verlust des gehörs. Freund- lich erscheint die Sonate a-Dur, imVariatio- nensatz rhetorisch geführt und sehr inspi- riert gespielt, wenn auch vielleicht ein wenig zu laut am Klavier. Kraftvoll und virtuos er- scheint die Sonate in c-moll, im zweiten Satz schön schwebend, innig, mit eleganten Kla- viergirlanden. Das Scherzo packte man eher streng an. Die dritte Sonate in g-Dur beginnt mit einer einstimmigen rakete in beiden instrumen- ten, des Weiteren in wunderbarer Zwiespra- che sich entwickelnd. Das Tempo di me- nuetto kam tänzerisch, innig, zauberhaft, war ein Kabinettstück beseelter interpreta- tion, das Zentrum dieser Sonate. Was man aus ein paar einzelnen Tönen machen kann! Die weitgespannte Liedform nimmt rondo- artigen Verlauf, ist bezeichnet als menuett, „ma molto moderato e gracioso“. Kurz und bündig wird danach das allegro vivace ab- gehandelt, in unauffälliger Virtuosität. ein langes Konzert in einer scheinbar immer gleichen Klangwelt, das trotzdem keinen augenblick langweilig war, sondern reich und vielfältig an interpretationsideen, ganz nah amNotentext und am originalen Klang. Beethoven war hier bestens aufgehoben Susanna Ogata und Ian Watson spielen im Regensburger Neuhaussaal Musik von Beethoven – ganz nah am originalen Klang. Von Claudia Boeckel, MZ The Beethoven Project – Susanna Ogata & Ian Watson Fotos: Hanno Meier

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