Tage Alter Musik – Almanach 2017

Mittelbayerische Zeitung 45 türlich auch am Kirchenraum, so wie man der eher auf expressive Details denn auf große effekte setzenden musik insgesamt anmerkt, dass sie einmal für einen intimeren aufführungsort konzipiert war. So sind die kurzen ariosi marias und mad- dalenas, die jeweils ihren ersten rezitativen folgen, ähnlich, aber eben nicht gleich und durch feine Unterschiede in der instrumen- tierung charakterisiert. Deborah Cachets klarer, dabei aber nie ausdrucksneutraler So- pran mischt sich in den kurzen, sehr berüh- renden Duetten mit pauline Claes‘ warmem, nicht ganz so durchsetzungsfähigemmezzo. Für den dritten Teil hat sich Bertali noch ei- nen wunderbaren instrumentalen Coup auf- gespart: passend zu zwei nun ins Spiel kom- menden Sündern (Nicolas achten und Te- nor Jean-François Novelli) setzt er erst jetzt die für das „Sepolcro“ typischen „Cornetti muti“ ein. adrien mabire und anna Schall treffen diesen klanglichen Trauerflor auf ih- ren Zinken ebenso wunderbar wie die virtu- osen girlanden, die später von „folternden abgründen“ künden. Bart Froomens po- saune gesellt sich hinzu und so steuert das trotz seiner nur knapp 40-minütigen Dauer mitunter etwas länglich wirkende Stück sei- nem unausweichlichen Fazit zu: „Wenn du mit Hoffnung nährst deine eitlen und kran- ken Wünsche, so wisse, du Sterblicher, dass am ende nichts bleibt als reue, Schrecken, grab und Würmer.“ Das publikum nahm’s gelassen und spendierte dem interessanten, aber nur stellenweise packenden programm reichlich applaus. ensemblesonaten von Biber und Schmelzer, deutschen Kantaten des 17. Jahrhunderts gegenübergestellt: Schmelzers Lamento über den Tod von Fer- dinand iii. beginnt mit einemmusikalischen Kreuzzeichen, ahmt Totenglocken nach. Das kanadische ensemble masques ist gut mit gamben bestückt, klingt samtig und eher dunkel eingefärbt, passend für die Kantaten zum „erbarme-Dich“-Thema. Countertenor Damien guillon brachte Luthers Bild, Singen sei „doppeltes Beten“, intensiv und innig rü- ber. erfreulich spritzig und abwechslungsreich wechselte man im zweiten Teil zwischen altar und esstisch. Samtig und innig: Das Ensemble Masques Das Ensemble Masques gastierte am Samstag in der Kirche St. Oswald und bot für die Zuhörer reichlich Abwechslung. Ensemble Masques und Damien Guillon in der St.-Oswald-Kirche Fotos: Hanno Meier

RkJQdWJsaXNoZXIy OTM2NTI=