Tage Alter Musik – Almanach 2017

Mittelbayerische Zeitung 51 Bach-Kantaten allzu blutarm vorgetragen Das Ensemble Alia Mens trug in der Alten Kapelle drei Bach-Kantaten vor – wobei es aber an musikalischem Herzblut mangelte. Von Juan Martin Koch, MZ „ach!“ in diesem ausruf von Jeffrey Thompson steckte mehr ausdruck als im programm von alia mens insgesamt. Drei Bach-Kantaten hatte man sich vorgenom- men und vom Chor „Weinen, Klagen, Sor- gen, Zagen“, den die Solisten sich wunderbar zuseufzten, und Solo-momenten Thomp- sons abgesehen, war das doch allzu routi- niert und blutarm, was das ensemble anzu- bieten hatte. „Bachs Zeit ist die allerbeste Zeit“ schien es sich analog zum „actus tra- gicus“ BWV 106 als motto gewählt zu ha- ben, doch die Zeit, da eine makellose solis- tische Besetzung allein für Bach-Furore sorgte, ist schon eine Weile vorbei. Ensemble Alia Mens in der Basilika Alte Kapelle Fotos: Hanno Meier Doch eine verblüffende ergänzung findet „La Fonte musica“ im indischen Tempel- tanz. in rotem Kleid, später in weißer robe, interpretiert Nuria Sala grau die Lieder. ihr ausdruckstanz wagt zwar keine direkte Deu- tung von Text und musik. aber dem Char- akter der Stücke verleiht sie einen körper- lichen ausdruck. Und zu den Klängen von „python, le mervilleus Serpent“, ein Werk von guillaume de machaut, spielt ihre ge- stik sogar auf die Bewegungen der Schlange an. ihre Darbietung lebt von einer natür- lichen, selbstbewussten Körpersprache. Sie nutzt dabei den Kirchenraum und umrun- det auch die Bankreihen. Doch wenn sie vor dem altarraum tanzt, wirkt diese perfor- mance imgesamtbild manchmal etwas ver- loren. aus den engen, knarzenden Bankrei- hen ist ihre performance auch nur für einen kleinen Teil des publikums zu erspähen. Beiden elementen konzentriert zu folgen, demTanz und der musik, ist eine Herausfor- derung. auch weil die komplexe renaissan- cemusik mit verschnörkelten, durchdachten Strukturen auftrumpft. eine reizüberflu- tung für ungeübte ohren. Trotzdem honoriert das publikum diese mu- tige idee, und das hohe musikalische Niveau von „La Fonte musica“, mit einem sehr war- men, respektvollen applaus.

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