Tage Alter Musik – Almanach 2017

Mittelbayerische Zeitung 52 als Kaiser rudolf ii. 1583 dauerhaft nach prag übersiedelte, zog auch seine kaiserliche Hofkapelle mit an die moldau. rund 60 mit- glieder zählte sie, viele Spitzenmusiker von europäischem rang und große Komponis- ten jener Zeit. Darunter philippe de monte, dessen achtstimmige missa „Confitebor tibi Domine“ immittelpunkt des Nachtkonzerts der tschechischen Formation „Cappella ma- riana“ stand. aus einer Vorlage orlando di Lassos entwickelt er ein umfangreiches mes- sordinarium in zweichöriger Besetzung, das seine ganze Könnerschaft der mehrchörigen polyphonie belegt. Das statische Dirigat von Vojtéch Semerád war sicher nicht ganz un- schuldig, dass der Vortrag der Sänger und der renaissance-instrumentalisten dabei nur wenig Dynamik entwickelte. aber al- leine sich auf den Klangrausch zu verlassen, machte das gloria und Credo zu einer zähen angelegenheit mit nur wenigen abschattie- rungen. Das gelang den Bläsern bei den in- strumentalwerken von alessandro orologio, Liberale Zanchi, Carolus Luython und Salo- mone rossi deutlich besser, pulsierend und farbenreich entwickelte die musik den höfi- schen, festlichen Charakter. Die gesangsso- listen überzeugten aber ebenso bei montes „gía fu chi m´hebbe cara“ mit sinnlichem Schmelz wie auch bei der beschließenden Li- tanei aus der Feder von Jacobus regnart mit dynamischer Flexibilität. ein vielschichtiges abbild der kaiserlichen Hofmusik zu prag war ohnehin das große Verdienst des Kon- zerts, das bis auf die wenig spannende inter- pretation der messe von hoher güte war. Klingende Raritäten vom kaiserlichen Hof Leider nur wenige Abschattierungen: Cappella Mariana aus Tschechien. Das Ensemble widmete sich der Hofmusik Kaiser Rudolfs II. Von Andreas Meixner, MZ Cappella Mariana

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