Tage Alter Musik – Almanach 2017

Online Musik Magazin 63 Pompös gestaltetes Reformationsfest am pfingstmontag gab es zunächst ein wei- teres mal spanische Barockmusik im reichs- saal. Der altehrwürdige raum war zur mor- genstunde für akteure und publikum noch erträglich temperiert, ehe raquel andueza und ihr ensemble La galanía ihn mit tem- peramentvoll dargebotenen Kompositionen, u.a. von Henry du Bailly, Juan Hildago, Luis de Briceño, Jean-Baptiste Lully, gleichsam auf Betriebstemperatur brachten. raquel anduezas etwas herber Sopran passt gera- dezu ideal zu dieser in der andalusischen Folklore verwurzelten musik. anschließend waren in der St.-oswald-Kir- che von La Fonte musica außergewöhnlich schöne mittelalterliche Klänge zu hören. Fi- ligran und dennoch expressiv interpretierte das italienische ensemble die hochartifiziel- len Kompositionen aus der epoche der ars Nova. Warumman die musik von Jacopo da Bologna, guillaume de machaut, Francesco Landini choreografieren musste, war trotz der erläuterungen von ensembleleiter mi- chele pasotti nicht nachvollziehbar, zumal von Nuria Sala grau (Tanz und Choreogra- fie) ab der mitte des Kirchenschiffs höch- stens der oberkörper zu sehen war. muss so wunderbar dargebotene musik wirklich vi- sualisiert werden? Spricht sie nicht für sich? auch bei den Tagen alter musik 2017 war das 500-jährige Jubiläum der reformation selbstverständlich präsent. in der barocken Dreieinigkeitskirche, einer der bedeutendsten evangelischen Sakralbau- ten Bayerns, führten die Capella Ducale und musica Fiata unter der Leitung von roland Wilson jene musik von Heinrich Schütz und michael praetorius auf, mit der man 1617 in Dresden 100 Jahre reformation gefeiert hatte. Die groß besetzten Kompositionen, teils von Wilson rekonstruiert, ließen erahnen, mit welchem machtbewusstsein und Sinn für repräsentation der kursächsische Hof am Vorabend des 30-jährigen Kriegs seine Kon- fession huldigen ließ. Jedoch fehlte bei der regensburger auffüh- rung der Sinn für die räumliche Trennung der bis zu fünf vokal-instrumentalen Chöre, so dass viel Hörenswertes von den triumphal aufspielenden Bläsern nahezu erdrückt wurde. Die Sängerinnen und Sänger der Ca- pella hatten daher nur wenig gelegenheit, sich gut vernehmbar in Szene zu setzen. mit ausnahme der jungen marieluise Werne- burg (Sopran) konnten sie zudem nicht recht überzeugen. Dabei bietet der große Kirchenraummit sei- ner wunderbaren akustik für derartige Werke einen geradezu idealen rahmen– wie Hans-Christoph rademann mit seinem Dresdner Kammerchor und Barockorches- ter im vergangenen Jahr mit einem durchaus vergleichbaren programm bewiesen hatte. So blieb der ganz große Wurf zum Finale des Festivals aus. Dennoch boten die Tage alter musik 2017 erneut ein höchst anspruchsvolles, abwechs- lungsreiches programm mit vielen Höhe- punkten und so mancher entdeckung. Nicolas Achten stimmt seine Theorbe Fotos: Hanno Meier

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