Tage Alter Musik – Almanach 2017

68 7. Juni 2017 // 13. Juli 2017 // Autorin: Dagmar Munck Ne, ich will nicht zu rock im park! mit die- ser Frage sortierten sich am Freitag vor pfingsten die reisenden im Zug nach Nürn- berg, was überflüssig wäre: man erkennt sich an den Schlafsäcken und Chipstüten. ich will eine Bahnstunde weiter, an die Donau, zum alte musik Festival nach regensburg. Dort spielen nur ein Sechstel der Bands, die rock im park erwartet, aber immerhin 16 ver- schiedene, aus 12 Ländern. Das macht 5 am Tag, was auch schon eine gute Kondition des publikums erfordert, zumal wenn man dazu noch die 10 verschiedenen, erlesenen histo- rischen Konzerträume dieser faszinierenden Unesco-Weltkulturerbe-Stadt mit aufneh- men möchte, wunderbare Kirchen und den reichssaal. es sind die 33sten Tage alter musik und ich erinnere mich an die anfänge: an zwei junge vermeintlich Verrückte, die sich anno 1984 dort zum ersten mal für die alte musik ver- kämpft haben, für die sogenannte histori- sche aufführungspraxis, 1984, als die re- gensburger Domspatzen noch dem traditio- nellen romantischen Breitwandsound nach- hingen, als die katholische Kirche nicht zu- ließ, dass zweckfreie instrumentalmusik, und dazu womöglich noch protestantische , z.B. von Bach, ihre heiligen Kirchen ent- weihe. So verrückt waren die beiden initiatoren wohl damals nicht – eher visionär und abso- lut kompromisslos –, obwohl selbst ehema- lige regensburger Domspatzen – oder des- wegen? immerhin ist es der älteste Knaben- chor der Welt. Dort konnte man lernen zu hören, zu singen und zu beurteilen. Dieselben Herren, Ludwig Hartmann und Stephan Schmid, sind immer noch für pla- nung und Konzeption zuständig, wie es be- scheiden im programmheft heißt. Nebenbe- ruflich, als Hobby sozusagen, haben sie so dieses absolut engagierteste deutsche alte musik Festival und eines der ältesten ge- schaffen und erhalten: ein „must“ nicht nur bei den Fans der alten musik, sondern auch bei den internationalen Künstlern, bei den ensembles und orchestern, denen es eine ehre ist, in regensburg auftreten zu dürfen. Denn sie wissen, hier kommt es nur auf Qualität an. es gibt keine Verpackungskunst, keinen Fir- lefanz, keinmotto wie Wasser –Wein –Wol- lust – Wahn o.ä., keine zu berufenden und wieder zu entlassenden intendanten. Noch nicht einmal eine Namensänderung gab es seither - es sind immer noch die „Tage alter musik“: bodenständig und geradlinig wie in den anfängen. Und dadurch, dass sich Ensemble Labyrinthus Lebendiges Regensburg

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