Tage Alter Musik – Almanach 2017

SWR2 74 singer lebte. Sie verstand mit ihrer warmen und geschmeidigen Stimme die feinsten Nuancen des Textes zweier Bach-Solo-Kan- taten auszuleuchten. Musik: Johann Sebastian Bach: Arie „Stumme Seufzer“ aus „Mein Herze schwimmt im Blut“ BWV 199, Miriam Feuersinger, Zürcher Barockor- chester Für planung und Konzeption des Festivals sind seit den anfängen vor 33 Jahren Lud- wig Hartmann und Stephan Schmid zustän- dig. Nebenberuflich, als Hobby sozusagen, haben sie so dieses absolut engagierteste deutsche alte-musik-Festival und eines der ältesten geschaffen. alles ganz einfach, meint man, wenn Ludwig Hartmann erzählt, wie es Jahr für Jahr neu entsteht. ” O-Ton Ludwig Hartmann: Ja, das entsteht eigentlich immer so sukzessive. Wir treffen uns fast jede Woche und haben unsere Ideen, was Inhalte angeht, was Gruppen angeht, was Örtlichkei- ten angeht, und dann arbeitet man dran, dass man mit Gruppen Kontakt sucht und fragt, ob die in dem entsprechenden Zeitraum können, und dann geht’s näher an die Gage und dann kristallisiert sich schon raus, ob das möglich ist oder nicht. Das hängt natürlich von den Örtlichkeiten ab, was für Kirchen wir zur Verfügung haben, was für Literatur darin stattfinden darf – das ist ja nicht immer so ganz einfach, es gibt Kirchen, in denen man nur geistliche Musik machen darf – und so entsteht das so mosaikmäßig Stück für Stück. M unck : Wie bereitwillig werden ihnen denn die Kirchen zur Verfügung gestellt? H aRtMann : Eigentlich mittlerweile jetzt schon die üblichen, die wir jetzt schon seit Jah- ren bespielen. Das größte Problem ist eigent- lich der Dom. Wir würden gerne mal wieder im Dom was machen – das letzte Mal ist, wenn ich mich richtig erinnere, 14 Jahre her – das war noch ein anderer Bischof und irgend- wie gibt’s einen Beschluss vom Domkapitel, dass im Dom keine Konzerte stattfinden dür- fen außer Orgelkonzerte. M unck : es gibt ja wirklich sehr viele Kir- chen hier, aber keine richtig großen. ist das nicht auch ein Kriterium für den Verkauf? H aRtMann : Ist natürlich klar: die größte Kir- che ist immer noch die Dreieinigkeitskirche. Da kann man aber auch nicht alle Konzerte drin machen, aber die ist schon sehr gut be- nutzt – da passen über 900 Leute rein – und es gibt dann so 600 Plätze – das war dann im- mer die Dominikanerkirche – und ansonsten sind es halt an die 400 Plätze. Und das ist der Grund dafür, dass wir ziemlich schnell immer ausverkauft sind, weil das Bedürfnis vom Pu- blikum sehr groß ist, und wer halt zuerst da ist, der kriegt die Karten. So schaut’s aus. M unck : Faszinierenderweise haben Sie im- mer eine menge Debuts. Wo kommen denn die ersten inspirationen her? googlen Sie dann? Sind Sie in youtube? Schicken die Leute ihnen – jeder möchte gerne in regens- burg auftreten – schicken die ihnen CDs oder Demos? H aRtMann : Ja, es kommt eigentlich alles vor. Wir bekommen jede Menge zugeschickt an CDs, live-Mitschnitte von Konzerten von En- sembles, wir schauen auch, was produziert wird natürlich amMarkt, und auch youtube- Videos, da gibt’s ja mittlerweise unglaublich viel. Wir sind eigentlich auf allen Gebieten tä- tig und wenn uns was auffällt, ich sage, das wäre mal interessant, dann schauen wir uns das an – jeder für sich auch – und sagt, das wäre mal was, wir schauen, wie sind die Kon- takte und so, wer spielt da mit, und dann er- gibt sich das schon irgendwie. M unck : Was hat sich denn in diesen 33 Jah- ren geändert überhaupt, von den auswahl- kriterien… H aRtMann : Auswahlkriterium ist wirklich immer die Qualität der Gruppen und natür- lich dass man imGroßen und Ganzen alles so abdeckt, von Vokalmusik und Instrumental- musik, die verschiedenen Epochen, geistlich, weltlich. Das sind eigentlich unsere Kriterien, die eine Rolle spielen, damit wir ein möglichst buntes, abwechslungsreiches Programm ha- ben. Aber wie gesagt: die Qualität der Grup- pen muss stimmen und dann muss das halt in unseren finanziellen Rahmen passen. Und wenn das alles passt, dann steht ein Festival. es geht umQualität pur, um spannende mu- sik in feinster interpretation, ohne Festival- Firlefanz darum herum, ohne Verpackungs- kunst, ohne Festival-motto wie Wasser – Wein –Wollust –Wahn o.ä.. Die beiden Fes- tivalleiter sind mit dem rad von Kirche zu Kirche unterwegs. immer ansprechbar. Kon- taktfreudig haben sie alle Fäden höchst ent- spannt in der Hand. Noch nicht einmal eine Namensänderung gab es in den 33 Jahren – es sind immer noch die „Tage alter musik“: bodenständig und geradlinig wie in den an- fängen. Und dadurch, dass sich nichts ver- ändert hat – leider noch nicht einmal adä- quat die Zuschüsse des bayerischen Staates - ist das Festival bis heute einzigartig. ” O-Ton Ludwig Hartmann: „So, in diesem Rahmen, wie wir das bisher machen, sollte es ei- gentlich weitergehen. Und dass wir gesund bleiben! Wir machen es jetzt immerhin schon 33 Jahre und wir werden ja auch älter. Eine Nachfolge ist weit und breit nicht in Sicht. Ich glaube, das würde sich keiner antun, was wir hier machen. Ich fürchte, wenn wir das mal nicht mehr machen, wird’s das nicht mehr geben. Und wenn es die Stadt übernimmt, dann wird es einen anderen Charakter bekommen. Das steht auf jeden Fall fest.“ Da wird man richtig wehmütig! aber noch gibt es sie, die Tage alter musik regensburg, und wer sich schnell entscheidet, d.h. noch vor Weihnachten, der kann sich auch noch Karten sichern, denn: wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Das war SWr2 alte musik heute mit ein- drücken des pfingstfestivals in regensburg. Tschüss und noch einen schönen abend wünscht Dagmar munck. Programmverkäuferinnen

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