Tage Alter Musik – Almanach 2018

Wo die schöne blaue Donau fließt… Wo die Spatzen nicht von den Dächern pfei- fen, sondern im Dom singen… Wo jedes Jahr an Pfingsten Alte Musik ganz neu klingt: Das Tafel-Confect zu Gast in Regensburg – bei den Tagen Alter Musik 2018. Reportagen, Studiogäste, Konzerte. Das Ta- fel-Confect live aus Regensburg – heute mit Thorsten Preuß. Hallo und herzlich willkommen aus dem BR-Studio Niederbayern/Oberpfalz. Musik: Telemann, Hamburger Ebb und Flut (FiBO) So klang es gestern abend in der Regensbur- ger Dreieinigkeitskirche beim Konzert des Finnish Baroque Orchestra – das war ein Ausschnitt aus der Suite „Hamburger Ebb und Flut“ von Georg Philipp Telemann. Je- des Jahr um Pfingsten herum prägen zwei sehr unterschiedliche Arten von Pilgern die engen Gassen der Bischofsstadt Regensburg. Die einen, in Dirndl und Lederhose, strö- men zur Dult, dem großen Volksfest jenseits der Donau. Die anderen – Erkennungszei- chen ein meist zusammengerolltes blassgrü- nes Programmheft - zieht es in die wunder- schönen historischen Kirchen und Säle, aus denen zu den unterschiedlichsten Tages- und Nachtzeiten Klänge von Geigen oder Posaunen dringen. Und dazwischen stehen die blauen Ü-Wägen des Bayerischen Rund- funks und fangen mit ihren Mikrofonen so viel Konzerte wie möglich ein bei den Tagen Alter Musik. Auch die Geigerin Amandine Beyer, die gestern abend das Finnish Baro- que Orchestra leitete, fühlt sich pudelwohl in Regensburg: ” O-Ton Amandine Beyer: „Ich stamme aus Aix-en-Provence, ei- ner Stadt mit etwa derselben Größe und auch sehr schön, und so fühle ich mich in Regensburg ein bisschen wie zuhause! Da gibt es diese alten Gebäude, und ich habe auch schon so viele Konzerte in Regensburg gehört… Für mich als Musikerin ist diese Einheit ge- nial: die Stadt, der Fluss, der so wahnsinnig schön ist, und dieser Epoche… Diese Epoche ist so le- bendig hier, es fühlt sich an wie Wasser mit Kohlensäure – sehr frisch!“ Musik: Leclair, Scylla et Glaucus (FiBO) Drei Tanzsätze aus der Oper „Scylla et Glau- cus“ von Jean-Marie Leclair, gespielt vom Finnish Baroque Orchestra unter der Leitung der französischen Geigerin Amandine Beyer bei den Tagen Alter Musik Regensburg, die am vergangenen Freitag gestartet sind und heute abend zu Ende gehen. Und während am Freitag in der Dreieinigkeitskirche das Eröffnungskonzert stattfand, trafen sich ein paar Schritte weiter, imDollingersaal, einem kleinen mittelalterlichen Saal mitten in der Regensburger Altstadt, knapp 20 Sängerin- nen und Sänger aus der Region, die sich auf ein besonderes Konzertprojekt eingelassen haben: das französische Mittelalterensemble „La Camera delle Lacrime“ hat für sein Kon- zert mit Musik aus dem „Llibre vermell de Montserrat“ Amateursänger zumMitsingen eingeladen. Das Llibre vermell, das „rote“ Buch, stammt vom Ende des 14. Jahrhun- derts und ist im Kloster Montserrat, etwa 60 Kilometer von Barcelona entfernt, angefertigt worden. Gudrun Petruschka hat die Probe besucht und den musikalischen Leiter Bruno Bonhoure gefragt, wie er auf die Idee zu die- semMitsingkonzert gekommen ist. Beitrag Probenbericht (Gudrun Petruschka): B runo B onhoure : „Das Livre vermeil de Montserrat habe ich bereits in einigen Kon- zerten gesungen, und da hätte manchmal nicht viel gefehlt, und das Publikum hätte mit- gesungen! Als ich mit KhaÏ-dong Luong die „Camera delle Lacrime“ gestartet hatte, da habe ich ihm das Livre vermeil gezeigt, und auch er war der Meinung, dass die Pilgerlieder aus dem 14. Jahrhundert durchaus auch vom Publikum gesungen werden können. Wir neh- men also jedes Mal Amateursänger vom Kon- zertort dazu, die sich vorbereiten und ihre ganz eigene Energie im Konzert einbringen. Ja: es ist schon ein Risiko, aber es gibt auch eine Erfahrung, und Liebe, und das alles wird ein schönes erfolgreiches Konzert hier in Deutschland ergeben.“ Es stimmt schon: das Meiste wird einstimmig gesungen, es sind einfache Melodien, die in diesem Buch mit Liedern der Gläubigen, die zum Kloster Montserrat gepilgert sind, zu- sammengetragen sind. Allerdings stehen die Lieder in verschiedenen Sprachen, und die Sänger sollen auswendig singen. Da ist die Probenzeit nicht gerade üppig bemessen, wenn zwei Tage vor dem Konzert das erste Mal geprobt wird, wenn die Sänger aus unter- schiedlichen Chören kommen, wenn sie einen unterschiedlichen Background haben, was das Mittelalter-Repertoire anbelangt. Und dann wird die Probe auch noch auf Französisch ge- leitet. Wie praktisch, wenn eine der Chorsän- gerinnen deutsch und französisch gleicherma- ßen gut spricht und übersetzt, was Bruno Bonhoure sagt. J ulie D omitilla -F ischer : „Mein Name ist Julie Domitilla-Fischer, ich habe Musikwis- senschaft im Bachelor studiert, jetzt bin ich im Master Geschichte. Davor habe ich aller- dings ein Gesangsstudium begonnen, das ich vielleicht demnächst wieder fortsetzen möchte.“ s chwänzel -K racKer : „Ich bin die Gisela Schwänzel-Kracker, ich singe in kleinen Chör- chen, aber nur freizeitmäßig.“ JD-F: „Ich war total Feuer und Flamme so- fort, erstens kenne ich das Livre vermeil aus 20 BR-KLASSIK „Tafel-Confect“, live von den 34. Tagen Alter Musik Regensburg 21. Mai 2018, 12.05 – 14.00 Uhr // Autor: Thorsten Preuß

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