Tage Alter Musik – Almanach 2018

BR Klassik 22 Blechblasinstrument. Man muss seine Lippen in dem sehr kleinen Mundstück aus Horn vibrieren lassen, und man muss versuchen, das so entspannt wie möglich klingen zu lassen, ohne zu forcie- ren. Die meisten Zinkspieler sind ursprünglich Blockflötisten oder Trompeter gewesen. Trompeter suchen oft nach einer neuen Her- ausforderung, sie wollen gesang- licher musizieren. Für mich ist der Zink einfach eine weiterent- wickelte Blockflöte. Damit kann man so zart wie mit einer Block- flöte spielen, aber auch so kräftig und laut wie mit einer Trompete – und so kantabel, wie ein Sänger singt. Der Zink vereint also das Beste aus beiden Welten.“ Musik: Cavalli, Sonata à 4 (InAlto) Eine Sonata von Francesco Cavalli, aufge- nommen beim Konzert des Zinkenisten Lambert Colson und seinem Ensemble In- Alto vorgestern in der Regensburger St.-Os- wald-Kirche. Und auch der einstige Lehrer von Lambert Colson war am selben Tag in Regensburg zu Gast: Bruce Dickey, in der Alte-Musik-Szene fast schon eine Legende, denn er hat an der Schola Cantorum in Basel Generationen von Zinkenisten geprägt. Und kürzlich sorgte er zusammen mit der Sopra- nistin Hana Blažíková und mit dieser CD für Furore: Musik: D’India, Langue al vostro… (Blažíková /Dickey, CD) Als vor einiger Zeit diese CD mit dem Titel „Breathtaking“ erschien, da urteilte mein Kol- lege Dirk Kruse hier im Tafel-Confect voller Begeisterung, in dieser Produktion würden der „Orpheus des Zinks“ und die „Eurydike des Gesangs“ aufeinandertreffen. Dieser Or- pheus und diese Eurydike sind nun nicht in die Unterwelt hinabgestiegen, sondern vor ih- rem Konzert am vergangenen Samstag hin- aufgestiegen hier in den dritten Stock zu uns ins Regensburger Studio. Auch das kann „breathtaking“ sein. Herzlich willkommen, Hana Blažíková und Bruce Dickey! h ana B lažíKová /B ruce D icKey : Danke! Warum passen Zink und Stimme so gut zu- sammen? BD: Das hängt an der Natur des Instrumentes und auch an der Spieltechnik. Das Instrument könnte ganz anders klingen, aber ich versuche schon mein ganzes Leben lang, vor allem die menschliche Stimme nachzuahmen - das ver- sucht man immer, wenn man Musik spielt, ganz egal ob es Vokalmusik ist oder instru- mental: Worte zu spielen oder sie sich vorzu- stellen, wenn sie nicht da sind. Wenn Bruce Dickey neben Ihnen steht und spielt – ist das so, wie wenn ein anderer Sän- ger da ist? hB: Ja, in manchen Stücken fühl ich tatsäch- lich ganz genauso, als ob ich mit einer zweiten Sopranistin zusammen singen würde, und das finde ich sehr bemerkenswert. Wir haben sehr unterschiedliche Stücke im Programm - man- che, zum Beispiel das von Sigismond D’India, das wir gerade kurz gehört haben, sind ur- sprünglich für zwei Soprane geschrieben wor- den, und da fühlt es sich tatsächlich so an als ob Bruce die zweite Sopranstimme wäre. Das ist für diese Stücke natürlich ideal. Dann gibt es noch andere Stücke, wo Bruce eine echte In- strumentalstimme spielt, das klingt dann we- niger vokal, aber auch da ist sein Klang eine schöne Inspiration für mich. Es gibt also zwei Ansatzpunkte in diesem Programm. Veronika Skuplik, Hana Blažíková, Bruce Dickey (v. l.)

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