Tage Alter Musik – Almanach 2018

BR Klassik 29 Tagen Alter Musik Regensburg und frisch serviert von Falk Häfner hier in der Sonder- ausgabe des Tafel-Confects. Die Tage Alter Musik sind noch nicht zu Ende. Direkt nach der Sendung, gleich um 14 Uhr, geht es wei- ter mit einem Konzert des Schweizer Sol- lazzo Ensembles. Davon gibt es natürlich noch keinen Mitschnitt, aber meine Kollegin Stephanie Bilmayer-Frank hat zumindest schon mal die aktuelle CD des Ensembles unter die Lupe genommen. Die Tafel-Confect-Kostprobe vom 21.5. (Stefanie Bilmayer-Frank) Sie haben es schon wieder getan: nachdem die Musiker des Sollazzo Ensembles schon für ihre im Vorjahr erschienene CD den begehrten Di- apason d’or abgestaubt haben, ist ihnen mit ihrem neuen Album wieder ein großer Wurf gelungen, Auszeichnung inklusive. „En seu- meillant“ heißt ihr neuester Streich und begibt sich auf eine Reise in mittelalterliche Traum- welten zwischen Schein und Wirklichkeit. „En seumeillant“, also in etwa „im Schlaf/im Traum“ heißt die CD. Und eben das ist Thema der Stücke: alles Obskure, Undeutli- che, Nebelhafte. Allerlei Kuriositäten befördert das Ensemble da ans Tageslicht und reist da- für durch verschiedene Stile, Epochen und Länder. Zum Beispiel Musik der ars subtilior aus dem Umfeld der „Fumeurs“, einer franzö- sischen Geheimgesellschaft des 14. Jahrhun- derts, oder die eigentümliche „Litania mortu- orum discordans“. Das Stück aus demKontext des Mailänder Totenkults ist so mit regelwid- rigen Dissonanzen behaftet, dass es eigentlich nur mündlich überliefert wurde. Der Musik- gelehrte Gaffurius hat es trotzdem aufge- schrieben und mit seinem obskuren Charakter passt es bestens auf dieses Album, dessen Stü- cke zwischen Sein und Schein oszillieren. Für wohligen Schauer sorgt auch der auf Ka- talanisch verfasste Gesang der Sybilla. Wild und archaisch mutet die Interpretation des Sollazzo Ensembles an, und wer im informa- tiv gestalteten Booklet noch den Text der apo- kalyptischen Weissagung mitliest, bei dem ist die Gänsehaut vorprogrammiert: „Am Tag des Jüngsten Gerichts wird er kommen, der ewige König. Gekleidet in unser weltliches Fleisch. Gewiss wird er kommen, vom Him- mel herab, um die Welt zu richten.“ Mal lyrisch-verträumt, mal tänzerisch-ver- spielt. Das Ensemble Sollazzo beherrscht in seinen Interpretationen die volle Ausdruck- spalette. Seine Herangehensweise an die mittelalterlichen Stücke ist dabei immer mo- dern, expressiv und von einer zupackenden Frische. Die Stücke der CD schicken den Kopf auf Reisen in die Musik einer fernen Zeit. Das Ensemble Sollazzo lässt sie farbenreich leben- dig werden. Stefanie Bilmayer-Frank über die neue CD des Sollazzo Ensembles, das in wenigen Mi- nuten bei den Tagen Alter Musik Regens- burg auftritt. Erschienen ist die CD beim La- bel Ambronay, und alle Infos dazu finden Sie wie immer unter brklassik.de . zu Ende ge- hen die Tage Alter Musik hier in Regensburg heute Abend um 20 Uhr mit einem Konzert in der Dreieinigkeitskirche und mit einem Ensemble aus Prag – dem Ensemble Inégal – Prague Baroque Soloists. Und ich freue mich sehr, dass der Ensembleleiter jetzt noch zu mir ins Studio gekommen ist: herzlich willkommen, Adam Viktora. av: Guten Tag! Heute abend stellen Sie Musik von Jan Dis- mas Zelenka vor, einem Komponisten, der in den letzten Jahren wieder etwas stärker ins Bewusstsein gerückt ist. Was fasziniert Sie an Zelenka? av: Bei Zelenka öffnet sich für uns bis heute eine ziemlich große Welt, eine fast unbekannte Barockmusik, und das ist sehr faszinierend, denn Zelenka ist mindestens so gut wie Bach und Händel und Vivaldi, aber blieb bis heute unbekannt. Für uns Musiker ist das eine große Freude und Ehre, diese fantastische Musik zu entdecken. Eine oft sehr prachtvolle, hochbarocke Mu- sik. Was sind Zelenkas Qualitäten? av: Seine Musik ist nicht nur technisch fan- tastisch komponiert, er hat auch eine sehr gute Ausbildung genossen, und was die Erfin- dungskraft angeht und die emotionelle Erfül- lung der Musik, ist das erstaunlich! Sie stellen heute Abend Vesper-Psalmen von Zelenka vor? Was verbirgt sich dahinter? Für welchen Zweck wurden diese geschrieben? av: Zelenka wirkte in Dresden am Hof des Königs, und er wirkte dort nicht nur als Kontrabassist und Sänger, sondern auch als Komponist und Kapellmeister. Für die Rolle des Kapellmeisters war es ganz wichtig, ein ziemlich großes Repertoire zu beherrschen, nicht nur eigene Kompositionen, sondern auch Kompositionen von anderen Zeitgenos- sen. Also hat Zelenka sehr intensiv gesammelt, aber auch sehr viel komponiert in seinen letz- ten Jahren. So ab 1725 hat er fast die Hälfte seines Werks komponiert, auch die Vesper- Sophia Danilevskaia, Fidel, Sollazzo Ensemble

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