Tage Alter Musik – Almanach 2018

32 Mit Paukenschlag und Lobgesang starteten am Freitagabend die „Tage Alter Musik“. Concerto Köln und die Domspatzen unter Roland Büchner zeigten sich nicht nur flügge, sondern voll fit für musikalische Hö- henflüge. Lob der Ökumene In der ausverkauften evangelischen Dreiei- nigkeitskirche steht Felix Mendelssohn Bar- tholdy auf dem Programm, Werke des aus einer jüdischen Familie stammenden, pro- testantisch getauften und christlich erzoge- nen Komponisten, gesungen vom katholi- schen Domspatzen-Chor. Möge dieses öku- menische Zeichen Wirkung bis hin zum Bi- schofsstuhl zeigen! Mit mildem Strich und samtigem Es-Dur-Schimmer leiten Bässe, Fagott und geteilte Celli die innovativ kon- zipierte Choralkantate „Verleih uns Frieden gnädiglich“ WoO 5 ein. Welch treffender, mit meditativer Suggestion gestalteter Ein- stieg in das Festival angesichts einer von Kri- senherden durchsetzten Welt! In den ersten drei instrumentalen Teilen der Symphonie-Kantate Nr. 2 B-Dur op. 52 „Lobgesang“ entfaltet Concerto Köln (Kon- zertmeister: Markus Hoffmann) seine be- sonderen Qualitäten: Mit dezent-sonorem Glanz eröffnet die Fanfare der drei Posau- nen, das weiche, nie knallige Blech integriert sich bestechend mit dem farbenreichen de- zenten Holz, die Streicher zeigen mit ausge- feilter Bogenkunst und gezielt eingesetztem Vibrato, wie faszinierend romantisch-ex- pressiv Darmsaiten klingen können. Lob der Frohbotschaft Als könnte es nicht anders sein, wird sich bei den Vokalpartien eine perfekte Balance ein- stellen, ein stimmliches Forcieren erübrigt sich. Für die Ziselierung feinster Finessen klarer Durchhörbarkeit scheinen manchmal probenzeitliche Grenzen auf. Die Domspat- zen meistern die durchaus anspruchsvollen Chorpartien mit bester Kondition, sicherer Intonation (6-stimmiger A-capella-Choral), Tenöre und Bässe voll jugendlicher Strahl- kraft, weich, füllig und doch durchschlags- kräftig Sopranisten und Altisten. Büchner hat den Chor zu Hochform geführt! In bester Kantaten-Gesang-Tradition, fern jeder opernhaften Attitüde der schlank und klar intonierende Tenor Werner Güra und die berührend erzählende Sopranistin Mi- riam Alexandra. Alle Achtung vor der coolen Duo-Leistung des Knabensoprans Leon Deget mit der Profi-Sängerin! Büchner zielt charismatisch inspirierend, gern zügig voran drängend, ohne allzu viel Federlesens mit Rubato und Übergängen auf den Schlusssatz hin: „Alles was Odem hat, lobe den Herrn!“ Die Bot- schaft kommt an: Langer, stimmgewaltig se- kundierter Applaus. Lobgesang der Tage Alter Musik Von Peter K. Donhauser Der Neue Tag Regensburger Domspatzen, Concerto Köln

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