Tage Alter Musik – Almanach 2019

selten für Konzerte öffnet. Diesmal tat er es für ein britisches Vokalensemble, das es seit gerade mal fünf Jahren gibt und das in dieser kurzen Zeit schon eine Reihe von Preisen eingeheimst hat. Und trotz der späten Stunde, kurz vor Mitternacht, strömten 900 Neugierige in dieses Konzert mit Renais- sance-Musik, hörten und staunten. Musik: Byrd: Cantiones sacrae Ein Miserere von William Byrd, gesungen im Regensburger Dom von den ORA Sin- gers unter der Leitung von Suzi Digby. ” O-Ton Suzi Digby: Je nachdem, wo man sich im Regensburger Dom befindet, ist die Wirkung eine ganz andere. Also, ich stehe ja vor den Sängern, aber ich bin auch mal in die Mitte des Doms gegangen, um mir das von weiter weg anzuhören: der Klang geht nach oben und dann erst mischt er sich und breitet sich aus. Er ist also nicht so direkt. Ich habe 18 große Stimmen, wenn die richtig kraftvoll und laut singen und es dann ein abruptes Ende gibt, dann ist da ein Nachhall von 13 Sekunden. Das ist echt lang! Ge- rade in den langsamen Miserere- Stücken von Byrd und Tallis geht es rein um den Klang, es gibt ganz wenig Text, und das ist dann wie in einem Bad voll mit wunderba- ren Harmonien. Der Text ist in diesen Stücken für die katholische Messe schon auch wichtig, aber eben auch der fast schon trans- zendentale, manchmal hypnoti- sche Effekt der Musik. Musik: Miserere nostri Musik aus einer anderen Welt: ein Miserere aus dem 16. Jahrhundert von Thomas Tallis. Die ORA Singers hatten in nach Regensburg aber nicht nur Renaissancemusik mitge- bracht, sondern auch moderne Stücke, die sich auf Alte Musik beziehen – wie das fol- gende „Ave verum“ von Roderick Williams nach einer Vorlage von William Byrd. Und dafür verteilten sich die 18 Sängerinnen und Sänger in den Weiten des Doms. Musik: Ave verum reimagined Der Raum wird zum Klang in diesem Stück „Ave verum re-imagined“ des britischen Komponisten Roderick Williams, gesungen von den ORA Singers unter der Leitung von Suzi Digby und aufgezeichnet von BR- KLASSIK am Freitagabend imRegensburger Dom. Nicht aufzeichnen konnten wir leider die Deutschlandpremiere des jungen En- sembles Höör Barock am Samstag bei den Tagen Alter Musik, aber mein Kollege Vol- ker Sellmann hat dafür die neue CD der Schweden unter die Lupe genommen – und war hingerissen. CD-Tipp Golovinmusiken (Autor: Volker Sellmann) Meistens ist der weite Hof unschön mit Autos zugeparkt. Wer etwas mit Freimaurerei zu tun hat, der weiß vielleicht, dass die schwedischen Freimaurer hier ihr Stammhaus haben. Tou- risten, die durch die Stockholmer Innenstadt schlendern, laufen aber fast immer einfach vorbei an dem Barockpalais mit dem elegan- ten Kupferdach und den gelb verputzten Wänden, ohne es genau zu betrachten. Bååtska palatset war im Laufe seiner Ge- schichte unter anderem die Residenz des rus- sischen Gesandten Graf Nikolai Fjodorowitsch Golowin in der schwedischen Hauptstadt. Als 1728 in Russland der zwölfjährige Zar Peter II. gekrönt wurde, beschloss Graf Golowin, BR Klassik 20 Besucher beim Nachtkonzert der ORA Singers im Dom St. Peter

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