Tage Alter Musik – Almanach 2019

Grazzi hat mir erzählt, dass Ludwig XIV. auf seinem Sommersitz in Fontainebleau gewesen ist und dort „Der Bürger als Edelmann“ von Molière hat aufführen lassen, und dazu wurde eben Musik von Lully gespielt. Aber vor der letzten Aufführung, da musste er zurück nach Versailles abreisen und hat alle seine Streicher mitgenommen. Die letzte Auffüh- rung fand aber trotzdem statt, weil nämlich die Oboenband alles gespielt hat, also da ha- ben sie quasi die Streicher ersetzt. TP: Eine spannende Geschichte! Wie ist denn diese Oboenband besetzt? i lona H anning : Das ist quasi wie ein Oboen-Consort, also in der Renaissance wur- den ja viele Instrumente in Consorts gebaut, es gab die Sopran-, Alt-, Tenor-, Basslage. Und sowas gibt’s bei der Oboenband auch. Zefiro ist jetzt aufgetreten mit normalen Barocko- boen, dann hatten sie zwei Taillen dabei, drei Fagotte, und mit dieser Besetzung kann man schon Streichersätze spielen. Den Klang von einer normalen Barockoboe hat man ja im Ohr, aber diese Taille ist etwas größer als die normale Oboe und klingt natürlich auch et- was anders, hier mal ein Beispiel von André Danican Philidor. Musik: André Danican Philidor: Marche pour le roi de la chine TP: So klingt also die sogenannte Taille in diesem Trio von André Danican Philidor. Nun ist Zefiro in Regensburg aber mit 11 Musikern aufgetreten: 8 Oboisten, 3 Fagot- tisten und ein Schlagzeuger. Wie kriegt man damit einen guten Gesamtklang hin? i lona H anning : Das ist einfach Arbeit an den Basics, sagt Paolo Grazzi: ” O-Ton Paolo Grazzi: Erstmal die Intonation, das ist wirklich schwierig, nicht nur, weil die Ba- rockoboe an sich schwierig ist im Hinblick auf die Intonation, son- dern auch weil man als Oboist normalerweise im Studium Solo- parts spielt. Und auch im Orches- ter hat man oft Solos innerhalb des Orchestersatzes, wenn man z.B. an eine Bach-Ouvertüre denkt. Man ist also traniert Co- nertos, Sonaten, exponierte Or- chesterstellen zu spielen…aber wenn man in der Oboenband [engl.] zusammenspielt, dann muss man vor allem auf eine an- dere Qualität des Klanges achten, man darf nicht wie ein Solist zu spielen, sondern muss sich in den Gesamtklang integrieren - und das ist die Hauptarbeit, wenn wir Oboenband spielen. i lona H anning : …sagt Paolo Grazzi, der mit Zefiro dieses Freilauf-Konzert mit der Ob- oenband gestaltet hat. Aber das ist nicht das einzige, dieses Formen des Klanges - sie feilen auch an den Tönen, also wo hört der Ton ge- meinsam auf? Oder: Artikulation, ein ganz wichtiges Thema: Das haben sie richtig gut hingekriegt, das ist ein Klang, das wirkt so einfach wie ein Stück Butterbrot zu streichen, dabei steckt da so viel Arbeit dahinter. Wir hö- ren jetzt nochmal einen Auszug aus der Cha- conne der 1. Suite „Le Journal de Printemps“ von Johann Kaspar Ferdinand Fischer. Musik: Johann Kaspar Ferdinand Fischer, Chaconne aus der 1. Suite aus dem Journal de Printemps Ein Ausschnitt aus einer Chaconne von Jo- hann Kaspar Ferdinand Fischer – Ilona Han- ning hat berichtet über das gestrige Freiluft- konzert mit der Zefiro Oboe Band unter der Leitung von Paolo und Alberto Grazzi. Musik: Missa solemnis – Gloria Prachtvolle Klänge in einer prachtvollen Kir- che – die Missa solemnis von Leopold Moz- art in der goldverzierten Basilika St. Em- meram. Am Freitag Abend war das, zum Auftakt der Tage Alter Musik, und seit vielen Jahren ist es Tradition, dass die Regensbur- ger Domspatzen unter der Leitung von Ro- land Büchner dieses Auftaktkonzert bestrei- ten, als Heimspiel sozusagen. Diesmal aber hing über dem Festivalanfang zugleich ein Hauch von Abschied. Denn Domkapell- meister Roland Büchner geht zum Ende des Schuljahrs in den Ruhestand, nach 25 Jahren mit den Domspatzen, und so war dieser Auftritt zugleich auch sein Abschiedskonzert bei den Tagen Alter Musik. Ich hab mich ge- freut, dass er vor der Sendung noch einmal zu uns BR-KLASSIK-Studio hier in Regens- burg gekommen ist, und ihn gleich gefragt, wie sich dieses Konzert für ihn angefühlt hat. r oland B ücHnEr : In demMoment, wo man die Musik dirigiert, ist man darin gefangen, man muss sie vorausdenken, alles tun, damit die Aufführung gut ist. Insofern hat man da keine Zeit für Sentimentalitäten, würde ich mal sagen, aber es ist dann so: Wenn ein Stück BR Klassik 24 Zefiro Oboe Band „wohlbehütet“

RkJQdWJsaXNoZXIy OTM2NTI=