Tage Alter Musik – Almanach 2019

raschend. Das Crucifixus ist wahnsinnig be- drückend, mit gedämpften Trompeten, mit ge- dämpften Pauken, das schnarrt dann nur noch; im ersten Moment denkt man: was ist da los? Klirrt der Lautsprecher? Nein, das sind die Trompeten, die da mit Dämpfer spielen und eine faszinierende Atmosphäre zaubern. TP: Dann hören wir uns das gleich an. Vie- len Dank, Herr Büchner, dass sie ins Studio gekommen sind, und ich wünsche Ihnen al- les Gute für Ihren Ruhestand. Musik: Missa solemnis – Et incarnatus est/Crucifixus Musik, die unter die Haut geht – so etwas hätte man Leopold Mozart, dem strengen Wunderkind-Vater, vielleicht gar nicht zu- getraut, aber Roland Büchner und die Re- gensburger Domspatzen haben eine Lanze für ihn gebrochen mit dieser „Missa Solem- nis“ hier bei den Tagen Alter Musik Regens- burg. Die gestopften Trompeten wie auch alle anderen Instrumente beigesteuert hat die Hofkapelle München. Und die hatte am nächsten Tag, am Samstag, gleich wieder ei- nen großen Auftritt – als Einspringer für das Ensemble Akadêmia, das seine Teilnahme in Regensburg aus finanziellen Gründen kurz- fristig absagen musste. Stattdessen spielte also die Hofkapelle München Bachs Bran- denburgische Konzerte, und danach hatte sich der Ensembleleiter und Barockgeiger Rüdiger Lotter ein Bier verdient - und ist mit meiner Kollegin Gudrun Petruschka zur Bierprobe gegangen, in den Regensburger Ratskeller, das offizielle Festivallokal. Beitrag Bierprobe (Autorin: Gudrun Petruschka) K EllnErin : Wir haben ein Weißbier, ein Hel- les, ein Dunkles und ein Pils. Gudrun Petruschka: Herr Lotter, mit was sollen wir denn anfangen? r üdigEr l ottEr : Ich mag am Liebsten Hel- les, deswegen fange ich mit Hellem an. Prost! Sehr gut, besser als in München, muss ich sa- gen. GP: Wie lange sind Sie denn jetzt schon in Regensburg? r üdigEr l ottEr : Ich glaube, es sind jetzt fünf Tage insgesamt. GP: Und wie fühlen Sie sich, nach Proben und drei Konzerten? r üdigEr l ottEr : Ich muss zugeben, nac dem Konzerten heute war ich am Ende dann tat- sächlich kurz vor der Auflösung, jetzt langsam geht’s wieder. GP: Jetzt haben Sie Konzerte in St. Emmeram gespielt – wie gefällt Ihnen die Kirche? r üdigEr l ottEr : Ich finde die Kirche fantas- tisch. Supertolle Akustik, man hört sich vor allem auf der Bühne sehr, sehr gut. GP: Wie gehen wir weiter, was nehmen wir als nächstes? r üdigEr l ottEr : Ich würde gerne das Dun- kle probieren. Ich komme ja ursprünglich aus Düsseldorf und dort trinkt man ja Altbier, was eher einem dunklen Bier entspricht… ist sehr süß, süßer als das berühmte Altbier. GP: Und schon charaktervoller als das Helle, oder? r üdigEr l ottEr : Ja, auf jeden Fall. GP: Sie haben erwähnt, dass Sie doch auch den ein oder anderen Kollegen auf der Straße getroffen haben. r üdigEr l ottEr : Ja, weil ja verschiedene En- sembles hier sind. Zefiro ist, glaube ich, heute gekommen, da kenne ich einige Musiker, und der Flötist, der heute gespielt hat bei uns, spielt auch regelmäßig mit Zefiro. GP: Wie wichtig ist Ihnen denn das Festival? r üdigEr l ottEr : Mir persönlich ist das Fes- tival natürlich sehr wichtig, allerdings ist die Ausrichtung des Festivals, wenn ich das richtig verstanden habe, ja nicht deutsche Ensembles einzuladen, sondern möglichst viele auslän- dische Ensembles hier zu präsentieren. Dass das jetzt für uns hier die Premiere ist, das war ja eher, dass wir bei den Regensburger Dom- spatzen als Orchester angefragt worden sind und dann eben heute die Matthäus-Passion ausgefallen ist und wir dann als Einspringer gekommen sind. GP: Wie war das, haben Sie da einen Anruf bekommen? r üdigEr l ottEr : Genau, ich bekam einen Anruf von der Festivalleitung, dass sie eben ein großes Problem haben und ob wir da kurzfristig aushelfen können, weil wir ja so- wieso schon da sind, beim Festival. Dann ha- ben wir unsere Musiker zusammentelefoniert und geschaut, schaffen wir das? Und dann ha- ben wir sehr kurzfristig zugesagt – das war ja vor drei, vier Wochen erst. Das war natürlich mit großem Stress und logistischem Aufwand verbunden, aber wir haben uns sehr gefreut, dass wir uns hier heute präsentieren konnten, auch in der Barockformation. GP: Jetzt bitte noch die Regensburg- Lobhu- delei. r üdigEr l ottEr : Wenn man hier rumläuft, und vor allemmit Italienern, die auch im Or- chester sind, dann bekommt man die Lobhu- delei erstaunlicherweise vor allem von den Italienern, denn die sagen, ok, es gibt doch schöne Städte in Deutschland. Es hat sehr viele Anklänge an norditalienische Städte, auch mit demwunderschönenWetter und der Wärme und der lauen Abendluft, es ist eine wunderschöne Stimmung in der Stadt, das ist fantastisch. Ich liebe Regensburg sowieso. Nicht zuletzt, weil mein Opa aus Regensburg kommt. BR Klassik 26 Mitglieder der Hofkapelle München

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