Tage Alter Musik – Almanach 2019

Tage Alter Musik Regensburg 2019 29 eher peripher. Unter den fast vierzig überlie- ferten Werken, höchst elaborierte Dichtun- gen von großem Esprit, stechen die soge- nannten Sirventes hervor, Auftragswerke für höhergestellte Adelige, in denen es um zeit- kritische, politische oder moralische Fragen geht. Leider ist nur ein einziges dieser Lieder mit Melodie überliefert: „Rassa tan creis“. Musik: Rassa tan creis Das einzige Lied des Troubadours Bertran de Born, zu dem auch eine Melodie überlie- fert ist. Vorgestellt hat den okzitanischen Troubadour mein Kollege Wolfgang Schi- cker, und gesungen hat das Lied der Coun- tertenor Paulin Bündgen, der mit seinem Ensemble Céladon heute Mittag auch bei den Tagen Alter Musik Regensburg aufge- treten ist. Und jetzt um 14 Uhr sind gleich nochmal Musiker aus Frankreich beim Fest- val zu Gast: der Cembalist Bertrand Cuiller und sein Ensemble Le Caravansérail, be- nannt nach den orientalischen Karawanse- reien. ” O-Ton Bertrand Cuiller: Die Ka- rawansereien waren Orte, wo sich die reisenden Händler trafen, Orte des Austauschs. Und ich finde, ein Barockmusikensemble ist auch so etwas Ähnliches: Jeder kommt aus einem anderen Ort und zieht einen anderen Weg wei- ter, wir kommen nur für eine kurze Zeit zusammen, machen Dinge gemeinsam, ohne genau zu wissen, was passieren wird, und dann gehen wir wieder auseinan- der – bis zum nächsten Mal. Musik: Timon of Athens Das Ensemble Caravansérail mit einemCur- tain Tune von Henry Purcell – ein kleiner Vorgeschmack auf den Auftritt des Ensem- bles gleich im altehrwürdigen Regensburger Reichssaal, wo imMittelalter die Reichstage abgehalten wurden. Musik: A porta d’um alma santa Traditionelle Musik aus Portugal, aus dem dünn besiedelten Süden. Mitgebracht nach Regensburg hat sie das junge Ensemble Se- conda Pratica unter der Leitung des Sängers und Gitarristen Jonatan Alvarado: ” O-Ton Jonatan Alvarado: Wir wollten Portugal als singende Na- tion darstellen – und als poetische Nation. Wir fanden es interessant, Musik aus unterschiedlichsten Quellen zu kontrastieren. Das hat auch politische Implikationen: denn diese Musik, komponiert im 16. und 17. Jahrhundert, erinnert an unsere kolonialistische Ver- gangenheit, als die Musik als Mittel der Unterdrückung einge- setzt wurde. Das Programm hat also viele Facetten – aber wir wollten mit den vielen unter- schiedlichen Stilen auch zeigen, wie reich dieses Repertoire ist. Musik: Ola plimo Baciao Das Ensemble Seconda Prattica gestern vor- mittag im Regensburger Reichssaal mit ei- nem kleinenWeihnachtsspiel aus der portu- giesischen Stadt Cuimbra. Und damit geht die Sonderausgabe unseres Tafel-Confects dem Ende entgegen, ebenso wie die Tage Al- ter Musik hier in Regensburg. Für Kurzent- schlossene gibt es noch einige wenige Rest- karten für das Abschlusskonzert heute Abend um 20 Uhr in der Basilka St. Em- meram mit dem Ensembles La Risonanza und einem Programm um Buxtehude und Bach. Und mit diesem Ensemble möchte ich mich auch von Ihnen verabschieden und mich bei allen bedanken, die zu dieser Sen- dung beigetragen haben: Gudrun Pe- truschka und Ilona Hanning, die die Inter- views geführt haben, Tobias Föhrenbach, der die Übersetzungen gelesen hat, und Chris- tine Bauer in der Sendetechnik hier in Re- gensburg. Einen schönen Pfingstmontag- Nachmittag wünscht Thorsten Preuß. Ensemble Céladon in der Minoritenkirche

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