Tage Alter Musik – Almanach 2019

52 11. Juni 2019 // Autor: Uwe Mitsching REGENSBURG. 2019 wird der Sohn eines berühmten Vaters gefeiert (Siegfried Wag- ner: 150. Geburtstag) und der Vater eines berühmten Sohnes: Leopold Mozarts 300. Geburtstag – nicht nur an seinem Geburts- ort Augsburg, sondern auch in Regensburg. Denn da sind wieder „Tage Alter Musik“: zum 35. Mal zu Pfingsten und wie immer auf der Suche nach neuer „alter“ Musik und den entsprechenden Ensembles. Bei Leopold Mozart besteht ja nun wirklich Nachholbedarf, auch wenn er mehr denn je durch Inszenierungen von Opern seines Sohnes Wolfgang geistert: „Idomeneo“, „Don Giovanni“. Ein bisschen musikalisches Glockengebimmel oder Kutschfahrt, Paro- dien oder Musik für Kinder – das überlässt man zu Pfingsten in Regensburg einer Gra- tis-Mittagsmusik. Aber die Würdigung des Vaters und Förde- rers, des Salzburger Domkapellmeisters, da- für gibt es sogar das Eröffnungskonzert des Festivals, das auch damit seine führende Stellung in Europa erneut festigt. Auch durch seine historisch singulären Spiel- orte und stillen Gärten, in denen man Musik hören und den Hauch der Geschichte atmen kann: in St. Emmeram etwa kommt der noch aus der Karolingerzeit, sogar aus der Spätan- tike – zwei Konzerttermine reichen nicht, um das Interesse allein des Regensburger Stammpublikums zu befriedigen. Was auch daran liegt, dass es das Abschieds- konzert von Domkapellmeister Roland Büchner ist, dem Leiter der Regensburger Domspatzen. Er war Ratzinger-Nachfolger und hat den Chor souverän durch unruhige Zeitläufte für Knabenchöre geführt. In Leopold Mozarts Missa Solemnis C-Dur hat sein Chor die Hauptrolle, und in der nicht nur von den Asams übervoll dekorier- ten Emmeramskirche hält Büchner pro- blemlos Kurs auf Hoch-Barock. Ansprüchen entsprochen Zuvor hatte Rüdiger Lotter seine Münchner Hofkapelle schon historisch informiert durch die „Neue Lambacher“-Symphonie gelotst: graziös und temperamentvoll in strahlender Unterhaltsamkeit, aber auch in aller Strenge von Vater Leopold. Der wusste hier und in der feierlichen Messe, was sein Publikum, besonders aber sein Salzburger Arbeit- und Brötchengeber erwartete und was dessen Ansprüchen an Dommusik ent- sprach. Auch den festlichen Dimensionen des dor- tigen Doms, dem das große Kirchenschiff von St. Emmeram durchaus paroli bieten kann, auch in den problemlosen akustischen Bedingungen: akzeptabel für Chor, Orches- ter, Solisten, für Pauken und Trompeten. Später hat Wolfgang Amadeus Mozart in seine Messen immer besonders Hübsches, Virtuoses für Sopran eingebaut: offenbar nach den Vaters Vorbild und sowieso immer dann, wenn es für Konstanze Weber etwas zu singen geben sollte. Bei Leopold be- kommt der Sopran auch das Schönste an Arien, und Katja Stuber singt es ganz wun- derbar strahlend. Die Möglichkeiten des Mini-Gambe für Maxi-Festival Die „TAGE ALTER MUSIK“ in Regensburg haben ihre führende Stellung in Europa erneut in jeder Hinsicht gefestigt Roland Büchner (Leitung), Robert Buckland (Tenor) und Joachim Höchbauer (Bass) beim Eröffnungskonzert

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