Tage Alter Musik – Almanach 2019

Chors schöpft Büchner besonders im Credo aus – allgemeine Begeisterung über diese glaubensfeste Kirchenmusik, die nicht durch sündige Opernvirtuosität angesteckt ist. Mit einer Ausnahme: in der Musik zum „crucifixus“ gibt es gleich drei Solostimmen und Karfreitagsschnarren im Orchester – düster, katholisch, spanisch. Schon des- wegen konnte man diesen Leopold Mozart nicht unter üblicher Konvention abbuchen. Zumal auch wegen eines Koloraturen-Auf- erstehungsjubels für den Tenor Robert Buckland oder ein innovativ anmutendes Agnus Dei. Was sonst konnte man sich profitabel aussu- chen? Die „Matthäus-Passion“ des französi- schen Ensembles „Akademia“ und mit ge- rade mal zwei Händen voll Sängern für Soli und Chor für J. S. Bach musste absagen. Aber da war doch auch noch diese Dame aus Montreal, deren romantischer Vorname „Mélisande“ (danach: Corriveau) so treffend zu dem Instrument passte, das sie vorstellte und das kaum einer kannte: das heißt „Par- dessus de Viole“, ist eine kleine und ein we- nig dickliche Damen-Geige, die aber als kleinste Gambe und durchaus nicht un- schicklich zwischen den Knien gehalten wird: mit Stücken, die bis heute noch nicht einmal ordentlich ediert sind. Absolut stimmig Da klingt der „Pardessus“ genauso, wie die barocke Kunst das haben wollte: mit tiefen Gefühlen, höchstem Ausdruck, wo ge- wünscht in tänzerischer Beweglichkeit – vom Cembalo (Eric Milnes) begleitet. Das war in der Deutschherrenkirche St. Ägid ein exquisites Erlebnis und nur ein paar Kloster- gärtchen von St. Emmeram entfernt absolut stimmig und authentisch. Um das zu erleben, sollte man sich für 2020 als Alte-Musik-Zeit schon die Tage zwischen dem 29. Mai und 1. Juni vormerken. Neumarkter Nachrichten 53 Mélisande Corriveau und Eric Milnes in der Deutschordenskirche St. Ägidius Zefiro Oboe Band beim Auszug aus dem Thon-Dittmer-Palais Foto: L. Hartmann

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