Tage Alter Musik – Almanach 2019

58 Kulturreport // 12. Juni 2019 Klangbäder und ein Stierkampf in der Kirche Die „Tage Alter Musik“ waren auch in diesem Jahr wieder eine Wundertüte voller Entdeckungen Vier intensive Tage und15spannende Kon- zerte liegen hinter den Freuden der „Tage Al- ter Musik“, die an Pfingsten bereits zum 35. Mal über die Bühne gingen. Begonnen hat das Festival gleich mit einem Abschied: Das Eröffnungskonzert war das letzte mit Roland Büchner als Domkapell- meister. Mit der „Missa Solemnis“von Leo- pold Mozart, präsentiert von den Domspat- zen mit der Hofkapelle München, erfüllte er sich einen langgehegten Wunsch. Musika- lisch spannend war auch das Nachtkonzert am Freitag, das erstmals seit 15 Jahren wie- der imDom stattfand. Die Ora Singers zeig- ten einen kernigen, von den Bässen be- stimmten Chorklang. Dazu und zur großen Akustik des Doms passten denn auch eher die meditativ-homophonen Werke als die fein ziselierte Polyphonie eines William Byrd. Ein Höhepunkt war Gregorio Allegris „Miserere“ mit seinem Wechsel zwischen einstimmigen Choralstrophen und über den Raum verteilten mehrstimmigen Passagen. Ein wahres Klangbad stellte Thomas Tallis’ „Miserere“ im Zentrum des Programms dar. Überraschende, aber überzeugende Kontra- ste bildeten zeitgenössische „Miserere“-Ver- tonungen zum Beispiel von Wolfram Bu- chenberg. Auch das Abendkonzert am Sonntag mit Renaissance- und Barockmusik aus Südamerika überzeugte auf ganzer Li- nie. Wer sich hier klassische Vokalpolypho- nie, untermalt mit Gitarre und Schlagwerk vorstellte, lag richtig: Der Chœur de Cham- bre de Namur und die Cappella Mediterra- nea ließen die Emmeramskirche erbeben. Man erlebte einen Schiffsuntergang samt Rettung, Weihnachtslieder und einen Stier- kampf, zudem sogar getanzt wurde. Für die mitreißende Darbietung gab’s stehende Ovationen – und sie weckte wie alle Pro- duktionen des Festivals die Neugier auf die musikalischen Entdeckungen, die die „Tage Alter Musik“ sicher auch 2020 wieder zu bieten haben. ORA Singers, Nachtkonzert im Dom St. Peter

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