Tage Alter Musik – Almanach 2021

4 Heiße Liebeständelei nach Noten // Bei den Tagen Alter Musik in Regensburg ging es diesmal um Sex, Krieg und die Jagd // Autor: Uwe Mitsching „Black“ oder „white“ kann sie angeblich sein, und „an english boy“ sei der erste gewesen, „who came in“. Gemeint ist die weibliche Vagina einer irischen Lady: Die Tage Alter Musik in Regensburg fingen ihr Ersatzprogramm für Pfingsten 2021 jetzt mit Liedern an, in denen es um Sex, Krieg und die Jagd ging, Lieder aus Salons der höheren Society und aus irischen Pubs. Entweder aufgeschrieben, gedruckt oder mündlich überliefert und unter dem hübschen Titel „The Dubhlinn Gardens“ zusammengefasst, von Flöte, Harfe (klassisch und keltisch), Cembalo und Gamben begleitet. Und mit dem Tenor Reinaud van Mechelen als richtigem Sänger-Mannsbild, das zu all den Deftigkeiten passt. „A nocte Temporis“ heißt sein belgisches Ensemble, das seit fünf Jahren besteht und schon sechs CDs veröffentlicht hat: 2019 auch die frech-fröhlichen „Dubhlinn Gardens“, an denen man sich zu Händels Zeiten auch in Londoner Theatern erfreute. Wie umgekehrt die Dubliner an der Uraufführung von Händels „Messias“. Musikhistorisch interessant war im Regensburger Programm besonders die Gegenüberstellung verschiedener Fassung: „Eileanóir a Rún“, eine Huldigung an das „liebste Mädchen mit den süßesten Küssen“, in einer mündlich überlieferten Fassung ohne Begleitung, dann für Harfe solo in zarter Troubadour-Klanggestalt und schließlich als Arrangement, das die Opernsängerin Miss Clive in Londons King’s Theatre gesungen hat. Reinaud van Mechelen gab den Hörern im Neuhaussaal nicht nur den Tip: „Die keltische Harfe kennen Sie ja aus der GuinnessReklame“, sondern betonte auch: „Diese Musik war immer auch politisch!“ Es waren „war songs“, Lieder für die Zuschauer von solchen Schlachten, wie sie Wilhelm III. von Oranien zur Niederschlagung der irischen und schottischen Unabhängigkeitsrevolten geführt hat. A nocte temporis im Neuhaussaal

RkJQdWJsaXNoZXIy OTM2NTI=