Tage Alter Musik – Almanach 2022

Tage Alter Musik Regensburg 2022 15 W. A. Mozart: Große Credo-Messe KV 257, Agnus Dei Wunderschön gesungen: Katja Stuber, die Regensburger Domspatzen und die Hofkapelle München unter der Leitung von Christian Heiß mit Mozart am Freitagabend beim Eröffnungskonzert der Tage Alter Musik: das Agnus Dei aus der großen Credo-Messe. Regensburg ist eine quirlige Stadt, sogar in der Nacht: dann ist Partystimmung angesagt in den Bars und Kneipen der Altstadt. Aber es gibt auch Oasen der Stille: die Nachtkonzerte bei den Tagen Alter Musik, wo man sich nach der Schwüle des Tages spätabends in die Kühle der Kirchen flüchten kann. Der Regensburger Dom ist dabei für Konzerte eigentlich tabu, aber für ein legendäres Vokalensemble gab’s gestern in der Stunde vor Mitternacht eine Ausnahme: die Tallis Scholars kamen als Stargast zu den Tagen Alter Musik. Mein Kollege Falk Häfner war schon bei der Probe dabei. Reportage: Die Tallis Scholars im Dom (Autor: Falk Häfner) Es ging ein heftiger Regenguss nieder, als die Tallis Scholars gestern Abend beim Regensburger Dom ankamen. Draußen das Grummeln des Gewitters, drinnen das Raunen des Ensembles, als es das Bauwerk betrat. Mit einem derart monumentalen Sakralbau hatten die zehn Sängerinnen und Sänger wohl nicht gerechnet, und die Vorfreude auf das bevorstehende Konzert stand den Engländern und ihrem Chorleiter Peter Phillips buchstäblich ins Gesicht geschrieben: PeteR PhiLLiPS: „Es ist fantastisch, die Akustik, es ist groß, es ist ein Glücksfall. Es ist merkwürdig, ja, ich habe es sehr gern und meine Sänger auch. Es macht die Arbeit leichter, wenn man in einem so fantastischen Gebäude singen darf.“ Englische Renaissancemusik, Motetten und Propriumsmusiken der englischen Hauptvertreter der Renaissance, John Tavener, Thomas Tallis undWilliam Byrd standen auf dem Programm, aber auch Werke der weniger bekannten Komponisten Robert White und des Namensvetters des Ensemblegründers Peter Phillips, allesamt A-cappella Kompositionen, die Mitte des sechzehnten bis Anfang des siebzehnten Jahrhunderts entstanden sind, also kaum hundert Jahre, nachdem der Regensburger Dom um 1450 sein Dach bekommen und damit liturgisch nutzbar geworden war. Wer diese Musik im Regensburger Dom gestern Abend erleben durfte, wird verstehen, was die RenaissanceMeister mit ihren Kompositionen im Sinn hatten. Es ist Musik, die zu schweben scheint, die gen Himmel strebt wie die gotischen Säulen im Kirchenschiff. Klänge, die miteinander emulgieren, zu stimmlichen Gebilden werden wie Nebel, der aus nassen Wiesen steigt und in dem sich das Licht zu immer neuen Schattierungen bricht. Peter Phillips hat eine exakte Vorstellung davon, wie sein Chor, die Tallis Scholars, klingen soll: PeteR PhiLLiPS: Es ist sehr klar und streng; farbig, aber nicht zu weiß, das ist nicht so gut, das ist nicht interessant. Weiß ist keine Farbe, das bedeutet, man singt sehr „straight“, sagt man auf Englisch. So Peter Phillips. 1973, hat er die Tallis Scholars gegründet, damals noch als Studentenensemble. Zehn Jahre später begann er mit Profis zu arbeiten, mit Künstlern wie Mark Padmore oder Michael Chance, die später selbst eine große Solokarriere gestartet haben. Inzwischen singt die dritte Generation der Tallis Scholars: fünf Damen, fünf Herren, damit jede der meist fünfstimmigen Motetten doppelt besetzt ist. Welch magische Anziehungskraft dieses Konzert gestern Abend im Regensburger Dom hatte, war schon vor demAuftritt der Tallis Scholars zu spüren. Bereits eine Dreiviertelstunde vor Konzertbeginn kamen die ersten Konzertgäste in das Gotteshaus, das beim Konzert bis auf den letzten Platz gefüllt war. Höchst selten konnten die Macher der Tage Alter Musik bisher ein Konzert im Regensburger Dom anbieten. Dabei ist gerade dieser Ort für A-cappella-Repertoire die erste Adresse Die Regensburger Domspatzen und die Hofkapelle München beim Eröffnungskonzert in der Dreieinigkeitskirche

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