Tage Alter Musik – Almanach 2022

Tage Alter Musik Regensburg 2022 17 nun, um 13:26 Uhr, ist es Zeit für unser wöchentliches Alte-Musik-Lexikon. Stichwort Corrette (Autor: Klaus Meyer) Corrette, Michel (geboren 1707 in Rouen, gestorben 1795 in Paris): französischer Komponist, Arrangeur, Organist, Lehrer und Verfasser von diversen Vokal- und Instrumentalschulen. Er war eine schillernde Figur in der französischen Musikkultur zwischen Barock und Klassik – facettenreich, überraschend vielseitig, tätig auf unterschiedlichsten musikalischen Gebieten: Michel Corrette – ein Kirchenmusiker, aber auch ein Theatermann, ein Autor von annähernd zwanzig Lehrbüchern für Gesang und für das Spiel von so unterschiedlichen Instrumenten wie Querflöte und Drehleier, ein Komponist von Kammer- und Ensemblemusik, von Orchesterwerken und Solostücken, dabei auch ein Komponist von Orgelmusik und ein Organist von Rang. In der Tat: Orgelspieler und Fans von Orgelmusik verbinden den Namen Michel Corrette wohl zuerst mit der großen Tradition französischer Orgelmusik, die vom 17. Jahrhundert bis in unsere Tage reicht. Michel Corrette war auch Sohn eines Organisten – von Gaspard Corrette aus dem nordfranzösischen Rouen. In Paris gehörten dann vermutlich zwei andere prominente Vertreter der französischen Orgelschule zu seinen Lehrern – vielleicht Louis Marchand und wahrscheinlich JeanFrançois Dandrieu. Von 1737 bis 1791 – vierundfünfzig Jahre seines langen Lebens – war Corrette Organist an Sainte-Marie-du-Temple in Paris, daneben auch um 1760 zeitweise Organist am Grand Collège des Pariser Jesuitenordens. Frucht dieser Tätigkeit sind neben anderem seine Orgelkonzerte op. 26 und seine „Noëls“, in Frankreich überaus beliebte liedhafte Orgelstücke zur Weihnachtszeit. Seine professionelle Laufbahn hatte Michel Corrette allerdings als Theaterkomponist begonnen: Von 1732 bis 1739 war er „Maïtre de Musique“, Musikdirektor der Foires Saint-Laurent und Saint-Germain. Für diese Pariser Jahrmarktstheater schrieb er seine fünfundzwanzig „Concertos comiques“ – nur deshalb so genannt, weil sie als Zwischenaktmusiken in den Opéras comiques erklangen. Corrette verarbeitete dazu populäre Melodien seiner Zeit auf mannigfache Art – Volkslieder wie „La Furstemberg“, Vaudevilles oder beliebte Themen aus den Opéras comiques wie die „Airs des Sauvages“ von Campra und Rameau oder die „Marche du Huron“ aus Grétrys Oper. All dies demonstriert Correttes Souveränität als Arrangeur, dabei auch seine Meisterschaft, Popularmusik und Kunstmusik der Zeit zu verschmelzen. Michel Corrette, der Orgelmeister und Theaterkomponist – eine schillernde Figur. Michel Corrette 1. Satz aus Concerto d-moll op. 26 Nr. 6 Auch sie waren an diesem Pfingstwochenende in Regensburg dabei: der Cembalist Vital Julian Frey und das Schweizer Orchester Le Phénix mit Musik von Michel Corrette. Klaus Meyer hat den Komponisten vorgestellt. Begonnen haben die Tage Alter Musik in diesem Jahr übrigens ausnahmsweise nicht mit einem Konzert, sondern schon am vergangenen Donnerstag mit einer wissenschaftlichen Tagung. Und da drehte sich alles um einen der Väter des Renaissance-Madrigals: um Cypriano de Rore. Die Organisation der Tagung lag in den Händen von Katelijne Schiltz, Professorin für Musikwissenschaft an der Universität Regensburg, die das Musikleben des 16.Jahrhunderts in Venedig zu ihren Forschungsschwerpunkten zählt. Beitrag Tagung Cipriano de Rore (Autorin: Gudrun Petruschka) kateLijne SchiLtz: „Rore nimmt da durchaus eine relativ spezielle Rolle ein. Das ist keine einfache Musik. Will heißen, das ist Musik, mit der man sich intensiv beschäftigen muss, wo man auch die Texte sehr intensiv studieren muss, um überhaupt zu verstehen, was Rore als Komponist damit macht. Und es ist dann auch kein Zufall, dass so jemand wie Monteverdi mehrfach und auch andere Komponisten aus dem späten 16. und dem frühen 17.Jahrhundert Cipriano de Rore als eine Art von Modell sozusagen gesehen haben.“ Und das ist dann auch deutlich zu sehen und zu hören in den einzelnen Vorträgen, dass es interdisziplinär zugeht bei dieser Tagung: da wird der Blick geweitet und es wird die Beziehung von Text und Musik analysiert, in den Kompositionen von de Rore, aber auch von Zeitgenossen. Da spricht ein Literaturwissenschaftler über seine Perspektive auf die Verwendung von Texten in Madrigalen. Da wird aber auch speziell von Cipriano de Rores Werk und seinem Leben erzählt; etwa, wie sein lange unbekannter Geburtsort doch noch entdeckt wurde, das Städtchen Ronse bei Brüssel. Die Vortragenden sindWissenschaftler, aber es spricht auch der Leiter des Vokalensembles Blue Heron, und das ist der große Luxus, den sich die Tagung leistet: die Musikbeispiele werden live gesungen, eben von Blue Heron, das sind fünf Sänger und eine Sängerin, und es klingt ganz außergewöhnlich gut im Kellergewölbe des Grafenreutherschen Hauses in der Regensburger Altstadt. Jason McStoots, einer der Sänger, profitiert auch selbst vom Zusammentreffen von Praxis und Theorie: jaSon mcStootS: „Es gibt immer Interessantes bei solchen Diskussionen: welches Stück Prof. Dr. Katelijne Schiltz (Organisation der Tagung) & Scott Metcalfe (Leiter Blue Heron)

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