Tage Alter Musik – Almanach 2023

Musik: Antoine Forqueray: Suite Nr. 4 gMoll, 5. Satz Musik von Antoine Forqueray, gespielt von Pierre Gallon, Claire Gautrot, Romain Falik und von der Gambistin Lucile Boulanger. Gestern war sie bei den Tagen Alter Musik Regensburg zu Gast, und das Gespräch mit ihr haben wir vorher bei uns im Regensburger BR-KLASSIK-Studio aufgezeichnet. Wohin gehen, wenn es Nacht wird in Regensburg? Vielleicht in eine der vielen kleinen, aber lauten Bars und Kneipen? Oder ins Festivallokal der Tage Alter Musik, wo man bis zwei Uhr nachts bei einem Glas Bier mit Musikern und Festival-Machern ins Ratschen kommen kann? Oder aber man geht ins Nachtkonzert. Dunkel ragen die Türme der Schottenkirche in den Himmel, nur aus dem Eingangsportal glimmt ein wenig Licht. Ein stimmungsvoller Ort, findet der Dirigent Owen Rees, der mit seinem Vokalensemble Contrapunctus hier am Freitag Abend aufgetreten ist: ”O-Ton Owen Rees: „Es ist ein sehr inspirierendes Gebäude. Zum einen ist die Akustik ideal für Polyphonie, aber auch die Kassettendecke im Inneren ist toll. Und dann ist außen die auffallende Fassade mit ihren faszinierenden und fast schon exotischen Reliefen. Das ist schon ein beeindruckender Eingang fürs Publikum.“ Musik: Francisco Guerrero: Ego flos campi Jedes Jahr staunt man in Regensburg über ein anderes hochkarätiges Vokalensemble aus Großbritannien: Ob Voces8, Gesualdo Six oder die ORA Singers, sie alle waren schon hier zu entdecken. Und dieses Jahr reiht sich das Ensemble Contrapunctus in die illustre Gesellschaft ein – mit Vokalmusik der spanischen Renaissance, wie diesem „Ave virgo sanctissima“ von Francisco Guerrero. Der Dirigent Owen Rees, Musik-Professor in Oxford, hat die zehn jungen Sängerinnen und Sänger zu einer homogenen Einheit geformt. Und hat nach Regensburg auch eines seiner Lieblingsstücke mitgebracht – eine Motette von Tomás Luis de Victoria. ”O-Ton Owen Rees : „Es ist eine Hohelied-Vertonung, wie viele in unserem Programm. Victoria porträtiert in dieser Motette eine Frau, die ihren Geliebten verloren hat, die in den Straßen der Stadt umherstreift. Sie sucht ihn und bittet die Töchter Jerusalems um Hilfe. Es ist eine Art Dialog. Und Victoria macht aus diesem Stück ein Lamento der Heiligen Jungfrau Maria, er deutet es als Text für die Karwoche um, als Maria ihren Sohn betrauert. Es ist ein bitter-süßes Stück, und ich finde, Victoria fängt das wirklich perfekt ein.“ Musik: Tomás Luis de Victoria: Vadam et circuibo civitatem „Vadam et circuibo civitatem“ – eine Hohelied-Vertonung von Tomás Luis de Victoria, gesungen am Freitag Abend in der Regensburger Schottenkirche vom britischen Ensemble Contrapunctus. BR-KLASSIK berichtet heute von den Tagen Alter Musik, und der mittelalterliche Reichssaal von Regensburg mit den kostbarenWandteppichen und dem Baldachin bot in diesem Jahr vor allem einem Komponisten eine Bühne: Heinrich Ignaz Franz Biber. Seine Rosenkranzsonaten waren ein Schwerpunkt des Festivals, gespielt in drei Konzerten von der Geigerin Meret Lüthi, und zuvor aus wissenschaftlicher Perspektive beleuchtet auf einer Tagung der Uni Regensburg. Mein Kollege Quirin Seilbeck war neugierig und hat die Vorträge im Evangelischen Bildungswerk besucht. Beitrag von Quirin Seilbeck: Rosenkranztagung Sogar Tiere mögen Biber, sagt die Geigerin Marianne Rônez aus Wien. Eines Tages ist sie zu Besuch bei Freunden und wird gebeten auf ihrer Geige die Rosenkranzsonate „Jesus am Ölberg“ zu spielen, währenddessen döst der Familienhund gelangweilt in einer Ecke…. „Auf einmal sehe ich, wie dieser Hund ganz langsam auf mich zukommt, zuerst habe ich gedacht, was kommt jetzt. Er hat sich hingesetzt und mich angestarrt und wie ich fertig war, war es so, als wenn was vom Hund runtergefallen ist, wie ein Sack, und er ist wieder schlafen gegangen“. Diese Szene erzählt sie auch in ihrem Vortrag, sie verdeutlicht die enorme Wirkung der verschiedenen Klangfarben der Rosenkranzsonaten. Durch die Skordatur, der gezielten Verstimmung der Saiten, hebt sich die Sologeige von ihrer Begleitung ab und wirkt dabei mal heller, dunkler oder fröhlicher. So wie es die Rosenkranzbilder vorgeben, auf deren Grundlage Biber komponiert hat, sagt Michael Braun, Musikwissenschaftler an der Universität Regensburg, in seinem Vortrag. Er ist der Organisator der Tagung, die dadurch inspiriert wurde, „… dass es so viele Facetten gibt, die sich dadurch ansprechen lassen, also rein musikalische, was die Skordatur und den Rosenkranz angeht, was die Frömmigkeit angeht, es ist sehr schnell möglich mit den Rosenkranzsonaten verschiedene Aspekte anzusprechen, das ist natürlich für so ein Festival besonders schön, die auch mitgenommen werden können in den Konzertsaal“. Einen dieser Aspekte spricht Liturgiewissenschaftler Harald Buchinger an, er erklärt, dass der Rosenkranz eigentlich gar kein GeTage Alter Musik Regensburg 2023 21 Meret Lüthi im Reichssaal

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