Tage Alter Musik – Almanach 2023

Haben Sie eine Vorstellung, was Alte Musik ist? DuLtBesucher: Das ist Definitionssache, was „alt“ ist. Sind zehn Jahre alt, sind 100 Jahre alt? Ich weiß es nicht. Haben Sie eine Idee, was das sein könnte, Tage Alter Musik? DuLtBesucher*innen: Wo den ganzen Tag ältere Lieder gespielt werden? Ja, würde ich auch sagen, also Lieder von damals, von früher, einfach was unsere Eltern gehört haben. Vielleicht sogar noch früher? Gehen Sie auf die Dult? taM-Besucherin: Ich habe es vor. Falls ich es noch schaffe, möchte ich es mir zumindest mal angucken. taM-Besucherin: Ich bin keine Dultgängerin; das ist mir zu viel Rummel, zu viel schlechtes Essen und zu viel Lederhosen und Dirndl. Das ist einfach nicht meins. DuLtBesucher: Gute Frage, was ist Alte Musik? Ich würde wahrscheinlich sagen, so um 1900, vielleicht sogar noch früher? christof hartkopf: Naja, wenn man offen ist für beides… Musik gibt es auch auf der Dult. Also ich kann mich erinnern, wir sind vom Domspatzen-Internat aus oft zur Dult gepilgert. Am nächsten Morgen dann haben wir uns immer über unsere wahnsinnig tiefen Bass-Stimmen gefreut, weil wir im Bierzelt einfach so mitgebrüllt haben: „Sierra Madre“. Ein gutes Kontrastprogrammwürde ich sagen. Dult und Tage Alter Musik: man kann auf jeden Fall beides machen. Das war zuletzt der Bassist Christof Hartkopf, der hier in Erinnerungen geschwelgt hat – ein ehemaliger Domspatz. Er stand in diesem Jahr auch auf der Bühne bei den Tagen Alter Musik: beim Eröffnungskonzert am Freitag, zusammen mit seinem früheren Chor, den Regensburger Domspatzen. Musik: Johann Sebastian Bach: Himmelfahrtsoratorium, Eingangschor: Lobet Gott in seinen Reichen BWV 11 Die Regensburger Domspatzen und das Barockorchester L’arpa festante unter der Leitung von Christian Heiß mit Bachs Himmelfahrtsoratorium am vergangenen Freitag in der Dreieinigkeitskirche. Und wenn Sie noch nicht in Regensburg waren, aber mal sehen wollen, wie es dort aussieht bei einem Konzert: In unserem BR-KLASSIK-Kanal auf YouTube haben wir gerade ein neues Video hochgeladen mit Musik von Heinrich Schütz, gesungen vom Dresdner Kammerchor, und zwar eben in der Dreieinigkeitskirche, aufgenommen bei den Tagen Alter Musik 2016. Klicken Sie ruhig mal rein, auf YouTube gibt es mittlerweile eine ganze Alte-Musik-Playlist von BR-KLASSIK, z.B. mit Musik von Biber, Boccherini und natürlich Bach. Musik: Johann Sebastian Bach: Kantate Liebster Gott, wenn wird ich sterben BWV 8. Choral: Herrscher über Tod und Leben Seit vielen Jahren tobt unter Bach-Fans ein erbitterter Streit. Wie soll man seine Kantaten aufführen – mit großem Chor oder in solistischer Besetzung? Bei den Tagen Alter Musik Regensburg kommen in diesem Jahr beide Lager auf ihre Kosten. Während die Domspatzen mit rund 70 Sängern angerückt sind, besteht der Chor beim französischen Ensemble Alia Mens, das wir eben gehört haben, nur aus vier Köpfen. Und das funktioniert auch – zumindest in der üppig-runden Akustik der goldgeschmückten Alten Kapelle. Für Hellmuth Rilling, der heute übrigens 90 Jahre alt wird, war es noch selbstverständlich, den folgenden Choral aus der Kantate „Meine Seufzer, meine Tränen“ von seinemChor singen zu lassen. Beim Ensemble Alia Mens dagegen singt nur einer: der Countertenor Paul-Antoine Bénos-Dijan. Musik: Johann Sebastian Bach: Kantate Meine Seufzer, meine Tränen BWV 13 Choral: Der Gott, der mir hat versprochen Paul-Antoine Bénos-Dijan und das Ensemble Alia Mens unter der Leitung von Olivier Spilmont mit dem Choral „Der Gott, der mir hat versprochen“ von Johann Sebastian Bach, gestern Nachmittag in der Alten Kapelle Regensburg. Und mit Bach im weitesten Sinne hat auch unser heutiges Stichwort aus dem Tafel-Confect-Lexikon der Alten Musik zu tun: Dirk Kruse stellt einen Komponisten vor, den man heute Nachmittag bei den Tagen Alter Musik entdecken kann. Tafel-Confect-Lexikon Egal ob Popmusik oder Klassik. In beiden Musikrichtungen kennt man das sogenannte One-Hit-Wonder. Das sind Komponisten, die nur für ein einziges Musikstück bekannt sind, obwohl sie viel mehr und vielleicht auch viel besseres komponiert haben. Johann Pachelbel mit seinem Kanon zählt dazu, Marc-Antoine Charpentier mit der Eurovisionshymne oder Thomas Arne mit dem Patriotenhit Rule Britannia. Noch übler aber ergeht es Komponisten, die nur noch dem Namen nach bekannt sind. Und das auch nur, weil sie imWerk eines bekannten Konkurrenten auftauchen. Beethovens Diabelli-Variationen sind berühmt, aber wer kennt Anton Diabelli? Auch Mozarts Hoffmeister-Quartett ist ein Begriff, aber Franz Anton Hoffmeister? Und Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variationen sind ein Gipfel der Alten Musik. Aber wer ist Johann Gottlieb Goldberg? Goldberg, Johann Gottlieb: getauft am 14. März 1727 in Danzig, gestorben am 15. April 1756 in Dresden. Deutscher Cembalist und Komponist des Barock. Schon als Kind in Danzig besaß der junge Johann Gottlieb Goldberg die Gabe unbekannte Noten fehlerfrei vom Blatt spielen zu BR Klassik 24 Ludus Instrumentalis im Reichssaal

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