können. Reichsgraf Hermann Carl von Keyserlingk war von dem Talent des Zehnjährigen so angetan, dass er ihn mit nach Dresden nahm, um ihm die musikalische Ausbildung zu finanzieren. Wilhelm Friedemann Bach und sein Vater Johann Sebastian Bach wurden Goldbergs Lehrer. Der „alte“ Bach war vom Talent seines Eleven sogar so angetan, dass er ihn als seinen fähigsten Klavierschüler bezeichnete. KeinWunder, dass sich in Goldbergs Triosonaten der Einfluss Bachs noch deutlich zeigt. Seine Sonate in C-Dur wurde sogar zweihundert Jahre lang für ein Werk seines Meisters gehalten. Doch Johann Gottlieb Goldberg ließ sich auch vom damals neuen Stil des beginnenden Sturm und Drang beeinflussen. Leider war er so selbstkritisch, dass er viele seiner Kompositionen wieder vernichtet hat. Goldberg war als erstklassiger Cembalist und Organist bekannt, weniger als Komponist. Deshalb verpflichtete ihn der sächsische Ministerpräsident Graf Heinrich von Brühl auch als „Hochgräflicher Kammermusikus“ in seine Privatkapelle. Dort starb Goldberg bereits imAlter von 29 Jahren an der Tuberkulose. Noch ein Grund, warum sich von ihm nur ein schmales Werk erhalten hat. Neben Goldbergs hervorragenden Triosonaten sind es ein paar Klavierwerke, zwei Kantaten und zwei recht schöne Cembalokonzerte. Dass Goldberg durch Bachs berühmten Variationszyklus heute bekannter ist als durch sein eigenes Oeuvre, ist auch bloß einem Zufall zu verdanken. Bach widmete sein Werk nicht etwa seinem damals 14-jährigen Meisterschüler. Die Nachwelt prägte den Namen Goldberg-Variationen im 19. Jahrhundert. Und das auch nur aufgrund einer heute als unwahr angesehenen Anekdote, die Bachs erster Biograf posthum verbreitete. Musik: Johann Gottlieb Goldberg: TrioSonata a-Moll, 3. Satz: Alla Siciliana DürG 11 Eine Sonate von Johann Gottlieb Goldberg, gespielt vom Ensemble Ludus Instrumentalis. Und das ist heute um 16 Uhr im Regensburger Reichssaal zu Gast – mit Musik von Bach und Goldberg. Eine Karte kaufen, sich in die Kirchenbank setzen, das Programmheft studieren, sich zurücklehnen und Musik hören – nicht in allen Konzerten geht es so brav zu. Deutlich turbulenter verlief zum Beispiel das Konzert in der vergangenen Nacht. Bjarte Eike mit seinem Ensemble Barokksolistene war im „Leeren Beutel“ zu Gast, dem ehemaligen Getreidespeicher, zum mittlerweile dritten Mal bei den Tagen Alter Musik. „The Playhouse Sessions“ hieß das Programm; da gab es Musik aus englischen Tavernen des 17.Jahrhunderts zu hören. Der Abend war eine wilde Mischung aus Musik, Schauspiel und Tanz; gegen den Durst wurde viel Bier getrunken, auch und vor allem auf der Bühne. Meine Kollegin Gudrun Petruschka war dabei. Besucherin: Ich habe die Gruppe vor vielen Jahren hier schon mal gehört. Damals war der erste Teil „seriös“, und der zweite Teil war so wie heute Abend, mit Kneipenmusik. Und das hat mir so gut gefallen, dass ich mich dieses Jahr wieder dafür entschieden habe. Besucher: Sie haben ja sowohl ganz klassisch im Sinn der modernen historischen Aufführungspraxis Produktionen eingespielt und genauso eben auch diese eher an britischer Tradition in Wirtshäusern orientierten, an Pubs des 18. Jahrhunderts, was dann doch deutlich fetziger und flotter ist. Bjarte eike: Mein Name ist Bjarte. Ich habe die „Barokksolistene“ als eine Gruppe für ein Festival in Norwegen gegründet, und wir haben damals Themen gehabt: das Thema war London um 1700, und ich dachte, ich muss ein Programm von Pubs, Kneipen, Bierstuben machen, das ist ja so wichtig in England, und dann haben wir dieses Programm gemacht, eine Mischung zwischen Purcell und Volksmusik. Ich habe auch viel Volksmusik gespielt in Norwegen. Das ist eigentlich ganz lustig. Wir freuen uns sehr, auf der Bühne zu sein, und die Kommunikation mit dem Publikum ist für mich sehr wichtig. Wir mussten uns erst kennenlernen, und wir haben viele Workshops gemacht, wo wir zusammen getanzt und gegessen und getrunken haben. Wir sind alle … ein bisschen anders! Tage Alter Musik Regensburg 2023 25 Barokksolistene mit Tänzer Steven Player im Leeren Beutel
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