Tage Alter Musik – Almanach 2023

Gelsenkirchen Barock 32 cold Climate“ spielten sie Musik aus Hansestädten. Das bestens aufeinander abgestimmte Ensemble erstklassiger Instrumentalisten bot ein abwechslungsreiches Kaleidoskop virtuoser Werke von Dietrich Buxtehude, Dietrich Becker, William Brade, Jakob van Eyck, Antonio Bertali u.a. Besonders Gawain Glenton (Leitung) beeindruckte auf seinem Zink mit flexibler Dynamik und facettenreichen Klangfarben. Ein weiteres Mal stand am Nachmittag Johann Sebastian Bach im Mittelpunkt. Das Ensemble Alia Mens aus Frankreich führte in der Basilika U. L. Frau zur Alten Kapelle die Kantaten „Liebster Gott, wenn werd ich sterben“ BWV 8, „Meine Seufzer, meine Tränen“ BWV 13 und „Herr Jesu Christ, wahr‘ Mensch und Gott“ BWV 127 auf. In der nicht unproblematischen Raumakustik des hochbarock ausgestalteten Gotteshauses zeigten sich die Vorzüge einer solistischen Besetzung der Gesangspartien. Vokal- und Instrumentalstimmen vereinten sich zu einem kunstvoll gestalteten Klanggewebe, ohne imNachhall der Kirche zu verschwimmen. Lediglich in manchem Ensemble hätte man sich eine bessere Feinabstimmung gewünscht. Hanna Ely (Sopran), die kurzfristig für die leider erkrankte Dorothee Mields eingesprungen war, Paul-Antoine Bénos-Dijon (Countertenor), Thomas Hobbs (Tenor) und Romain Bockler (Bass) konnten dessen ungeachtet stimmlich weitgehend überzeugen. Quasi als Intermezzi bereicherten das Choralvorspiel „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ BWV 690 (Emmanuel Arakelian, Orgel) und die Arie „Wie furchtsam wankten meine Schritte“ (aus BWV 33), von Paul-Antoine Bénos-Dijon mit lyrischer Andacht gesungen, das Programm. Olivier Spilmont ließ Alia Mens mit durchaus straffen Tempi, aber niemals gehetzt, musizieren. Wie ging es wohl in den Londoner Tavernen und Wirtshäusern gegen Ende des 17. Jahrhunderts zu, als man gerade die puritanischen freud- und kunstlosen Jahre der Herrschaft Oliver Cromwells hinter sich gebracht hatte? Endlich durfte wieder öffentlich musiziert, Theater gespielt und getrunken werden. Was man denn auch gerade an diesen geselligen Orten mit Hingabe tat. Eine sehr eigenwillige und kurzweilige Sicht auf diese „Playhouse Sessions“ hatten die Barokksolistene und ihr Leiter Bjarte Eike zu nächtlicher Stunde im Leeren Beutel. Schon zum dritten Mal waren die Norweger zu Gast in Regensburg und begeisterten erneut ihr Publikum mit einer bunten Mischung aus Folk und Alter Musik, Tanz und Slapstick: zwei Stunden Non-Stop-Programm bei sommerlichen Temperaturen, dazu reichlich Gelegenheiten zum Mitklatschen und -singen. Auch so ein Programm bereichert ein Festival historisch informierter Aufführungspraxis und ist dabei vielleicht authentischer als man ahnt... Am letzten der diesjährigen Tage Alter Musik durfte ich in der Niedermünsterkirche In Echo (Gawain Glenton, Zink & Bojan Čičić, Violine) im Reichssaal La Rêveuse und die Sopranistin Maïlys de Villoutreys in der Niedermünsterkirche

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