Tage Alter Musik – Almanach 2023

Tage Alter Musik Regensburg 2023 41 Compagnia beruft sich dabei auf ein 1809 erschienenes Arrangement von Carl Friedrich Ebers. Dieses ist aber, wenn man den Programmtext richtig interpretiert, so problematisch, dass man eine Bearbeitung der Bearbeitung spielte… Das Ergebnis hörte sich dennoch nach „Lost in Instrumentation“ an – ein in seiner verkorksten Balance zwischen Streichern und Bläsern irritierendes Kuriosum. Besser funktionierte die an schlimmste Corona-Einschränkungen gemahnende Version von Beethovens „Eroica“. Auch ihr hätten allerdings bei allem heroischen Ingrimmmehr Feinschliff und Klangkultur gut getan. Den Streicher-Höhepunkt bildete in dieser Hinsicht das Recital von Lucile Boulanger. Begleitet von Pierre Gallon am Cembalo entfaltete sie die komplette Farbpalette der Viola da Gamba in einem französisch-italienischen Programm aus Originalwerken und Bearbeitungen (Forqueray, Couperin, Corelli u.a.). Ihre beiläufig servierte Virtuosität und ihr subtiles Spiel mit Ausdrucksnuancen war eine der herausragenden Solodarbietungen in der Geschichte des Festivals. Vokale Fundstücke Diese Intensität vermisste man ein wenig beimKonzert von Contrapunctus, in Sachen Homogenität, Intonation und Geschmeidigkeit der Linienführung zweifellos ein hervorragendes britisches Vokalensemble. Der im hellen Bereich des Farbspektrums angesiedelte Klang bleibt über weite Strecken monochrom, das Bassfundament ist wenig präsent und Leiter Owen Rees tendiert dazu, über harmonische Spannungen hinwegsingen zu lassen. Das eine oder andere Stück in kleinerer Besetzung hätte dem auf höchstem gesanglichen Niveau präsentierten, aber auch etwas einförmigen Programm spanischer A-cappella-Renaissance (Morales, Victoria, Guerrero u.a.) wohl gut getan. Auch die reinen Bach-Vokalprogramme der Regensburger Domspatzen mit L’arpa festante (Oster- und Himmelfahrtsoratorium) und von Alia Mens (Kantaten BWV 8 und 13 u.a.) kamen über niveauvolles Singen und Musizieren selten hinaus. Klug kontrastierend und sich immer weiter steigernd hatten drei belgische Ensembles ihr Konzert mit Musik des italienischen Frühbarock aufgebaut: Die samtig verschmelzenden Gamben des Hathor Consorts, die individuell sehr charakteristischen, im Verbund wunderbar zusammenfindenden Stimmen des Pluto-Ensembles und der mächtige Klang der Zinken, Trompeten und Posaunen von Oltremontano wechselten einander ab, kamen in immer neuen Kombinationen zusammen und vereinten sich schließlich zu umwerfender Pracht. Eine Entdeckung war das Requiem des im italienischen Stil komponierenden Wiener Hofmusikers Christoph Strauß: eine überraschend eigenwillige Musik voller feinsinniger Klangregisterwechsel. Gekrönt wurde der herausragende Auftritt vom „Laudate Dominum“ und demMagnificat aus Monteverdis „Selva morale“. In den Bereich des historisierend Spekulativen entführten die Ensembles Dialogos und Kantaduri ihr Publikum. Aus italienischen und kroatischen Textquellen des 16. Jahrhunderts haben sie die Geschichte Hekubas, der letzten Königin von Troja, montiert und mit Musik zwischen archaischer Rezitation und kraftvollen Choreinlagen versetzt. Mit sparsamen szenischen Mitteln und dank der Intensität von Katarina Livljanic in der Titelrolle entfaltete das kompakte Drama trotz einer gewissen klanglichen Eintönigkeit seine eigenwillige Kraft. Mit ihrem unprätentiösen, von keinerlei Marketing- oder Vermittlungsverrenkungen verwässerten Programm haben die Tage Alter Musik Regensburg einmal mehr intensive Verbindungen zwischenMusik, Ausführenden und Zuhörenden hergestellt. Wie sagte die Biber-Bezwingerin Meret Lüthi so schön: „Danke für Ihre Ohren.“ Wir haben zu danken. La Rêveuse & die Sopranistin Maïlys de Villoutreys in der Niedermünsterkirche STIMMEN ZUM FESTIVAL TAGE ALTER MUSIK 2023 On behalf of myself and all of ensemble In Echo I want to say a huge thank you for making today’s concert possible. After all the difficulties with COVID you had every chance to say ’sorry - this isn’t going to work’, but you stuck with us. I’m very grateful to all of you. I hope the concert was everything you hoped for. We had a wonderful time playing for such a warm and appreciative audience in such a beautiful room (and people even tolerated my German mistakes…). I do hope we get to visit again if there is an opportunity. Gawain Glenton In Echo

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