Tage Alter Musik – Almanach 2023

Tage Alter Musik Regensburg 2023 51 gangenen, das Osteroratorium einleitenden Sinfonia einige Bläser die Intonationsreinheit nicht immer bis auf den Grund ausloten konnten. Das gilt auch für die Solo-Oboe im daran anschließenden Adagio-Satz, wenngleich hier einige kleinere Unsauberkeiten doch noch etwas deutlicher zutage traten. Ansonsten setzten das Orchester und der Chor unter der Gesamtleitung des Regensburger Domkapellmeisters Christian Heiß während des gesamten Abends die Partituren geschlossen sauber um, und beide Parts kommunizierten lebendig miteinander. Die Vokalsolisten Katja Stuber (Sopran), Anne Bierwirth (Alt), Michael Mogl (Tenor) und Christof Hartkopf (Bass) brachten sich ebenfalls kommunikativ in das Geschehen ein, artikulierten in den Secco-Rezitativen und Arien verständlich und intonierten bis in die Koloraturen hinein sauber. Hier und da hätte vielleicht eine noch etwas emotionalere Auslegung des Affektgehalts nicht geschadet. Die Domspatzen entwickelten im SchlussChoral des Himmelfahrtsoratoriums ein beeindruckendes Klangvolumen. So erlebte man zum Auftakt der diesjährigen Regensburger Tage Alter Musik insgesamt ein zwar anspruchsvolles und solides, aber nicht herausragendes Eröffnungskonzert, das vom Publikum begeistert aufgenommen wurde. Ein Kuriosum der mehrfachen Art erwartete das Publikum am Pfingstsonntag abend in der Regensburger Dreieinigkeitskirche im Rahmen der Tage Alter Musik. Erstens präsentierte das deutsche Ensemble „Compagnia di Punto“ kammermusikalische Bearbeitungen von Mozarts 40. Sinfonie und Beethovens 3. Sinfonie („Eroica“) für elf Solisten. Das ist ohnehin schon mutig, denn diese von sinfonischer Klangfülle geprägtenWerke auf einzelne Instrumente zu reduzieren, welche dann die jeweiligen Stimmblöcke verkörpern, muss vor allem bei den einzeln doch relativ leisen hohen Streichern wie Violinen und Bratschen gut durchdacht sein. Und genau in Letzterem liegt das zweite Kuriosum. Denn nach im Programmheft veröffentlichten eigenen Angaben suchte sich das Ensemble mit den Bearbeitungen von Carl Friedrich Ebers (1770 bis 1836) zwei Arrangements aus, die es selbst nicht besonders ausgereift findet. Deshalb spielte es die Werke nicht in Ebers Originalbearbeitungen, sondern in erneuten Revisionen dieser Bearbeitungen durch den Herausgeber Roland Steinfeld beziehungsweise durch die „Compagnia di Punto“ selbst. Dass der Naturhornist und Leiter des Ensembles, Christian Binde, das Ganze im Programmheft in einem essayistisch anmutenden Artikel erklärt, in welchem er beispielsweise Beethovens Erster Sinfonie 40 Zeilen einräumt, obwohl das Werk gar nicht auf dem Programm stand, könnte man schon fast als drittes Kuriosum des Abends bezeichnen. neuer einblick in die partituren Deshalb durfte man auf diesen Auftritt besonders gespannt sein. Und in der Tat vernahmman hier etwas ganz Außergewöhnliches. So wurde man in eine Zeit zurückversetzt, in welcher die Menschen, die sich keinen Besuch eines Orchesterkonzerts leisten konnten, die Sinfonien Mozarts oder BeetMusikalisches Experiment auf hohem Niveau Das Ensemble „Compagnia di Punto“ mit kammermusikalischen Sinfoniebearbeitungen bei den Regensburger Tagen Alter Musik Autor: Stefan Rimek // 31. Mai 2023 Die Compagnia di Punto in der Dreieinigkeitskirche

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