Tage Alter Musik – Almanach 2023

Tage Alter Musik Regensburg 2023 59 ler einzuweisen, wer steht wo, welches Podest gehört wohin und dann gibt es Probenbetreuer. Die kümmern sich einfach darum, wenn die Künstler ankommen, dass sie schon mal proben können. Dann gibt’s Schlepper, die einfach einen ganzen Tag nur Stühle transportieren von einer Kirche zur nächsten. Transporteure, die eben den Sprinter fahren, Instrumentenbeauftragte, die hauptsächlich dafür da sind, die Tasteninstrumente zu verwalten, also das Cembalo oder das Claviorganum von A nach B zu fahren.“ Zwei Orgeln und einige Notenständer mussten sie am vergangen Samstag für das Nachtkonzert in die Schottenkirche fahren: das Ensemble Holland Baroque hat dort gespielt. Ein weiterer Höhepunkt dieser Tage Alter Musik in zweifacher Hinsicht: man hat unbekannte Musik gehört, noch dazu ganz fein und plastisch musiziert. Das Ensemble Holland Baroque wird von den Zwillingsschwestern Judith und Tineke Steenbrink geleitet. Sie haben Noten gefunden, die in den Klöstern Brabants im 17. Jahrhundert gespielt wurde. Und dann ging die Arbeit los, erzählt Tineke Steenbrink, denn sie mussten ”O-Ton Tineke Steenbrink: „Selber die Partituren machen, weil es waren sogenannte Stimmbücher...man findet dann zwölf oder neun Stimmbücher von einem, die Sänger, Sopran Altus und dann Geige eins, Geige zwei. Das muss man dann erst mal so zusammenbringen, weil wir heutzutage, wir sind Partituren gewohnt. Es ist ein Aufwand, aber es ist auch eine Freude. Und man spielt dann das zum ersten Mal und niemand hat das gemacht und die Musik ist wunderbar. Das gibt eine wahnsinnige Energie, wenn man sowas rausfindet“ Und diese Musik haben die Schwestern Steenbrink sehr farbig instrumentiert. In dem innigen „Amo te“, „Ich liebe dich, o gütiger Jesus“, zuerst begleitet die Harfe den Gesang der Sopranistin, in der zweiten Strophe die Theorbe und in der dritten Strophe schließlich Geige, Gambe, Theorbe und Harfe. Eine sanfte Steigerung der Innigkeit Musik: Anonym: Niederländisches Graduale: „Amo te“ Benedictus à Sancto Josepho: Magnificat Holland Baroque, Ltg.: Judith & Tineke Steenbrink Das Magnificat aus dem opus 5 von Benedictus à Sancto Josepho und davor haben wir Amo te, Ich liebe Dich, o gütiger Jesus eines anonymen Komponisten gehört, musiziert vom Ensemble Holland Baroque bei den Tagen Alter Musik in Regensburg. Musik, die die Schwestern Steenbrink ausgegraben haben, sie wurde im 17. Jahrhundert in Klöstern der Provinz Brabant musiziert.1648 wurde es in den Vereinten Provinzen der Niederlande verboten, seinen katholischen Glauben öffentlich zu leben, die Menschen flohen in Enklaven, wo sie ihren Glauben noch praktizieren konnten, z.B. nach Brabant. Dort konnte es dann sein, dass an einem Sonntagmorgen 10 Protestanten in der Dorfkirche waren, während 200 Katholiken in einem Provisorium ihren Gottesdienst gefeiert haben. SWR2 Alte Musik, heute mit einem Rückblick auf die Tage Alter Musik in Regensburg. Der Abend mit Holland Baroque war ein weiterer Höhepunkt in diesem Jahr. An den Pfingsttagen konnte man nicht nur 16 Konzerte mit außergewöhnlichen Spezialprogrammen und in ungewöhnlichen Beset zungen hören, sondern auch beeindruckend viele sehr gute Ensembles wie z.B. Oslo Circles oder In Echo hören und einige junge Musikerinnen und Musiker, wie die Gambistin Lucile Boulanger, die Geigerin Meret Lüthi oder das Ensemble Ludus Instrumentalis bestaunen können. Alles junge Musikerinnen und Musiker, deren Technik so unfassbar gut ist, dass sie mit beeindruckender Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit auf ihren Instrumenten musizieren und dabei tiefgründig und mitreißend Musik machen. Wie eine Mozart- oder eine Beethoven-Sinfonie in kleiner Besetzung klingt, hat die Compagnia di Punto mit ihren 11 Musikern gezeigt. Warum es solche Bearbeitungen gab, erklärt der Hornist und Leiter der Gruppe, Christian Binde: ”O-Ton Christian Binde: „Großbesetzte Werke waren natürlich ein sehr, sehr teurer Spaß. Ich vergleiche das immer ganz gerne mit Fußballmannschaften und ein großes, gutes Orchester, das war mehr als normale Luxusartikel. Also da musste man schon wirklich Wirtschaftskraft haben, um sich das dauerhaft leisten zu können und in der Zeit, wo die Symphonien entstanden sind, ist es ja noch nicht oder fing das erst an sich aufs Bürgertum umzulegen. Also es war ein einzelner Adeliger meistens oder Verena Tomys, eine langjährige Mitarbeiterin der TAM Tineke Steenbrink beim Besuch der Ausstellung im Salzstadel an der Steinernen Brücke

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