Tage Alter Musik – Almanach 2023

SWR2 60 die Kirche, die das Hauptgeld zusammengetragen haben dafür und das konnte sich eben nicht jeder leisten. Aber die Musik war extrem populär und viele Leute wollten sie hören. Und gerade natürlich in den Ländern wie in Deutschland, wo es sehr viele kleine Höfe gab und viele kleine Versailles und lauter kleine Sonnenkönige wollte jeder nach Möglichkeit ein repräsentatives Ensemble, Musik haben. Musik hatte so einen hohen Stellenwert, war so wichtig, dass man mit kaum etwas besser repräsentieren konnte wie mit einem guten Ensemble. Und ja, die, ich sage mal die Greatest Hits in der Zeit, wenn man sie hören wollte, hat man sie selber gespielt in Hausmusik und für so was waren natürlich solche Arrangements fantastisch, oder man hat sich kleine Ensembles geleistet und das hat für die Verbreitung gesorgt.“ Musik: Ludwig van Beethoven: 1. Satz aus der Sinfonie Nr. 3, Es-Dur Compagnia di Punto, Ltg.: Christian Binde So klingt der Beginn der Eroica-Sinfonie von Ludwig van Beethoven, wenn mal kein großes Orchester, sondern das Ensemble Compagnia di Punto spielt. Sie haben eine Bearbeitung dieses Stücks von Carl Friedrich Ebers, die 1818 erschien, mit kleinen Änderungen bei den Tagen Alter Musik in Regensburg gespielt. Tolle Truppe, super musiziert! Seit vielen Jahren werden die Tage Alter Musik in Regensburg mit einem Konzert der Regensburger Domspatzen eröffnet. Sie haben das Oster- und das Himmelfahrtsoratorium von Johann Sebastian Bach zusammen mit dem Ensemble L’arpa festante musiziert. Wer mit den Domspatzen zusammen spielt, bestimmen sie selbst und sie haben in den vergangenen Jahren tolle Eröffnungskonzerte geboten. Dieses Jahr leider nicht, ein Bach ohne Drive an diesem Abend, so dass schon ein paar Zuhörer zur Pause gegangen sind und das erlebt man selten bei diesem Festival. Die Bach-Fans kamen dann beim Konzert mit der französischen Gruppe Alia Mens voll auf ihre Kosten. Die Tage Alter Musik Regensburg endeten dann mit einem grandiosen Konzert des polnischen Orchesters {oh!} Orkiestra. 2012 hat die Geigerin Maryna Pastuszka das {oh!} Orkiestra gegründet und dieses {oh!} ist nicht nur optisch im Programmheft ein Hingucker, sondern auch akustisch ein Hinhörer. So viel Präzision im Orchesterspiel, so viel Spielfreude, einfach toll! Sie haben Suiten aus dem 17. und 18. Jahrhundert gespielt, mit dabei auch Werke von Johann Caspar Ferdinand Fischer. Er hat Ouvertüren-Suiten in seiner Sammlung „Le Journal du Printemps“ von 1695 herausgebracht. Diese Suiten beginnen mit einer Ouvertüre, an die sich mehrere Tanzsätze anschließen. Da Fischer sich am Versailler Hof orientiert hat, also an der Musik von Jean-Baptiste Lully, gibt es eine französische Ouvertüre, die Streicher spielen dabei im fünfstimmigen Satz und es folgen mehrere Tanzsätze. Martyna Pastuszka, die Leiterin und Konzertmeisterin des Orchesters, hat die Tanzsätze sehr farbig und passend zum Charakter instrumentiert. Sie ist ein Energiebündel, mit jeder Faser ihres Körpers fühlt sie die Musik und taucht völlig in sie ein. Das überträgt sich auf alle Mitmusiker*innen und so groovt es gehörig in den schnellen Tanzsätzen und hat eine tiefe Beseeltheit und Innigkeit in den langsamen Sätzen. Musik: Johann Caspar Ferdinand Fischer: Ausschnitt aus der Ouvertüre dMoll Nr. 4 aus Le Journal du Printemps, Augsburg 1695 {oh!} Orkiestra, Ltg.: Martyna Pastuszka Wenn so ein fachkundiges Publikumwie das der Tage Alter Musik in Regensburg mitten in einem Werk vor Begeisterung klatscht, dann ist das ein Ritterschlag für das Holland Baroque in der Schottenkirche

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