Tage Alter Musik – Jubiläumsschrift 2009

Überraschungen aus Osteuropa In den 80er und 90er Jahren gab es noch wenig aus osteuropäischen Ländern zu hören. Gewiss in Ungarn die Capella Savaria . Die Capella Savaria unter Pál Nemeth hatte durch eine CD mit Bachdialogkantaten auf sich aufmerksam gemacht. Mária Zádori, Sopran, und Klaus Mertens, Bass, waren die Solisten eines faszinierenden Nachtkonzerts 1991 in der Minoritenkirche. Mária Zádori, die einige Stunden vor dem Konzert um Ersatz wegen Erkältung nachsuchte, trotzte den kühlen Temperaturen in der Minoritenkirche – ein eindrucksvoller Beweis, wie man mit makelloser Gesangstechnik trotz Erkältung eine ausgezeichnete Leistung erbringen kann. Das Festival 1991 war neben dem Festival 1986 das bislang „kälteste“ – ein Beweis übrigens, dass man weder im Mai noch im Juni, je nachdem wie Pfingsten terminlich liegt, vor kalter Witterung geschützt ist. 1997 kam die Capella Savaria mit zwei halbszenischen Opernproduktionen wieder nach Regensburg: Pergolesis ‚La serva padrona‘ und Mozarts ‚Bastien und Bastienne‘. Schade, dass Biergartenwetter war. Die Aufführung hätte sicher mehr Zuhörer verdient gehabt. Das Orchester Concerto Armonico , das unter Miklós Spányi in einem Sonderkonzert (C. Ph. E. Bach) 2005 auftrat, bestand aus vielen Mitgliedern der Savaria. Beachtenswert unter Estlands Musikern ist Andres Mustonen , da er nicht nur mit seinem Renaissanceensemble auftritt, sondern auch als Barockgeiger, so geschehen 1994, als er sich zusammen mit Ivo Sillamaa an die schwierigen Bach-Violinsonatenliteratur wagte. Dass es im tschechischen Nachbarland immer schon einen Kreis von Alte-Musik-Spezialisten gab, konnte man spätestens 1993 erfahren, als junge tschechische Musiker ( Octavia 92, Concertino Notturno Praha) die Johannespassion interpretierten. Ihr Leiter, Andreas Kröper, verfolgte dabei vor allem hin- sichtlich der Tempi interessante Ansätze, wie er in einer zuvor veröffentlichten CD demonstrierte. Die Meinungen über seine Aufführung gingen weit auseinander. So gab es erstmals und zum einzigen Mal Buhrufe für ein Konzert der Tage Alter Musik. Erst vor einigen Jahren konnte man beobachten, welch interessante Szene im Nachbarland herangereift war. Am bekanntesten die Musica Florea , die unter Marek Stryncl 2002 ein Telemann-Konzert gab. Bereits 2000 war es zu einer Zusammenarbeit mit den Regensburger Dom- spatzen gekommen und (u.a.) Bachs Magnificat zur Aufführung ge- bracht worden. Im Jahr 2003 stellte das Collegium 1704 (Prag) mit dem Cembalisten Václav Luks ein wenig bekanntes Barock-Repertoire aus Prag, Wien und Dresden vor. 2005 gewährte das Collegium Marianum einen Einblick in das Musikleben Prags im 18. Jahrhundert (Brentner). Es trat mit Gesangssolisten auf, darunter Hana Blazíkowá, die inzwischen international sehr gefragt ist, sowie mit der Flötistin und Leiterin Jana Semerádová. 2008 wurde das Ensemble erneut nach Regensburg eingeladen und lieferte einen besonders spektakulären Auftritt. Zu europäischer Musik des 18. Jahrhunderts bot das Tanzensemble Cracovia Danza höfische Tänze und (polnische) Volkstanz- weisen in originalen Choreographien und prächtigen Kostümen. Ein Augen- und Ohrenschmaus am 110 Musica Florea (2002) Collegium 1704 (2003)

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