Tage Alter Musik – Jubiläumsschrift 2009

tierte – live im Rundfunk übertragen – Orchestersuiten von Bach und Rameau sowie eine Bach-Kantate. Das norwegische Orchester arbeitet auch mit einem anderen Dirigenten zusammen, Andrew Parrott, einer der herausragendsten Persönlichkeiten der historischen Aufführungspraxis – als musikalischer Leiter und als Wissenschaftler. 2002 hat er in Regensburg mit dem Norsk Barokkorkester und zusam- men mit dem Taverner Consort (London) Vokalwerke Bachs interpretiert. Joshua Rifkin war privater Gast und lauschte aufmerksam der Aufführung. Nicht in so guter Erinnerung dürfte dieses Konzert bei den Verantwortlichen des Bayerischen Rundfunks verblieben sein, da Andrew Parrott aufgrund unüber- brückbarer Gegensätze hinsichtlich der Mikrophonierung die Rundfunk(live)übertragung scheitern ließ. Ketil Haugsand wirkte als Cembalist ebenfalls bei dieser denkwürdigen Bach-Aufführung mit, die einer der ersten und konsequentesten Vertreter der solistischen Besetzung Bachscher Vokalwerke leitete. Ein weiteres führendes Barockensemble Skandinaviens ist das dänische Concerto Copenhagen , das unter der Leitung des Cembalisten Lars Ulrik Mortensen arbeitet. Zusammen mit der Sopranistin Susanne Rydén wur- den 1998 eine Bach-Kantate und eine Händel-Motette neben Orchester- werken Telemanns und Goldbergs aufgeführt. Neben dem Bayerischen Rundfunk war auch der dänische Rundfunk zugeschaltet. Lars Ulrik Mortensen ist dieses Konzert bis heute als Hitzeschlacht im Gedächtnis geblieben. In Erinnerung geblieben sind dem Regensburger Publikum auch das Programm und die Vorstellung des schwedischen Stockholm Baroque Ensembles (2006). Wiederum mit der Sopranistin Susanne Rydén und mit einer Tanzchoreographie wurde eine fiktive ‚Reise der Königin Christina von Stockholm nach Rom‘ insze- niert, um Musik entlang der Reiseroute erle- ben zu lassen. Die Ensemble-Leiterin Maria Lindal erzählte in einer kurzen Begrüßung vor Konzertbeginn von einem privaten Er- lebnis: 1995 lernte sie als Violinistin im Norsk Barokkorkester beim Regensburger Auftritt den Fagottisten Mats Klingfors ken- nen, den sie inzwischen geheiratet hat; nach 10 Jahren sei sie nun an den damaligen ‚Tatort‘ wieder zurückgekehrt. Der Eindruck, dass nach London Baroque, Trevor Pinnock, Andrew Parrott und Hogwood die englische Alte-Musik-Szene an Innovationskraft verloren habe, wurde durch junge Künstler widerlegt, die sich Red Priest nannten und 2004 ein ‚nächtliches Barockspektakel‘ in den Reichssaal zauberten, bei dem extravagant und unkonventionell, in jedem Fall aber fulminant gekonnt aufgespielt wurde. Höchst beachtlich ist die Szene in Belgien , welche viele spontan mit Philippe Herreweghe assoziieren. Nachdem er mit seinem Vokalensemble Ensemble Vocal Européen de la Chapelle Royale bereits 1992 zu Gast war und dabei Vokalmusik der Renaissance interpretierte, ist es den Veranstaltern gelungen, 112 Stockholm Baroque Ensemble (2006) Concerto Copenhagen (1998)

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