Tage Alter Musik – Jubiläumsschrift 2009

wurde schon hingewiesen. 2008 gastierte The Netherlands Bach Society in Regens- burg, das durch seine Bach-Interpretation (Einspielungen der großen Vokalwerke Bachs) auf sich aufmerksam gemacht hatte. In der Aufführung der h-Moll- Messe unter der Leitung von Jos van Veldhoven wurden die exzellenten Vokal- solisten und das hochkarätig besetzte Originalklang-Orchester allen Erwartun- gen gerecht. Die französische Barock-Szene war seit den 70er Jahren durch die richtungsweisende Wiedergabe fran- zösischer Barockmusiktradition hervorgetreten. Namentlich Jean Claude Malgoire und seinem Orchester gebührt das Verdienst, die Alte-Musik-Welt mit den Werken Rameaus und Lullys bereichert zu haben. Neben Malgoire (1986), der französischen ‚Institution‘ der 70er und 80er Jahre, ist auch eines der führenden Barock- orchester Frankreichs der 90er Jahre bei den TAM aufgetre- ten: Marc Minkowski und sein Orchester Les Musiciens du Louvre boten aus ihrem Schwerpunktrepertoire 1995 exzel- lente Kostproben, u.a. mit einer Rameau-Suite, der dritten Orchestersuite von Bach und einem Orgelkonzert von Händel. In den letzten zwei, drei Jahren ist die Alte-Musik-Szene in Frankreich geradezu ‚explodiert‘; junge Ensembles mit innovativer, technisch perfekter Gestaltungs- kraft traten an die Öffentlichkeit. Der Ehrgeiz der TAM-Veranstalter, als ‚Avantgarde‘ in der Szene sol- che neuen Künstler dem Publikum frühzeitig vorzustellen, wurde auch in diesem Falle mehr als belohnt. Zurück an die Schwelle der frühen Barockmusik Italiens führte La Fenice unter Jean Tubéry. Die Musiker spielten abwechslungsreich und makellos Kammermusik, wie sie am kaiserlichen Hof in Wien erklungen ist. Einen gewagten Exkurs in dieselbe Zeit, aber in eine bislang völlig unerforschte Region unternahm – ebenfalls 2006 – das Ensemble XVIII-21 Musique des Lumières (Jean-Christophe Frisch), indem es ein barockes Konzert rekonstruierte, wie es in Peking am Beginn des 17. Jahrhunderts gespielt worden sein könnte. Neben europäischen Werken waren in der St.- Oswald-Kirche exotisch klingende chinesische Stücke zu hören, wie sie von den missionierenden Jesuiten gespielt und überliefert wurden. Neben solchen originellen Experimenten überraschte die junge Szene Frankreichs aber auch damit, dass sie sich der Bachschen Instrumentalmusik zuwandte. Drei Orchester stellten in Regensburg unter Beweis, dass sie derzeit mit am aufregendsten Bachsche Musik zu interpretieren wissen: 2006 das Barockensemble Amarillis (Héloise Gaillard) mit Instrumentalwer- 114 The Netherlands Bach Society in der Dreieinigkeitskirche (2008) Les Musiciens du Louvre (1995) XVIII-21 Musique des Lumières (2006)

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